GRÜNMANDL
oder
Das Verschwinden des Komikers
Andreas Vitásek begibt sich auf eine Reise in das Gedankenuniversum des Kabarettisten Otto Grünmandl. Ausschnitte aus dessen Bühnenprogrammen wie „Ich heiße nicht Oblomow“ verbinden sich mit Texten aus der Spätphase und weniger bekannten Gedichten zu einem Porträt dieses einzigartigen Tiroler Künstlers.
Otto Grünmandl, 1924 – 2000. Wo Berge sind, sind Abgründe. Der Kabarettist aus den Tiroler Alpen, vormals Tuchhändler und Rundfunkredakteur, war ein Abgrund, ein melancholischer, tiefer, skurriler. Das Genre Kabarett, in dem sonst Pointen krachen und Attacken klirren, wurde mit Grünmandl zum Ort des Absurden, Aberwitzigen, und der Nonsens entpuppte sich als Sinn des Lebens. Eine Jugend als "Halbjude" hatte ihn geprägt, ein Technik-Studium lehrte ihn, "Selbstverständlichkeiten nicht mehr so selbstverständlich hinzunehmen". Erst mit 50 beschloss er, freischaffender Kabarettist zu werden, der stille Brüter ging ans Netz. Biedermännisch trat er auf in seinen Ein-Mann-Sketchen, streng gescheitelt; als Brandstifter der heilen Welt verließ er die Szene.
(aus einem Nachruf auf Otto Grünmandl, erschienen im SPIEGEL)
PRESSESTIMMEN
Otto Gründmandls beglückende Reinkarnation (FALTER)
…in seiner sorgsam zu einer Hommage verwobenen und feinfühlig gespielten Collage aus Solo- Ausschnitten und Lyrik des exzentrischen Kabarett-Pioniers aus Hall in Tirol erstrahlen die immer wieder aberwitzig ins Absurde abgleitenden Texte und vermeintlich verschrobenen Philosophierereien, befreit vom Tirolerischen, in ihrer ganzen literarischen und poetischen Pracht. (FALTER)
Andreas Vitáseks hinreißende Hommage an den Tiroler Humor-Anarchisten. (KURIER)
Eine Reise durch ein Universum aus verträumten Heiterkeiten, spitzfindigen Beobachtungen und stillen Momenten! Großartig und absurd und großartig absurd. (KURIER)
Kabarettist Andreas Vitasek ehrt seinen großen Kollegen mit einem tollen Programm.(KLEINE ZEITUNG)
Der Wiener Kabarettist Andreas Vitasek, der mit seinen 60 Jahren auch schon ein Dutzend Soloprogramme auf dem Buckel hat, zog nun den Hut vor dem Tiroler Meister und kompilierte aus vermischten Grünmandl-Texten ein exzellentes Programm. (KLEINE ZEITUNG)
Vitásek gewährt Einblick in die nachdenkliche Welt Grünmandls, in der es nicht um lauten Applaus, sondern um das Anregen zum Nachdenken geht. Alles in allem eine große schauspielerische Leistung […].
(WIENER ZEITUNG)
Famose Grünmandl-Hommage (APA)
In diesem Sinne ist es Andreas Vitasek […]hoch anzurechnen, dass er für seine Hommage mit dem Titel “Grünmandl oder Das Verschwinden des Komikers” nicht auf ein sicheres Best of setzt. Er will stattdessen die gesamte Bandbreite des zum Teil schon wieder vergessenen Grünmandl’schen Schaffens präsentieren – und flicht berührende Lyrik ebenso ein wie verquer Philosophisches, immer als respektvoller Interpret, nie als Imitator.(APA)
Selten wurde die Banalität des Irrsinns trefflicher verdichtet. (APA)
Andreas Vitásek verbeugt sich. Weniger vor dem eigenen Publikum als vielmehr vor der fast vergessenen Kabarettgröße, die er gerade wiederaufleben lässt. (DER STANDARD)
Leise und nachdenklich gibt er [Andreas Vitásek] sich in der Rolle des anderen, dessen Humor er mit Mitte zwanzig für sich entdeckt hat. Der Wunsch, einmal Grünmandl zu spielen, entstand früh. Aber erst jetzt, mit 60, fühlt sich der Wiener im richtigen Alter, um den Texten seines Idols vollauf nachspüren zu können.
