Notgeile Wörter
Bald wird wieder das Unwort des Jahres gewählt. Diese Wörter sind immer Betriebsunfälle und zeigen den wahren Sachverhalt, der erst mühsam mit einem Notbegriff eingefangen werden muss.
Letztes Jahr hat der Zaun solche Schwierigkeiten gemacht. Lange durfte das Wort nicht öffentlich erwähnt werden. Erst als die Zaungegner höhnisch über die Zaunbauer herzogen und richtig bemerkten, dass jeder Zaun physisch überwunden werden kann, durfte das Wort wieder verwendet werden, weil analog die Sprache jeden Begriff semantisch übersteigt. Am liebsten klettert die Sprache in ihrer Notgeilheit ohnehin über tabuisierte Wörter, denn was man nicht sagen darf, sagt jeder am liebsten.
Heuer werden wieder schöne Unwörter zu Tage treten und allerhand Hintergründe entlarven. Elegante Beispiele sind etwa „Eurosalm“, das ist ein Islam, der wie angegossen nach Europa passt. Das Gegenbeispiel wäre Kafrikazismus, das ist ein Katholizismus der blendend nach Afrika passt.
Aus Tiroler Sicht liegen gut im Rennen: „aufgittern“, für das Hin- und Herschwenken von geschmiedeten Botschaften im Befreiungsdenkmal vor dem Landhaus, und „Staalineum“, so wird das Murmeltiermuseum am Bergisl von Fans nach seinem Erbauer so ergreifend schön benannt.