Wiener Schule des Naggelns
In alten Filmen oder Reprisen aus der Showbusiness-Zeit in schwarz weiß tauchen immer wieder Schauspieler auf, die offensichtlich alle eine verpflichtende Einheitsbewegung beim Kabarett Simpl gelernt haben. Sie naggeln dabei meist mit dem Oberkörper, wenn ein neuer Absatz kommt, und bei jedem Satz-Ende unterstreichen sie dieses mit der rechten Hand, die zu einem Hostien-Griff verkrallt ist.Leider springt dieses Naggel-Gen oft auf die Enkel-Generation über. So wird sich die ZIB-eins-Moderatorin Nadja eines Tages noch vor laufender Studiokamera die Hand abhacken, weil sich diese immer wieder in die zu verlesenden Nachrichten einmischt.
Dieses böse Handi ist für ganz heftige Meldungen zwar unter dem Tisch angebunden, aber bei seichten Nachrichten, und das ist die Überzahl, springt es auf die Tischkante und führt sich furchtbar unkeusch auf.
Als rarer Zuseher kannst du bei dieser erbärmlichen Performance gar nicht anders, als auf diese böse Hand zu schauen, die bei Nadja oft mitten im Satzbogen zu wixen anfängt.
Die meisten Zuschauer bemerken diese Obszönität freilich gar nicht, weil Sendungen heutzutage zwar mit großem Pomp aufgezeichnet aber nur mit minimalem Mickymaus-Schreen am Tablett empfangen werden.
Das geile Naggeln der Wiener Schule geht also fast allen Österreichern am A vorbei, zumal die eigenen Hände des Betrachters durchaus am Tablett selbst zu wischen und zu wixen beginnen.