(DER STANDARD)
Ein vielstimmiges, schillerndes Porträt, in dem neben dem Blödler auch der eigentliche Melancholiker und versteckte Poet zutage tritt. [...] Eine Wiederentdeckung. (DER STANDARD)
Vitásek versucht gar nicht erst, den unvergleichlichen Kollegen zu imitieren; er macht sich dessen Texte zu eigen. (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG)
Alles so schräg, wie Otto Grünmandl nun einmal gedacht hat. Seine Programme waren Radikalangriffe auf die Welt, die ihn umgab. Nach seinem Tod ist die Welt geblieben, wie sie ist. Schön, dass das jetzt wieder wer zurechtrückt. (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG)
Andreas Vitásek […] richtet sich wohnlich im Gedankenlabyrinth des großen Otto Grünmandl ein, spielt mehr und mehr mit dessen Gängen und der Sprache des Hallers. […] Und so halten in den vielen starken Momenten des Abends der Wiener und der Haller geradezu zauberische Zwiesprache miteinander. […] Aus etlichen Programmen Grünmandls, aus seiner Lyrik und Prosa hat Vitásek seinen Abend geformt, der nicht nur skurril und überraschend, sondern auch manchmal erschreckend dunkel, zart und berührend war. Man kann Andreas Vitásek dazu vielleicht am besten mit einem einzigen Wort ein Kompliment machen: Grünmandl.
(ORF TIROL)
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39,2: fiebermonologe. We langsam kann man gehen ohne stehen zu bleiben?
Vitásek und die Dinge des Lebens: Der Literat unter den Kabarettisten entwickelt aus scheinbar privaten Anekdoten ein satirisch-poetisches Loblied auf das ganz normale Leben. Ein kluger, aber auch komischer Abend. (Wolfgang Kralicek)
Vitásek hat wieder was zugesagt. Er soll beim Internationalen Drogenkongress einen zum Thema passenden Kurzauftritt absolvieren. Der Termin rückt immer näher und keine Idee für eine Nummer ist in Sicht. Die Familie räumt das Feld, dem kreativen Schub stünde nichts mehr im Weg, wenn da nicht diese leichten Kopfschmerzen und die erhöhte Temperatur wären.
Von Grippeviren gebeutelt durchforstet Vitásek mit detailreicher Kenntnis die Beipackzettel seiner Medikamentensammlung, vermisst die guten alten Quecksilber-Thermometer, die man noch „raufschütteln“ konnte und lässt seinem grundlegenden Misstrauen gegenüber Ärzten freien Lauf.
Im fieberheißen Kopf vermischen sich die Kindheit in Favoriten mit den Anforderungen moderner Vaterschaft, verlassen die Anekdoten alle herkömmlichen Grenzen von Zeit und Raum, vermischt sich Goethes Erlkönig mit den Missbrauchsfällen der Kirche. Und auch der Mops, liebster Vierbeiner von allen, kommt zu Wort.
Kritiken 39,2° - Ein Fiebermonolog
Wuchteln zum Wohlfühlen
[...] Anspielend auf den französischen Filmklassiker „Die Dinge des Lebens“, beginnt Vitáseks Programm mit dem Schluss. Aber das spielt praktisch keine Rolle, da er nicht eine zusammenhängende Geschichte von hinten aufrollt, sondern nur gelegentlich aufeinander Bezug nehmende G'schichtln aneinanderreiht. Der Verweis auf den Film, in dem Michel Piccoli nach einem Autounfall im Sterben sein Leben vorüberziehen lässt, ist einzige Klammer des Abends.
Auch Vitásek erinnert sich; doch ihm, dem Hypochonder, genügt als Anlass schon "Grippeverdacht". Mit detailreicher Kenntnis nimmt er sämtliche Wirkungen (und vor allem Nebenwirkungen) seiner Medikamentensammlung durch, rekonstruiert Erfahrungen, die er beim Bundesheer mit psychoaktiven Substanzen machte und formuliert seine grundsätzliche Paranoia gegenüber Ärzten, die Röntgenbilder als Rohrschach-Tests verwenden würden: "Bei Diagnosen bin ich Stalinist - da muss Meinungseinheit herrschen. Auch wenn ich's dann eh nicht glaub."
