Zerwaltung
Mit Freude liest man „Ex-Politiker machen sich für Verwaltungsreform stark“. Die Erbauung ist auch einer versteckten Pointe geschuldet, die diesem Sätzchen innewohnt. Ebenso könnte man lesen, dass Ex-Fußballer erklären, wie sie Weltmeister hätten werden können. Hier wie dort stellt sich die Frage, warum sie es in ihrer aktiven Zeit nicht geschafft haben. Es sind durchaus vernünftige Vorschläge zu hören, wie die Abschaffung des Bundesrats. Der ist ja ein verfassungsmäßig abgesichertes Frühpensionsmodell bei vollen Bezügen. Dort wird, wenn überhaupt, nur aufgeschoben. Insofern kann er als Synonym gelten für die großen Projekte der Republik. Dieser prinzipiell richtige Gedanke wird allerdings abgeschwächt durch die gleichzeitige Aufstockung des Nationalrats auf 199 Sitze. Dieses Land hat, wenn man Landtage, Nationalrat und Bundesrat addiert, ca. 600 Volksvertreter. Von den Gemeinden ganz zu schweigen. Wer Zeit und den nötigen abseitigen Humor besitzt, kann Zeuge jener Rhetorikkunst werden, die dort Standard ist. Nun hat vermutlich jedes Volk die Vertretung, die es verdient. Aber müssen es gleich so viele sein, die uns unseres Schicksals gemahnen? Verwaltung in Österreich war immer Versorgungspolitik mit sinnlosen Mehrfachzuständigkeiten. Es wird nicht verwaltet, sondern zerwaltet und jede Einsparung mit aller Gewalt verhindert. Ließe man nämlich Vernunft walten, würde sich die Zunft ins eigene Fleisch schneiden. Das wissen auch die jetzigen zuständigen Sachwalter im Parlament. Doch sollten sie einmal aus der Politik ausgeschieden sein, werden auch sie sicher wissen, wie es gegangen wäre.