Für Kohle blasen
Die Künstler haben doch einen gewissen Ehrenkodex oder nicht? - Sie haben ihn natürlich nicht, weil jeder Künstler in seinem Stipendium und in seiner Sozialversicherung so in sich selbst versunken ist, dass er keine Zeit hat, zu beobachten, was rund um ihn geschieht.Da kommt es leicht zu herzergreifenden Cross-Overs der Moral und Gesinnung.
Wenn etwa bei der Eröffnung des Stalineums am Bergisl der Progressiv-Trompeter Franz Hackl seine erigiert nach oben gebogene Trompete auspackt, um mit den Kaiserjägern einen zu blasen, während Kulturinitiativen sich zu Boden werfen, dann hat er etwas von der Realität nicht mitgekriegt.
Da sind jetzt zwanzig Tiroler Kultur-Jahresbudgets in Vitrinen verbunkert, es gibt kein Zurück mehr, und natürlich wird bei der Eröffnung jeder eingekauft, der eine Trompete halten kann. Franz Hackl hat sich offensichtlich einkaufen lassen nach dem Motto, Musik hat keinen politischen Hintergrund. (Das haben angeblich die unwissenden Musiker im letzten Jahrhundert auch immer geglaubt.)
Natürlich bläst er wie immer wild haarig und wild geformt, aber sein politisches Bewusstsein dürfte darunter etwas geradlinig stromförmig gebügelt sein. Vielleicht hat seine Musik keinen gesellschaftlichen Hintergrund und er unterrichtet die reine Improvisation.
Mag sein, dass er Kohle für seinen Lehrstuhl braucht und daher am Bergisl einen für die Politik blasen musste.
Wenn er demnächst wieder sein Gerät auspackt und es als Konzert verkauft, wissen wir, dass alle seine Töne auch Gebläse sein können, eine Modulation zu einer gekauften politischen Gesinnung.