Der hohen Schmäh-Frequenz des ersten Programmviertels folgt eine Entschleunigung, spätestens nach der Pause gibt es Längen. Doch selbst die geraten ihm äußerst sympathisch. Zwischen hysterischer Sorgsamkeit und demonstrativer Gelassenheit oszillierend, ist das Programm ein - fast möchte man sagen: altersweises - Plädoyer für mehr Unaufgeregtheit im Alltag. Selbst Seitenhiebe auf die drei magischen Kabarett-Ks - Kirche, Kärnten, Krone - fallen milde, fast beiläufig aus.
Selbst wenn die Zeitreise ins Jahr 2043 Befürchtungen bestätigt, wonach die Christenheit u. a. von der Invasion des "konfuzianistischen Islamismus aus China" verdrängt worden sein wird - Vitásek pfeift sich eins und geht mit Kind und Hund spazieren. Immer sympathisch, meistens lustig. Wie ein Wellness-Kurzurlaub mit Wohlfühl-Wuchteln.
Stefan Mayer, DER STANDARD, 19.03.2010
Erlkönig und Kirche, Hans Moser und Faymann
Andreas Vitásek erzählt Geschichten aus der Jugend, dem Vaterdasein und der Zukunft. Virtuos.
„Ich vermisse das Blackout“, gestand Andreas Vitásek fünf Wochen vor der Premiere von „39,2° – ein Fiebermonolog“. Da versuchte er, alle Nummern in eine zusammenhängende Geschichte zu pfropfen – nämlich jene vom grippekranken „Andi allein zuhaus“, die auf allen Ankündigungen steht. Bei der Premiere im Orpheum taucht es dann doch auf, das Blackout, gleich nach der ersten Nummer, in der Vitásek kurz das Kranksein (das als Kind schöner war als heute) und das Alleinsein anschneidet.
Das war's dann schon mit der durchgehenden Geschichte. Wohl auch die Zuseher hätten das Blackout und die gut eingespielte Nummernabfolge vermisst. Hart ins Korsett gequetschte Geschichten sind so gar nicht Vitásek-like. Viel besser, man lässt ihn einfach reden. Das tut er mit Bravour, kommt dabei vom Hundertsten ins Tausende, biegt geschickt zurück zum Hundertsten, legt als Pirouette eine kleine Tagesaktualität ein, lächelt verschmitzt und redet weiter – von der Kindheit in Favoriten, der Jugend im BG4 bis zur modernen Vaterschaft mit über 50. Ohne dabei auf Wortwitz und eingestreute Kalauer zu verzichten.
[...] Das Vermischen von lange Vergangenem, kürzlich Dagewesenem und in der Zukunft Liegendem ist die eigentliche durchgehende Geschichte hier. Nicht nur, dass Vitásek bei persönlichen Erinnerungen die Zeitebenen fließend wechselt und sogar zum eigenen Begräbnis (zu spät) kommt, auch bei klassisch gespielten Nummern überbrückt er große Zeitspannen: Da schwappt ein Einbrecherduo der 1970er-Jahre über in den Kremser Supermarktüberfall, dann vermischt sich Goethes Erlkönig („Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!“) mit den Missbrauchsfällen der Kirche, und es werden die Briefe von Faymann an den „sehr geehrten Herausgeber“ und von Hans Moser an „meinen Führer“ Satz für Satz verschachtelt. [...] Gepaart mit ein bissel Schauspiel- und Pantomimenkunst ergibt das einen wunderbaren Abend, an dem man auch nach der dritten Zugabe nicht will, dass Vitásek zu reden aufhört.
