Fischamend
Manche Orte klingen so suggestiv, dass sie eigentlich durch die bloße Anwesenheit am Ortsschild bei jedem Passanten eine Geschichte auslösen. Fischamend ist so ein Ort, der ständig Phantasien und Delirien auslöst, sofern man das Ortsschild im Nebel sieht. Denn Fischamend ist berüchtigt für seine Nebelschwaden, die oft Monate lang dicksuppig auf dem Gesäß des Ortes aufsitzen.Dieser Tage hat nun der fischersfrische Bundespräsident als Namenspatron für alle Dörfer, die irgendwie für die Fisch sind oder nach Fisch klingen, eine sehr einladende Wortgeste verströmt. Der gut gereifte Dichter Peter Handke möge doch nach Österreich zurück kommen und sich in Fischamend niederlassen.
Diese Geste ist wohltuend und aufgeschlossen, wenn man bedenkt, welche Kasperlköpfe anderswo die Dichter verhöhnen und „amend“ in den Austrokoffer verpacken wollen.
Tatsächlich hat ja der abgeklärte Peter Handke in einem Interview verkündet, er würde gerne in Fischamend am Friedhof wohnen.
Nun muss man wissen, dass Peter Handke ein Meister der Verarschung ist. Interviews, Literaturheinis und Germanistik gehen ihm mittlerweile so auf den Keks, dass er fallweise jemanden ein Arschloch nennt oder sich in Fischamend niederlassen will, was die gleiche Bedeutung hat.
Der Bundespräsident als lautere Seele ist mit seiner Heimholgeste einer Verarschung aufgesessen, aber er ist ebenfalls klug und gereift, dass ihm das nichts ausmachen wird.