Hurrikan im Gebirge
Heuer fetzen im Dreitagesrhythmus die Hurrikans aus der Karibik heraus aufs Festland zu. Die Nachrichtenlage ist perfekt, voll aufgeklärt wie wir nun einmal sind, wissen wir genau, wo der Hurrikan steht, wie schnell er sich dreht und wann er Florida erreichen wird.Das Perverse liegt im Detail. Meist bringt dieser Katastrophenwind auf Kuba, Grenada oder sonstigen Inseln Dutzende Menschen um, die aber nicht Eingang in die Nachrichten finden. Erst wenn der Wind dann Florida betritt, wird gefilmt und berichtet.
Die Lehre daraus? Es gibt eben wertvolle Menschen wie die Floridaner, die ein schweres Schicksal erleiden, wenn es ihnen den Camping-Bus umwirft, und nicht ganz wertvolle wie die Karibikbewohner, die auch dann noch kein Schicksal zusammenbringen, wenn sie sterben.
Für Tiroler lässt sich ähnliches ableiten, sie bringen einfach kein Schicksal zusammen. Nur so ist es zu erklären, dass offiziell die Tiroler am Transit leiden, aber außen herum dieses Schicksal allen wurscht ist, der Hurrikan im Gebirge ist eben keine brauchbare Nachricht. Erst wenn der Transit einmal in die Speckgürtel der prosperierenden Großstädte mit ihren Managerhäuschen im Grünen schneidet, wird vielleicht eine Nachricht draus.
Wir Tiroler hocken eben auf den Palmen des Gebirges, die wir für Gipfelkreuze halten, und ob es uns im Smog aufplattelt oder nicht, ist der Welt völlig egal.
Im Loch des Hurrikans ist es übrigens völlig windstill, und kluge Menschen halten sich vornehmlich im Loch auf. Das erklärt auch, warum in Tirol so viele bei der Einheitspartei sind, denn „gut ins Loch gekrochen“ ist immer noch die beste Methode, dem Sturm des Lebens zu entgehen.