Veronika Schmidt, DIE PRESSE, 18.03.2010
Die Dinge des Lebens: Andreas Vitáseks souverändes neues Solo „39,2° - Ein Fiebermonolog“
[…] Souverän wie nie entwickelt Vitásek aus scheinbar privaten Anekdoten ein satirisch-poetisches Loblied auf das ganz normale Leben. Er erinnert sich an Bundesheer und Beichtstuhl, sinniert über die Physiognomie des Defäkierens („Jedes Lebewesen schaut komisch, wenn es scheißt“) und verrät intime Geheimnisse: „Ich habe aufgehört zu onanieren. Mir fällt nichts mehr ein.“
Einmal erzählt Vitásek, wie er im Stadtpark einen Junkie beobachtet, der sich einen Schuss setzt – und wie ihn dann das schlechte Gewissen plagt, einfach weiter gegangen zu sein. Die Geschichte hat keine Pointe, ist aber so fein erzählt, dass sie trotzdem zur stärksten des Abends zählt.
Tagespolitische Gags streut Vitásek meist en passant ein, er kann aber auch anders: Die Parallelmontage des berüchtigten Krone-Leserbriefs von Faymann/Gusenbauer mit jenem Brief, in dem Hans Moser bei Hitler um Gnade für seine jüdische Frau bettelt, ist vielleicht geschmacklos. Aber auch einer der bittersten politischen Kommentare, die man auf einer Kabarettbühne seit langem gehört hat.
Wolfgang Kralicek, FALTER, 24.3.2010
...und dann kommt endlich auch der Tod
Was wäre, wenn die Welt auf dem Kopf stünde, wenn alles mit dem Ende begänne und mit dem Beginn endete? "Schön wär das, irgendwie beruhigend, weil man sich nicht Sorgen machen muss, was kommen wird", meint der Kabarettist Andreas Vitásek am Beginn seines neuen Programms "39,2° – Ein Fiebermonolog", in dem er genau das ausprobiert: Er beginnt mit dem Schlussapplaus. Und wären nicht die Zugaben gewesen, er hätte tatsächlich mit dem Auftrittsapplaus aufgehört.
Aber eigentlich ist bei Vitásek da nicht so viel Unterschied. Denn es gibt zwar einen roten Faden in seinem Programm, nämlich das Altern, an dem hält er sich aber nicht sklavisch fest und macht lieber ständig Sprünge vor- und rückwärts. Schwelgt in Erinnerungen an Kindheit, Bundesheer und spätes Vaterglück; plaudert aus dem Nähkästchen und gibt dunkle Geheimnisse aus dem Grund der Kabarettistenseele preis; ärgert sich über Ärzte und redet sich dabei so in Rage, dass er tatsächlich schwitzt wie im Fieber; und philosophiert nicht nur über das Kranksein, sondern über das Leben an sich.
Und einmal mehr gilt: Wo Vitásek draufsteht, ist Vitásek drin. Auch im mittlerweile 16. Programm ist sein Humor gewohnt trocken und unkompliziert, bedient sich teils uralter Witze – und wirkt dabei trotzdem nicht so alt, wie er sich in seinem Lamento gibt.
[...] Der kleine blasse Tod, der außer "Zippe-Zappe" auch noch allerhand Philosophisches von sich gibt, ist der heimliche Star des Abends. Und wenn er nicht wäre, dann würde in Vitáseks Programm etwas fehlen. Auch wenn sich der Tod gar pietätlos benimmt und Urlaub auf Haiti gemacht hat. Überhaupt verleidet er dem Kabarettisten mittlerweile jede Form von Urlaub, weil dieser in den schöne Reiseprospektbildern immer eine Katastrophe herannahen sieht.
Da liegt er lieber doch krank daheim im Bett. Obwohl, das Kranksein ist heute auch nicht mehr das, was es einmal war, meint der Kabarettist. Zum Glück gilt das für Vitásek selbst nicht. Denn der ist immer noch der Alte, vom Ende bis zum Anfang.
