Bonsai-Präsident gratuliert
Seit der Präsident des Tiroler Landtages aus einer ziemlich kleinen Angelegenheit etwas ziemlich Großes gemacht hat, wird er im Volksmund Bonsai-Präsident genannt. Denn der Tiroler Landtag ist seit dem EU-Beitritt Österreichs so ziemlich das Unnotwendigste, was die Entscheidungen betrifft, allerdings das Wichtigste, was die Größe des Demokratie-Bewusstseins anbelangt. Denn täglich verkündet der Landtag die Freiheit Tirols, die er kurzfristig den Habsburgern geliehen hat, obwohl das schon sechshundert Jahre her ist. So schaut dieser Landtag aus wie ein großer demokratischer Baum, ist aber in Wirklichkeit ein fuzzi-kleines Ding, ein Bonsai eben.Die Wichtigkeit des Landtages wird noch dadurch unterstrichen, dass etwas erst dann Gültigkeit hat, wenn der Bonasi-Präsident etwas dazu sagt. So ist die Gratulation zum Einjahresjubiläum der ziemlich doofen Tageszeitung „die Neue“ erst dadurch allgemein gültig geworden, weil auch der B-Präsident etwas Gratulatives gesagt hat.
Er hat dies ganz philosophisch hintersinnig ausgedrückt, indem er der Neuen den Glückwunsch aussprach, sie berichte eben von der tiefen Seite des Lebens.
Das tut die Neue tatsächlich, sie berichtet tief. Fast jeden Tag ist eine Reportage drin, wo den Tirolern tief in den Schritt gegriffen wird, mal gibt es eine Reportage zum weiblichen Geschlechtsorgan, dann wird wiederum die männliche Genitallänge international verglichen und gewürdigt.
Mit dieser Gratulation ist schlagartig alles gut geworden. Der Bonsai-Präsident hat gratuliert und das Land dankt es ihm und erwartet die nächste Gratulation von etwas tief Gehendem oder Hängendem.