Die Steigerung von Panik heißt Japanik
Nach vierzehn Tagen Atomdesaster in Japan sind jetzt alle Überlebensinitiativen wieder hellwach und ausgeschlafen bei der Sache. Nicht nur das gelbe Anti-Atom-Schild feiert eine nie geahnte Renaissance, manche aus der Herde des Wahlvolkes überlegen sich wieder einmal, das Stimmverhalten zu verändern. Also in Deutschland beispielsweise wählen momentan ein paar Dutzend anders als vor der Reaktorkatastrophe. In Österreich gibt es die nächsten Monate nichts zu wählen, und bis zur nächsten Wahl wird wieder alles vergessen sein und die Schafe an der Wahlurne werden wieder ihr Määh heraus blöken und die Wolle abliefern wie immer.Der M-Preis hat gerade Teelichter verteilt, damit man ein wenig das Licht ausschaltet und den Strom in kleineren Dosen aus der Dose nimmt.
Dabei gibt es skurrile Gegenstände aus Japan, mit denen jeder von uns Konsumenten zu tun hat. Wir Schriftsteller schreiben beispielsweise gerne mit japanischen Gel-Stiften, weil diese kalligraphisch wunderbar in der Hand liegen. Und so manch ein Umweltbewusster hat einen Hybridwagen in der Tiefgarage stehen, weil das ja besonders schick ist.
Dabei muss man sich die Wirtschaft Japans auf der Zunge zergehen lassen, nicht bloß beim Sushi. Ein Land ohne Rohstoffe stellt die geilsten Konsumgüter her und pumpt dabei jede Menge Atomstrom in die Herstellung dieser Geräte und Fahrzeuge. Noch sinnloser und gefährlicher wird die Wirtschaft nirgendwo angewandt als in Japan.
Schon werden die ersten Stimmen laut, man solle japanische Sachen kaufen, um gegenüber dem verwüsteten Land Solidarität zu zeigen. Es stimmt schon, ein Gel-Stift ist vielleicht deshalb so geil, weil er mit Atomstrom hergestellt worden ist. Und der Hybridwagen von Toyota liegt einfach geil in der Grünen Hand, während der von Atomstrom gebaute Motor satt in den elektrischen Standby-Betrieb umschaltet.