Mathias Ziegler, WIENER ZEITUNG, 18.3.2010
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Als Kind seiner Generation nimmt Andreas Vitásek Platz auf der humoristischen Analysecouch. Am Flohmarkt der Erinnerungen begegnet er alten Freunden, großen Idealen und Ex-Partnerinnen. Wer unlängst 50 geworden ist und trotzdem noch durchs Dunkle tappt, der findet über den letzten zwei verbleibenden Kamasutra-Stellungen auch den Mut zur Selbstkritik. Und aufhören soll man ja schließlich, wenn es am schönsten ist… doch wie soll man wissen, ob’s nachher nicht noch schöner ist? Andreas Vitásek beim Rendez-vous mit seiner Generation: über Begegnungen mit Falco in der Sauna und Peter Pilz im Beisl sind die Jahre verflogen, Männer-WGs und Beziehungen kamen und gingen. Immer noch wundert sich Vitásek, warum die Frauen so auf ihn stehen… mit dem kleinen roten Sportauto hat das ja schließlich nichts zu tun. Auf dem Weg zur (Selbst-)Erkenntnis bleibt genug Zeit, um mit Sigmund Freud zu plaudern und den eigenen Vater aus den nächtlichen Träumen zu verjagen. Wie gut, dass es noch Überzeugungen gibt … schon Che Guevara wusste, dass man bei der Revolution pünktlich sein muss. Am Charity-Fußballrasen verzichtet Vitásek dennoch aufs Westenthaler-Foul („Wenn er schon mal links vorbei zieht…“), er trifft beim Meinl am Graben die Wahl zwischen Prosciutto und Serrano, und an der Wahlurne zielsicher diejenige des größten Verlustes. Doch wer in Buddhapose vor dem Fernseher einschläft, sieht selbst der senilen Bettflucht gelassen entgegen – immerhin werden die Liegezeiten untertags ja mit dem Alter länger. Andreas Vitásek kramt im Schatzkästchen seiner Generation, entrollt ein letztes Mal den Schlafsack von der Arena-Besetzung und verkauft die Semperit-Turnschuhe um einen Euro. Von Wünschen und Visionen aus fünf Jahrzehnten bleibt vor allem eines zurück: ein kleines Bröserl Glück. Ein Kabarettist am Strand von Grado, ein leeres Notizbuch, und nichts fällt ihm ein. Und so stellt sich die Frage: was kommt danach? Das Vitásek-„Ich“ weiß es längst: Wenn der Anfang das Ende ist, dann muss das Ende auch der Anfang sein.
„Das meisterliche Jubiläumsprogramm.“ Falter
„Ein berührender Seelenstriptease.“ Der Standard
„Eine Pointe nach der anderen.“ Die Presse
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Andreas Vitásek ist 1956 in Wien geboren.
1974-78 Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik, Universität Wien
1978-80 Theaterschule Jacques Lecoq Paris
KABARETT
1981 SPASTIC SLAPSTICK
1983 DIE SIEBEN LEBEN DES MAX KURZ (Ö. Kabarettnachwuchspreis)
1984 FAHRT INS BLAUE (Österreichischer Kleinkunstpreis)
1986 ANDERE UMSTÄNDE (Salzburger Stier)
1987 WAS BISHER GESCHAH
1991 WIEDER ALLEIN
1993 UNTERWEGS
1994 BILANZ
1997/98 KURZZUGENDE
1998 SEINE SCHÖNSTEN ERFOLGE TEIL 2
1999 PSCHT! (Tournee 2000/01)
2002 DOPPELGÄNGER (Tournee 2003/04)
2004 EINE NACHT IM RONACHER
2005 TAXI, TOD UND TEUFEL
2006 MY GENERATION (25-jähriges Bühnenjubiläum)
THEATER
1987 „Buss“ in ZAPPZARAPP von Wolfgang Deichsel
1987 „Clov“ in ENDSPIEL von Samuel Beckett
1988 „Jakob“ in DER BÜCHSENÖFFNER von Victor Lanoux
1988/90 am Volkstheater Wien:
„Carabiniere“ in BEZAHLT WIRD NICHT von Dario Fo
„Snowball“ in FARM DER TIERE von George Orwell
„Guido Trüb“ in DER TEMPERAMENTE von Johann Nestroy
1990/91 Stadttheater Klagenfurt:
„Apollo“ in WER EINEN FUSS STIEHLT, HAT GLÜCK IN DER LIEBE von Dario Fo
