Eine nette Vorlass-Geschichte
Die Frau um die fünfzig ruft gegen fünfzehn Uhr ziemlich emotionslos den Jäger ihres Vertrauens an, dass im Waldstück vor ihrer Tür ein Hund streunt. Der Jäger ist an diesem Sonntag fünfundfünfzig geworden, er packt seine Sonntagsbüchse untern Arm und knallt wenig später pflichtgemäß den frei laufenden Hund ab, der in der Mitte des Waldweges sitzt und sieben Jahre alt ist.Es ist aber Snoopy, das Schoßtier eines betuchten Zweitwohnsitzers hier an der Peripherie zur Provinzstadt.
Die Munition funktioniert ausgezeichnet und macht da keinen Unterschied zwischen Arm und Reich. Sie ist mittlerweile das einzig gerechte Zahlungsmittel geworden, weshalb sich auch die Jäger für besonders gerechte Menschen halten, nicht erst seit der Landeshauptmann tapfer gegen seinen Willen schießt.
Jetzt nach dem tadellosen Abschuss treffen Zweitwohnsitzler und Jäger aufeinander, beide sind aber Profis und machen sich gleich eine Mediation aus, für die sie jeweils eine Versicherung abgeschlossen haben.
Sie tragen das tote Tier gemeinsam für das Protokoll zur Polizei und stellen beide fest, dass dieses Tier zu Lebzeiten noch nie so schwer gewesen ist.
Diese Geschichte erzählt absolut nichts, weshalb sie als Vorlass im Brenner-Archiv deponiert wird, worin sie zusammen mit Stockwerken voller leerer Geschichten auf eine Sinnfindung wartet. Gerade Jagdgeschichten sind oft von einer ungeheuren Zeitlosigkeit, und wenn man den richtigen Zeitpunkt ihrer Ent-Packung verabsäumt, dauert es wieder Jahrzehnte, bis sie wieder einen Schimmer von Sinn abstrahlen.