Durchlaufende Mehrwertigkeit der Stadt
In einem internationalen Ranking ist soeben Innsbruck als eine der zehn interessantesten Städte Europas gewählt worden, weil sich die Stadt seit Jahrzehnten nicht verändert hat. So können daher die Bilder, die der Großvater einst in der französischen Uniform der Nachkriegszeit gesehen hat, heute von der Enkelin im Outdoor-Dress deckungsgleich nachempfunden werden.Möglich ist dieses Phänomen des ewig gleichen Erscheinungsbildes nur durch Klonen. Der ideale Klon der Werbegeschichte ist bislang nur den Hartlauers gelungen, wo der Sohn zehn Minuten nach dem Tod des Vaters den Werbespot übernimmt und mit dem gleichen Froschaugengesicht bei jenen Sonderangeboten weiter plärrt, an denen der Vater soeben verschieden ist.
Ähnlich nahtlos gehen in Innsbruck die Bürgermeisterinnen-Übergaben vonstatten. Jemand, der eine Zeitlang im Ausland gewesen ist, wird feststellen, dass alles wie zu Hildes Zeiten weitergeht, nur die Kostümfarbe ist jetzt rot wie jene der Verkehrsbetriebe, die ihre Busse ebenfalls in das Kostüm-Rot der Eröffnungstram-Fahrerin umgespritzt haben.
In jedem ihrer Sätze kommt jetzt das Wort Mehrwertigkeit vor, was offensichtlich darin begründet ist, dass in Innsbruck von Vorneherein nichts einen Wert hat.
Wer einmal mit einem weißen und später mit einem roten Bus gefahren ist, wird diese Mehrwertigkeit deutlich am Arsch spüren, wenn er einen Sitz ergattert. Es ist leider nicht ausgewiesen, dass man in den weißen Busse stehen muss und in den roten sitzen kann. So ist es auch mit den Bürgermeisterinnen, ihr Kostüm sagt nichts über den aktuellen Mehrwert der Stadt aus.