„Valerio“ in LEONCE UND LENA von Georg Büchner
1995 „Kleinmann“ in TOD von Woody Allen am Volkstheater Wien
1998 Wiederaufnahme und Eigeninszenierung DER BÜCHSENÖFFNER
von Victor Lanoux
1998 „Nedoschil“ in DER STEUERFAHNDER von Fritz Schindlecker, Festspielhaus St. Pölten
2001 „Behringer“ in DIE NASHÖRNER von Eugène Ionesco, Volkstheater Wien
2001 „Estragon“ in WARTEN AUF GODOT von Samuel Beckett, Kabelwerk Wien
2002 „Frosch“ in DIE FLEDERMAUS von Johann Strauß (Sohn), Oper Graz
2002 SHAKESPEARES GESAMMELTE WERKE LEICHT GEKÜRZT, Stadt Haag
2003 Wiederaufnahme DIE FLEDERMAUS
2004 „Franz“ in HAUS, FRAUEN, SEX von Margrit Schreiner
2006 „Handley“ in SCHÖNE BESCHERUNG von Anthony Neilson, Kammerspiele
2007/08 „Weinberl“ in EINEN JUX WILL ER SICH MACHEN von Johann Nestroy, Volkstheater Wien
2008 „Frosch“ in DIE FLEDERMAUS von Johann Strauß, Volkstheater Wien
REGIE
1991 FRÄULEIN JULIE von August Strindberg, Volkstheater Wien
1991 PRELUDE TO A KISS (Europ.EA) von Craig Lucas, Schauspielhaus Wien
1992 GOLDBERG-VARIATIONEN von George Tabori, Stadttheater St. Gallen
1993 GESCHICHTEN AUS DEM WIENERWALD von Ödön von Horvàth, Stadttheater Baden
1993 DER WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG von W. Shakespeare, Kleines Theater Salzburg
1996 GOTT von Woddy Allen, Volkstheater Wien
2001 DER ALTE MANN MIT DER JUNGEN FRAU von Johann Nestroy, Schauspielhaus Graz
FILM
1982 MALARIA, Regie: Niki List
1986 MÜLLERS BÜRO, Regie: Niki List
1986 UNSER MANN IN BANGKOK, Regie: Andreas Gruber
1986 DIE DRECKSCHLEUDER, Regie: Niki List
1987 MOZART UND MEISEL - TV-Serie, Regie: Peter Hajek
1988 STERNBERG – SHOOTING STAR, Regie: Niki List
1994 DER EXEKUTIERTE MENSCH, Regie: Kurt Ockermüller
1996 EIN FAST PERFEKTER SEITENSPRUNG, Regie: Reinhard Schwabenitzky
1997 EINE FAST PERFEKTE SCHEIDUNG, Regie: Reinhard Schwabenitzky
1998 HELDEN IN TIROL, Regie: Niki List
1999 EINE FAST PERFEKTE HOCHZEIT, Regie: Reinhard Schwabenitzky
1999 FINK FÄHRT AB, Regie: Harald Sicheritz
2001 DOLCE VITA & CO, Regie: Erhard Riedlsperger, Claudia Jüptner
2002 BRÜDER, Regie: Wolfgang Murnberger
2003 BRÜDER II, Regie: Wolfgang Murnberger
2003 MA 2412 – DIE STAATSDIENER, Regie: Harald Sicheritz
2005 BRÜDER III – AUF DEM JAKOBSWEG, Regie: Wolfgang Murnberger
2005 NOVOTNY & MAROUDI – TV-Serie, Regie: Leo Bauer
2006 JENSEITS, Regie: Stefan Müller
2006 CRAZY RACE 3 – SIE KNACKEN JEDES SCHLOSS, Regie: Axel Sand
2008 DER MÄRCHENPRINZ, Regie: Xaver Schwarzenberger
AUSZEICHNUNGEN
1984 Österreichischer Kleinkunstförderungspreis für „Fahrt ins Blaue“
1986 Salzburger Stier für „Andere Umstände“
1987 Österreichischer Kleinkunstpreis Hauptpreis für „Andere Umstände“
2006 Fernsehfilmpreis beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden für herausragende
darstellerische Leistungen in Brüder III - auf dem Jakobsweg“
2007 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
2007 Österreichischer Kabarettpreis für „My Generation“
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Taxi, Tod & Teufel,
ist ein ganz spezielles „Best of“ – eine Zwischenbilanz, ein Rückblick auf 23 Jahre Kabarett, bevor für das neue Programm der Bleistift gespitzt wird. Es wird ein Wiedersehen mit alten Bekannten, vielleicht auch ein Abschied: vom Tod, vom Wochenendvater, vom roten Ball,... Im Treibhaus erst ausprobiert - , im Wiener Ronacher zum RiesenErfolg geworden .
