Leichnamssex
Der witzigste Feiertag im Kirchenjahr ist sicher der Fronleichnamstag. Allein schon der Name ist ein Spektakel, klingt nach „Frohe Leiche“, wo man wie in New Orleans vor der Überschwemmung mit Blasorchester tanzend, klatschend hüpfend ein Begräbnis abfeiert.In der offiziellen Innsbrucker Kulturszene ist ja nichts deppert genug, was nicht für ein Festival ausgeschlachtet werden könnte. So finden heuer tatsächlich Fronleichnam-Festspiele statt.
Weltbekannte Stars geben dabei im Congress eine Leiche ab, indem sie offensichtlich totes Zeug singen und dabei fröhlich sind. Ziemlich geschissenes Programm, das da unter dem Titel „Prozession durch die Musikgeschichte“ ablaufen soll.
Nächstes Jahr will man dieses erbärmliche Fronleichnamsfestival dann auch auf das Landestheater ausdehnen, wo ja bekanntermaßen die besten kulturellen Leichen auf die Bühne gestellt werden.
Der geile Höhepunkt findet auch heuer wieder naturgemäß vor dem Museum Ferdinandeum statt. Während drinnen kümmerliche Zipfel und zerfranste Reizwäsche aus viertausend Jahren (so lange schon gibt es den Sex von hinten!) ausgestellt werden, zelebriert draußen an einem Spontan-Altärchen die frisch gewadelte, gewixte und gepuffte Fronleichnamskompanie den katholisch einwandfreien Umzug.
Das Sexschildchen zur Museumsausstellung wird während der göttlichen Darbietung verhüllt oder abgehängt, damit es keine Erregung gibt.
Die Schützen nehmen an diesem Tag ohnehin Antiviagra, damit sie während der Prozession keinen Steifen kriegen.
Frommleichnam in Tirol ist eine große Gaudi, es ist alles sehr verlogen und schaut aus wie ein Fronleichnamsstrudel, in den man zuerst die kulturellen Rossäpfel wickelt und dann verspeist.