Vivat Kuttat!
Akademische Rituale sind oft so witzig, daß man sie erst erklären muß, damit man ihren Witz versteht.„Vivat Kuttat!“ soll ein akademisches Sprichwort darstellen, das dem Zustand der modernen Universitäten entspricht. Der Ausruf soll lustig, lateinisch, akademisch und sinnlos wirken, damit er die Lage möglichst gut trifft.
Seit man durch die neue Rechtschreibregelung schreiben kann, wie man will, kann man nämlich auch lateinische Sprichwörter für den Hausgebrauch zimmern, wie man will.
Seit einiger Zeit sind also die österreichischen Universitäten halbwegs selbständig und aufgefordert, sich irgendwie privatwirtschaftlich zu verhalten, was ja ein kleines Kunststück ist. Denn einerseits sollen die Ergebnisse humanistisch, staatstragend und für das Gemeinwohl passabel ausfallen, und andererseits soll alles irgendwie nach dem Motto „Event“ und „Payout“ funktionieren.
Wie komisch die Lage momentan ist, sieht man, wenn Feierlichkeiten angesagt sind. Da sitzen dann Rektorinnen und Rektoren wie schwarze Weiba und Mannda ziemlich rektal in ihren Kutten herum und führen eine Rhetorik vor, die online von der New Yorker Stock heruntergeladen sein könnte.
Die Roben der Würdenträger sind auf den ersten Blick antiquiert und das genaue Gegenteil der Reden, die da aus einer Kuttenöffnung herausströmen. Aber bei genauerem Hinsehen haben diese Roben schon etwas für sich. Heutzutage, wo jede Schnalle im Windkanal getestet werden muß, ehe sie als Applikation zugelassen wird, wirken diese gegen jede Strömung gewirkten Querhüte wirklich tapfer und zeugen von großem Widerstand. Denn quadratisch wie die Mützen sind auch die Köpfe darunter, und das ist heutzutage nur mehr selten anzutreffen.
Also, wenn schon die Reden nichts hergeben, die Gewänder tun es auf jeden Fall. „Ad multos Kuttas!“ Und überhaupt: „Vivat Kuttat!“