Der mysteriöse "b'schriebene Stoa" im Viggartal
Ein riesiger Monolith ganz in der Nähe von Innsbruck bewegt seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen. Um den b’schriebenen Stein’ des Viggartales ranken sich Mythen und Legenden. Das Viggartal ist ein rechtes Seitental des Wipptales. Es führt von Ellbögen aus zuerst nach Osten, um dann etwas abrupt nach Süden abzubiegen. Auf dem Weg gelegen: das Meissnerhaus.
Das Meissnerhaus im Viggartal
In einigen alten Schriften ist die Rede davon, dass der Stein für Suchende geheime Inschriften offenbarten. Deshalb auch der Name ‚b’schriebener Stein’ oder ‚geschriebener Stein’. Genau das wollte ich mir genauer anschauen und veranstaltete eine Art Expedition ins Viggartal. Gemeinsam mit meinem Freund und Buchautor Thomas Walli und dem Fotografen Danijel Jovanovich wollte ich erforschen, was denn im Stein geschrieben steht.
Der b'schriebene Stein im Viggartal. Ein riesiger Monolith.
Ich war schon einmal beim b’schriebenen Stein und hatte auf dem Weg dorthin auf dem Hochleger einige Schalensteine entdeckt. Untrügliches Zeichen, dass prähistorische Menschen diesen Platz als einen besonderen betrachteten. Was die Schalen bedeuten könnten eröffnet eine Schweizer Schrift.
Meine Erkenntnis der ersten Erkundung: der b’schriebene Stein steht auf einem Platz, von dem aus die Viggarspitze als wunderschöne, gleichseitige Pyramide erscheint. Also eine Bergspitze, die die Aufmerksamkeit früher Religionen auf sich gezogen hatte.
Die Viggarspitze erscheint vom b'schriebenen Stein aus gesehen eine perfekte gleichseitige Pyramide.
Um mögliche Kraftlinien zu erkunden bat ich meinen Freund Thomas Walli, mit mir zum Stein aufzusteigen. Ausgerüstet mit Kohlepapier und dünnem ‚Seidenpapier‘ stiegen wir schon in aller Früh zum b’schriebenen Stein auf. Der Weg führt zuerst zum Hochleger mit den Schalensteinen.
Halbkugelförmige Vertiefungen, künstlich erzeugt, werden 'Schalen' genannt.
Völlig überraschend taucht plötzlich ein trassierter Weg auf, wo man ihn keinesfalls erwarten kann. Um einen Forstweg kann es sich nicht handeln, da die trassierte Strecke mitten im Hang beginnt und nach einigen hundert Meter wieder aufhört. Das ist - wie mir der ehemalige Landesgeologe versicherte - sicher ein von Kaiser Maximilian angelegter Reitweg. Der letzte Ritter geruhte mit seiner Entourage zu seinen Jagdgebieten zu reiten. Um dies auf möglichst rasante Art tun zu können beauftragte er die Jagdgehilfen, Wege zu errichten. Auch ins Viggartal, das laut seinem Tiroler Jagdbuch auch zu seinen bevorzugten Jagdgebieten gehörte.
Von Kaiser Maximilian angelegt: ein Reitweg ins Viggartal.
Beim b’schriebenen Stein angekommen begann ich mit dem ‚Frottieren’. Um die sogenannten ‚Petroglyphen‘, also die Einritzungen in Steine sichtbar zu machen gibt’s dieses einfaches Verfahren: Man legt das ‚Seidenpapier‘ über den Stein und ‚frottiert‘ es mit Kohlepapier, wie es früher als Durchschlagspapier für Schreibmaschinen Verwendung gefunden hatte. Die Vertiefungen im Stein bleiben weiß und werden so sichtbar.
Die Frottiermethode macht Steinzeichnungen sichtbar.
Zur gleichen Zeit erkundete Thomas Walli den Stein mit radiästhetischen Methoden. Einfach ausgedrückt: er ist spezialisiert darauf, Kraftgitter mit einem Pendel zu orten. Thomas ist Autor des höchst interessanten Buches „Das Raetiastein GPS“, in dem er über die Entdeckung eines 6.000 Jahre alten prähistorischen Navigationssystems berichtet. Ein System, das auch in Tirol noch immer funktioniert.
Mit einem Pendel erforschte Thomas Walli den Stein. Das Ergebnis: er war ein prähistorischer Orientierungspunkt.
Seine Erkenntnis: vom b’schriebenen Stein aus gehen insgesamt 12 von Menschen angelegte Kraftadern aus. Diese Adern gehen von menschlich verlegten Steinen, den „Raetia-Steinen“ aus. Er schließt daraus, dass der b’schriebene Stein Teil des prähistorischen Orientierungssystems gewesen ist. Als Kultstein kommt er weniger in Frage.
Das ‚Frottieren‘ des Steines stellte sich etwas schwieriger als erwartet heraus. Dennoch ist es mir gelungen, alle halbwegs sicht- und fühlbaren Steinritzungen zu erfassen und zu katalogisieren. Interessant auch, dass in alten Schriften behauptet wird, im Stein wär die Jahreszahl 1489 zu erkennen plus der Name Kaiser Maximilians.
Eine Jahreszahl, vermutlich 1577 und zwei mysteriöse Zeichen.
Das mit Maximilian mag durchaus stimmen, ließ er doch einen Reitweg ins obere Viggartal anlegen. Ich habe allerdings zwei Jahreszahlen entdeckt: 1509 und 1577 (oder 1570). Vor allem entdeckte ich alle Arten von Kreuz-Zeichen, vor allem auch das Patriarchenkreuz mit seinen zwei Querbalken, wobei der obere kürzer ist. Etliche Zeichen kann ich nicht deuten.
Das Ergebnis meiner ‚Frottagen‘ habe ich HIER im Innsbruck-Blog veröffentlicht.
Meine Ausflugstipps:
Für alle, die das Viggartal nicht kennen ein Tipp: Von Ellbögen aus erreicht man in rund 2 Stunden Gehzeit das Meissnerhaus, eine wunderbare Schutzhütte mit zwei Kachelöfen, die aus Meissner-Porzellan erbaut worden sind.
Vom Meissnerhaus aus erreicht man den b’schriebenen Stein in zwei bis zweieinhalb Stunden. Für Bergfexe lohnt sich dann der Aufstieg auf die Kreuzspitze oder der Übergang über das Kreuzjoch ins Arztal, von wo aus man wieder nach Ellbögen absteigen kann.
Meine bevorzugte Annäherung an das Viggartal mit einen wunderbaren Ausblick ins Viggartal: Mit der Seilbahn auf den Patscherkofel und von dort bis zur Boschebenhütte. Der anschließende Abstieg ins Viggartal zum Meissnerhaus ist höchster Wandergenuss.