Crowd und Rüben
Der SPÖ tut die Oppositionsbank richtig gut. Gestärkt an Haupt und Gliedern wurde jetzt sogar ein neues Programm fertig gestellt. Damit wolle man nun „neue Antworten“ geben und die Eckpunkte klingen in der Tat sensationell. Die Roten planen etwa die „Klassengegensätze zu überwinden und den Ertrag der gesellschaftlichen Arbeit gerecht zu verteilen“. Solch überraschende Signale hat man hierzulande noch nie gehört. Zudem begreifen sie sich „als Partei des Fortschritts und der Veränderung“ Das ist korrekt, zumal in der Vergangenheit von den eigenen Prinzipien ziemlich weit fort geschritten wurde. Wirklich neu klingt das Bekenntnis zur Integration gegenüber Zuwanderung. Diese späte Einsicht wirkt insofern rührend, da eben dieses Versäumnis die jetzigen Machtverhältnisse erst ermöglichten.
Zusätzlich soll nicht nur die bisherige Klientenpolitik betrieben werden. Besondere Zuwendung wird künftig auch Crowdworkern zuteil. Das sind jene digitalen Tagelöhner, die für einen Job vom virtuellen Arbeitsstrich wegengagiert werden. Beim Lesen des Programms hat man den Eindruck eines Gegengeschäfts. Man wird den Verdacht nicht los, dass es ein bunter Haufen eben solcher Crowdworkern war, die dieses Papier zusammen gestoppelt haben. „Das Herz der Sozialdemokratie schlägt nicht am Ballhausplatz, sondern an den Ziegelteichen am Wienerberg“. heißt es an zentraler Stelle. Nun ist aber der Ballhausplatz der Arbeitsplatz des Kanzlers und nicht des Ex-Kanzlers. Ist man bei der SPÖ im Geiste gar immer noch Kanzler? Das würde, trotz neuem Programms Entscheidendes erklären. Warum sie keine brauchbare Opposition macht.