... kommt von oben
Jeder echte Tiroler ist, was das Kunstverständnis betrifft, ein geklonter Bauer. Das heißt Vorsicht, Ausrichtung nach hinten und gestyltes Gottvertrauen.Und diese raffinierte Kunsthaltung gibt dem gestandenen Tiroler recht. Denn alles, was ein bisschen von der Architektur einer Bauernstube abweicht, ist schlichtweg gefährlich.
Ganz Architektureuropa lacht heute noch, wie die damaligen Architekturprofessoren für sich die Baufakultät an der Uni Innsbruck mit einem Flachdach ausgestattet haben, das ein Leben lang rinnt und leckt und friert.
Und auch das wunderbare Sowi-Dach aus Glas ist entgegen allen Beteuerungen eines Tags einfach in sich zusammengefallen und hat einen Scherbenhaufen von zerborstenem Architekturglück hinterlassen.
Dieser Tage ist das Werk des beleuchtenden Wunderwuzzis in der Innsbrucker Museumstraße in die Tiefe gegangen. Wenn dir mitten am Tag ein hochintellektueller indirekter Beleuchtungskörper vor die Füße fällt, bist du als Kunstkritiker ziemlich betroffen. Zumal diese indirekte Straßenbeleuchtung ohnehin ein Witz ist. Edel geplant und indirekt verschränkt soll das Licht so zu Boden fallen, dass dafür keine Abspanndrähte gespannt werden müssen. Die Innsbrucker freilich in ihrem futuristischen Raffinement haben die Beleuchtungskörper oberhalb der O-Busleitungen und Straßenbahndrähte montiert, denn ganz ohne Draht nach oben will in Innsbruck niemand leben. – Jetzt ist statt des Lichtes gleich der Beleuchtungsreflektor von oben gekommen!
Fällig wird ein Unglück am Bahnhof. Da ist nämlich der Asphalt rot aufgetragen, das wird nicht gut gehen. Zu befürchten ist, dass jemand rote Bananenschalen auf den Asphalt wirft, auf denen dann wirklich alle Tiroler ausrutschen werden.
Tiroler bleib bei deinem Leisten! Bau ein paar steile Giebel und verkriech dich hinter den Lärmschutzmauern. Und ihr Architekten begreift endlich: In Tirol ist alles hart und physikalisch bitter! Baut das Futuristische im warmen Kalifornien und gebt uns echte Dächer und Beleuchtungskörper!