Stark und korrupt
Am Theater und in der Politik muss vor allem eines gelten: Die Unschuldsvermutung. Da niemand von den gegenwärtigen Autoren Tirols etwas außer Nettes schreibt, wird dieser Hinweis oft vernachlässigt. Also: hier unten gilt dezidiert die Unschuldsvermutung!Dramatische Figuren müssen vor allem eines: anders drein schauen, als sie sind. So schaut Landeshauptmann Platter deutlich klüger drein, als er ist, während der aktuelle ÖVP-Obmann Pröll klüger ist, als er dreinschaut.
Beide hatten jüngst an einem Tiroler Wochenende ein Aha-Erlebnis.
Die Tiroler ÖVP-Frauen versuchten durch Debilität zu putschen, indem sie zum Weltfrauentag ein Video wie vor hundert Jahren ins Netz stellten. Darin verarschten sich zwar laut Drehbuch die Frauen selber, aber das Drehbuch erinnerte stark an die Fünfziger Jahre, wo die Frauen die zurückkehrenden Invaliden des Krieges durch physische Stärke fertig machten. Der Tiroler Vorsitzende, sonst in Frauensachen ziemlich erpressbar konnte als Ex-Gendarm einen Kraftakt setzen und das Video entfernen lassen.
Den ÖVP-Vorsitzenden Pröll erreichte eine Venenkrise im Zillertal, die ihn stracks ins Innsbrucker Krankenhaus beförderte. Wenn man davon ausgeht, dass Krankheit zur Besinnung führt, so hat es Pröll wieder einmal bewiesen. Noch vom Krankenbett aus veranlasste er den Rücktritt jenes unsäglich undurchschaubaren Innenministers, der bislang in der EU seine korrupte Polizeimanier undercover ins Video stellte.
Starke Frauen und korrupte Ex-Minister, an diesem Wochenende konnten die geistig und physisch im Bett liegenden Oberhäupter der ÖVP das Ärgste noch einmal abwenden.