„Bereits seit Jahren versteht es Vitásek perfekt die Übergänge zwischen den Nummern elegant und nahtlos zu gestalten, so dass der
Spannungsbogen nie und nimmer abreißt. Über die Jahre hat er seinen Präsentationsstil so verfeinert, dass man das Gefühl hat, er erzählt einem stets eine durchgehende Geschichte. Und bei seinem neuesten Best of Programm ist es ebenso. Alles erscheint wie aus einem Guss. Der brillante Rückblick auf 23 Jahre Kabarett – also von „Spastic Slapstik“ (1981) bis „Doppelgänger“ (2003) – erzählt kunstvoll arrangiert kleine und kleinste Geschichten über Gott und die Welt. Man erlebt ein unvergessliches Wiedersehen mit
dem Wochenendvater, dem roten Ball, dem Tod und anderen bereits lieb gewonnenen Bekannten.“ Salzburger Nachrichten Wolkenkuckucksheimelig
Draußen ist ein Mistwetter, man ist blöd gelaunt, und das Ronacher sperrt auch bald zu, um bis 2007 zur Musical-Bühne generalsaniert zu werden.
Zum Abschied leise "Servus" sagt rasch noch Andreas Vitásek: "Eine Nacht im Ronacher" versammelt die Geistesblitze des Kabarettisten aus mehr als 20 Jahren zum speziellen "Best of" und zum Torschluss der patinierten Varieté-Bühne.
Es ist die beste Medizin gegen die Jahresausklangsdepression und ein Antidot zur saisonbedingten Lebkuchen-, Punsch- und Vanillekipferlintoxikation: Mit nostalgischem Blick zurück macht einer, der's kann, den Kasperl, dass einem augenblicklich warm wird. Wolkenkuckucksheimelig sozusagen. Oder besinnlich, um ein dieser Tage arg strapaziertes Vokabular aufzubieten.
POETISCH Vitasek ist zunächst unglaublich nervös, verschusselt am Anfang fast alles und findet erst allmählich zur souveränen Ruhe, aus der die Kraft der Pointe kommt.
Mit dem Wochenendvater, dem Doppelgänger und dem roten Ball ist's dann wie mit Märchen: Obwohl sattsam bekannt, zaubert deren permanentes Wiederkäuen doch immer wieder ein Schmunzeln in die Gesichter.
Manches war seinerzeit prägnanter, aber vielleicht spielt einem da auch nur die Erinnerung einen Streich. Es sind keine x-beliebigen Lachnummern aus der Mottenkiste und sicher nicht die Schenkelklopfer, die Vitasek zur Wiederverwertung ausgegraben hat, sondern seine persönlichsten, poetischsten:
Wenn er sich an seine erste Zigarette, "die Wirten am Eck" und die Programmkinos in Favoriten erinnert. Wenn sonor Karl Ferdinand Kratzl als Gott aus dem Off tönt. Wenn die Jonglage mit Apfel und Bällen so was von misslingt. Wenn Vitasek seinen Sohn vor Drogen und Doppelgänger-Erscheinungen im LSD-Rausch warnt und darüber räsoniert, wie das so ist im Mannesalter, "in dem man keinen Sex mehr hat, aber noch nicht Golf spielt."
Privatperson Vitásek und die Bühnenfigur werden wie eh und je zur unentwirrbaren Mischkulanz. Auf das Zwiegespräch mit der legendären "Zippe-Zappe"-Tod-Handpuppe, die lieber Hamlet wäre, erklingt schließlich als Zugabe "Sperrstund' is'", als wär's Hans Moser selig.
