Rote Färöer
Es gibt zurzeit einige Jobs, die niemand haben will. Feuerwehrmann im Amazonas, Trainer bei der Austria oder Vorsitzende der SPÖ. Doch wie im Fußball sind auch in der Politik Überraschungen stets möglich. Ein Wahlkampf dauert bekanntlich 90 Minuten und der Ball ist rund. Und glitschig, das musste die SPÖ-Chefin erfahren, als man in ihr zuspielte, weil andere dazu den Mut nicht aufbrachten. An Mut fehlt es ihr nicht, besonders an jenem der Verzweiflung. 1700 Euro Mindestlohn, steuerfrei natürlich und 50 Euro zusätzlich zur Pension für Kindererziehung fordert sie. Was kommt noch, 1000 Euro für alle, die die SPÖ wählen oder Gratisurlaub für ganz Österreich?
"Es fühlt sich saugut an, von euch umarmt zu werden. Ich möchte euch ganz fest umarmen, jeden einzelnen von euch.“ Ihre Worte beim Parteitag, obwohl sie gar nicht alle umarmen wollten. Auch ihre Umarmungslust dürfte bei manchen inzwischen geschwunden sein. Doch jetzt ist Anpfiff und keine Zeit für Sentimentalitäten, die Winde stehen schlecht. Vielleicht baut sie aber der Gedanke an die Färöer-Inseln auf. Im Jahre 1990 schlug diese Truppe von Amateuren unser viel höher eingeschätztes Team. Der Vergleich macht uns sicher, auch hier wirkt manches etwas unprofessionell. Eher wird auf Spiel zerstören gesetzt als auf konstruktiven Spielstil. Aber vielleicht ist das die Taktik? Mit jeder Unbeholfenheit wuchs auch damals die Sympathie für die Inselkicker ohne Inselbegabung. Jede zufällig gelungene Aktion wurde beklatscht. Ja, die Färöer-Strategie wird den SPÖ-Sieg gegen überhebliche schwarze Wahlkampfprofis sicher stellen. Durch Wellenschutz und Umarmungen ins Kanzleramt, genial!