Instant Credo
Nach den hohen Feiertagen ist die Gretchenfrage besonders aktuell. In Österreich wendet sich laut einer Umfrage der Glaube offenbar vom Kanonischen ab und geht oft sehr individuelle Wege. So glauben 15 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung, dass es Menschen gibt, die zaubern können. Das erklärt vielleicht den regen Zuspruch für den jetzigen Bundeskanzler bei der letzten Wahl. 72% glauben hingegen an gutes Karma. Wie man dazu kommt, scheint eher unklar, Wer in diesem Land öfter im Straßenverkehr zugange ist, weiß, dass hier der Aufbau guten Karmas keine Rolle spielt. Auffallend ist aber der Weg zum Esoterischen. Immerhin 60% glauben an Kraftplätze, deren Besuch einen geistig stärkt. Der NEOS- und FPÖ-Wählerschaft ist dieser Gedanke besonders fern. Das überrascht dann doch. Wie erinnerlich sind uns der kultähnliche Umgang mit dem Ulrichsberg oder dem Haider-Unfallort. Auch der Baum umarmende NEOS-Chef kommt da in den Sinn. Zwiegespalten ist die Nation in der Frage, ob es Engel gibt. Leider selten abgefragt werden andere Glaubensrätsel. Etwa warum die SPÖ glaubt, der Kanzlerposten wäre nur für sie reserviert. Warum die Grünen noch immer glauben, sie müssten nicht erwachsen werden. Oder warum glauben einige Qualitätsmedien ernsthaft, anonyme Postings hätten etwas mit Meinungsfreiheit zu tun? Erstaunlicherweise glaubt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung noch immer an die Deutsche Einheit. Dagegen mutet der Osterhase oder so ein richtig hübscher Engel geradezu real an. Der erstaunlichste Glaube bleibt allerdings jener, der solchen Umfragen irgendeine Bedeutung beimisst. Glaube ich zumindest.