Abschreib-Kuss
Ein interessantes Projekt lancieren derzeit die Sozialversicherungen gemeinsam mit Wirtschafts- und Ärztekammer. Die geballte Armada der um unsere Gesundheit Besorgten will Bewegung abschreibbar machen. So soll die Mitgliedschaft bei Fitnesscentern zu einem Steuerbonus und zur Entlastung des Systems führen. Ob die alleinige Mitgliedschaft genügt und wie man die tatsächliche Bewegungsintensität messen will, bleibt offen. Situps gegen das Finanzamt quasi. Wer schummelt, muss nachzahlen. Die Frage, inwieweit die so genannte Fitness der Gesundheit abträglich ist, steht allerdings im Raum. Dennoch scheint das Projekt richtungsweisend. Es wird auch angedacht Fahrräder als abzugsfähig anzuerkennen. Ob der bloße Besitz gilt oder eine Glockneretappe pro Woche, ist noch unklar. Mag das Radeln bei manchen Mitmenschen mentalitäsverändernd sein, gesund ist es allemal. In jedem Fall sollten alle Maßnahmen erfasst werden, die für das System kostenmindernd sind. Lesen etwa ist bekanntlich demenzpräventiv. Vier Bücher im Monat und schon ist die Steuer herunten. Keinesfalls darf man auf die Kreislauf stabilisierende Wirkung von Sex vergessen. Bei zehnmal monatlich setzt der Kardio-Bonus ein. Ein kleines Problem bei diesem Sexfreibetrag könnte die Kontrollierbarkeit darstellen. Küssen verringert Infektionen. Paare müssten sich dann täglich bei der SVA einfinden und ihre Abschreib-Küsse vor den Mitarbeitern ausführen. Nun meinen böse Zungen, dass gewaltige Kosten durch Strukturmaßnahmen der Institutionen selbst gesenkt werden könnten. Die Hoffnung, dass hier Bewegung aufkommt, können wir vermutlich wirklich abschreiben.