Werner Rosenberger
Kurier, 16.12.2004
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Logik auf den Kopf gestellt
Österreichs Vorzeigekabarettist Andreas Vitasek kommt mit seinem neuen Best-Of-Programm nach Innsbruck.
TT: "Taxi, Tod und Teufel" heißt Ihr neues Best-Of-Programm, das am 14. Dezember im Wiener Ronacher als "Eine Nacht im Ronacher" offiziell Premiere feiert. Präsentieren Sie im Vorfeld im Innsbrucker Treibhaus bereits die fertige Version oder muss noch fleißig gefeilt werden?
Vitasek: Ich möchte einen Rückblick auf 23 Jahre Kabarett bieten. Einen Querschnitt aus meinem Schaffen. Und es ist keine leichte Übung, aus 20 Stunden Programm zwei Stunden herauszufiltern. Da muss der Stimmungsbogen stimmen, da dürfen sich die verschiedenen Figuren nicht in die Quere kommen. Da wartet noch eine Menge Arbeit. In Innsbruck wird probiert.
TT: Gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus Ihren Nummern? Hat etwa auch der Tod, den sie in Form einer Handpuppe immer wieder ins Spiel bringen, überlebt?
Vitasek: Ich krame tief in meiner Kiste. Und auch der Tod bekommt wieder seine Chance. Er ist ja mittlerweile ein guter Freund von mir geworden. Und auch mein Publikum verlangt nach ihm. Ich wollte den Tod schon rauswerfen, doch nach Protesten meiner Fans konnte ich ihn einfach nicht sterben lassen. Diesmal möchte er sich als Hamlet versuchen.
TT: In Ihrem letzten Soloprogramm "Doppelgänger" betraten Sie als Doppelgänger die Bühne. Ganz privat und doch nur eine Kunstfigur. Wieviel Persönliches geben Sie im Kabarett eigentlich preis?
Vitasek: Natürlich steckt viel Privates in meinen Programmen. Ich kann von mir selbst nicht abstrahieren. Aber nie im Verhältnis eins zu eins.
TT: Das Spiel mit dem Absurden gehört zu Ihren Markenzeichen. Leben Ihre Nummern von Widersprüchen?
Vitasek: Ja, das Spiel mit dem Absurden ist ein durchgehendes Element in meiner Kabarettlaufbahn. Das hat nichts mit Unsinn zu tun, ganz im Gegenteil. Wenn man die Realität auf den Kopf stellt, sieht man vieles klarer. Der gerade Weg lässt das Links und Rechts vom Wegesrand außer Acht.
TT: Politiker in den Dreck zu ziehen sind sichere Pointen. Aber nicht unbedingt ihr Ding. Warum?
Vitasek: Es ist oft wichtig, Klartext zu reden und Stellung zu beziehen. Gerade für Künstler. Doch ich will nicht der Versuchung erliegen, in das Fahrwasser jener abzudriften, die ich kritisiere. Die Kunst schöpft ihre Kraft aus der Selbstständigkeit. Die will ich nie verlieren.
TT: Sie sind als Künstler in vielen Metiers zuhause. Sie haben Nestroy inszeniert, als Schauspieler in TV- und Kinohits mitgespielt und Kabarett gemacht. Wo liegt Ihre künstlerische Heimat?
Vitasek: Ganz klar, das Kabarett ist meine Werkstatt. Da genieße ich die größte Unabhängigkeit. Besonders im Kino und Fernsehen ist man von so vielen Entscheidungsträgern abhängig. Aber durch die Arbeit in anderen Sparten lerne ich Neues dazu. Jedenfalls freue ich mich immer wieder, ins Kabarett zurückzukehren.
TT: Und was halten Sie vom ganzen Comedy-Hype im Fernsehen?
Vitasek: Comedy ist Unterhaltung, mit Kabarett hat das nichts zu tun. Mein Ding ist es nicht, aber auch diese Form von Unterhaltung kann gut gemacht sein."
Christian Jentsch
TT, 28.11.2004