treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER TREIBHAUS*KONZERT*PASS WiNTER 2024/25 - der frühe vogel fängt den wurm:

solang der vorrat reicht gibts ab jetzt den wunderbaren TREiBHAUS-KONZERT-PASS - winter 24/25. der kost nach wie vor 44:30 & gil für fast alle konzerte im treibhaus - vom 15.12.'24 bis 10.5.'25 - hier im netz & im treibaus auch

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Thiersee-Passion

Provinz erkennt man daran, dass darin kein Journalismus möglich ist. So gesehen ist Tirol wirklich das Silikon-Valley der globalen Provinz. In der Provinz wird immer mit dem falschen Geodreieck gemessen, zwischen Hofberichterstattung und Hinrichtung ist kaum ein Unterschied. Was im ersten Absatz wie eine Hymne klingt, kann im Hinterteil eines Artikels schon zur Hacke werden und umgekehrt.
Ein gutes Beispiel für misslungenen Journalismus liefert die Berichterstattung über die Thiersee-Passion in der TT, im Volksmund „Todeltodel“ genannt.
Jetzt muss man wissen, dass in Tirol immer ein Unverhältnis zwischen Kunst und Kirche besteht. Es gibt kaum einen Künstler, der zu Lebzeiten nicht von der Kirche missachtet und verhöhnt wird, wenn er es wirklich ernst meint mit der Kunst. Und so hat sich die schöne Überlebensformel entwickelt: „Kunst hellt das Leben auf, Religion verdunkelt es!“
Die Passionsspiele in Thiersee sind ein religiöses und soziales Ereignis, aber kein künstlerisches. Die aktuelle Aufführung (Juni-Oktober 2005) ist mitreißend, modern, innig und auf der Höhe der Zeit. Hinter der Passionsdarbietung kann man etwa sehen, wie ein Dorf dem globalen Einheitsbrei an Message etwas Eigenständiges entgegen setzt. Alle Generationen im Ort spielen und diskutieren miteinander, wie man es sonst bei tausend Jungbürgerfeiern nicht zusammenbrächte.
Die Thierseer spielen alle sechs Jahre und schöpfen ihre Darstellungskraft aus dem Bottich „Genie des Alltags“. Alle Darsteller sind in erster Linie Originalmenschen an einem einmaligen Ort, und weil das Leben eben mehr ist, als bloß Business, gönnen sie sich ein Stück Transzendenz. So spielen sie Passion und laden Gäste dazu ein.
Würden die Thierseer auf den Osterinseln spielen, würden aus aller Welt Ethnologen zusammenrennen und feurige Berichte darüber schreiben.
Thiersee freilich liegt in Tirol, und deshalb schickt man von der Einheitszeitung zu diesem Festival einen Kulturjournalisten, der die Sache tapfer macht, aber alle kränkt. Der Kulturjournalist hat nämlich das falsche Geodreieck in der Hosentasche und schreibt einen Verriss, weil er die Passionsspiele für ein Kulturereignis hält. Die Thierseer sind von diesem Verriß alles andere als hingerissen und hadern mit dem Schicksal. - Beiden kann man als alter Provinzhase nur Trost spenden: In der Provinz gibt es eben keinen Journalismus.
Die Passionsspiele Thiersee sind ein ergreifendes Ereignis: „Gehet hin und und esset alle mit den Sinnen davon!“ Aber sie sind nicht mit dem Maßstab einer Theater- oder Literaturaufführung zu messen. Das hat mit diesem Hell-Dunkel zwischen Kunst und Religion zu tun.

Eine Bö ist in der Literatur immer etwas Nettes. Meist entkommt die Bö einer Figur aus dem Hintern und fährt dann mehr oder weniger geräuschvoll in die Szenerie. Bei Gedichten ist die Bö immer gefährlich schön, da schlägt es dem lyrischen Ich oft die Stimmung aus der Hand oder das Segel des…

... kommt von oben

Jeder echte Tiroler ist, was das Kunstverständnis betrifft, ein geklonter Bauer. Das heißt Vorsicht, Ausrichtung nach hinten und gestyltes Gottvertrauen.Und diese raffinierte Kunsthaltung gibt dem gestandenen Tiroler recht. Denn alles, was ein bisschen von der Architektur einer Bauernstube…

Traktorsessel

Wenn man auf einem Landtagssessel sitzt, sollte man angegurtet sein, denn es herrschen dort gewaltige Fliehkräfte. Deshalb hat ja auch der neue Landesrat für Bauern die größten Chancen, alle anderen zu überleben, weil er von Bauernkindheit an am Traktor gelernt hat, wie man angeschnallt und…

Wo Milch und Eiter fließen

Kennst du das Land, wo Milch und Eiter fließen? Wo die Bauern den Ton angeben und die große Pfeife rauchen? – Ei freilich, das ist Tirol.In den letzten Wochen hat die so genannte Bauernschläue geputscht und ihre politischen Proponenten in den Landtag gepusht und das Management der Tiroler…

Bartenscheck

Minister sind immer für etwas anderes berühmt, als wofür sie installiert sind. Der aktuelle Wirtschafts- und Arbeitsminister Bartenstein etwa ist vor allem für seine Rabataktionen beim Kauf seiner Privatschuhe in die Galerie der politischen Zeitgeschichte eingegangen.Für das neue Jahr hat er…

Für den Arsch

In der Vorweihnachtszeit gehen kluge Menschen mit dem eigenen MP3-Stick durch die Gegend, um sich die generelle Weihnachtsmusik zu ersparen. Wenn alle diese Schas-Lieder zu einem einzigen Song verbunden sind, nennt man es übrigens Medley.Aber auch im Print-Bereich gibt es diese Medleys, dort…

Gut gekratzt!

Damit eine Zeitung zum Frühstück schmeckt, sollte mindestens eine kleine Nachricht drin sein, die hemmungslos Schadenfreude auslöst. Eine verdammt gute Nachricht in einer der verdammt guten Tiroler Frühstückszeitungen war in dieser Hinsicht der Bericht von einem zerkratzten und zerdetschten…

Das Verklingeln der Töne

Der Mensch lebt nur echt, so lange er sein Leben am Handy managt. Mannigfaltig ist daher die Werbung für Handys, worin wir für alle Stellungen einen eigenen Tarif angeboten bekommen. Der gute Handy-Mensch hat nicht nur für jede Stimmung einen passenden Klingelton sondern auch mindestens fünf…

Das Felix der Oper

Die Buchhändler kümmern sich leider immer öfter um Nebensachen und weniger um gute Bücher. Mister Forcher, der gute und ausgeisternde Geist des Haymon Verlages denkt ein bisschen wehmütig an die gute alte Zeit, als es in den Buchhandlungen in der Hauptsache gute Bücher gegeben hat.Denn jetzt…

Neue Tuifl-Trends

So um den Nikolo herum werden in Tirol allenthalben die Tuifl-Gewänder ausgepackt. Früher einmal war das bald erledigt, entweder man hatte ein Stinkegewand, das wie Pest und Mittelalter stank und das Jahr über in der Jauchengrube aufbewahrt worden war, oder man zog sich das Fell eines frisch…