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Ein kluges Buch wendet sich an die Intelligenz des Lesers und bietet so nebenbei seine Freundschaft an. Wenn das Buch als abgerissener Konsumartikel mit der Brechstange der Werbesemantik auftritt, wird man als Leser vorsichtig. Bernhard Aichner hat mit seiner „Totenfrau“ einen Durchbruch-Thriller geschrieben, entweder es gelingt ihm jetzt der internationale Durchbruch oder er lässt es in Zukunft bleiben, ist seine Botschaft. Daher geht es in diesem Thriller nicht um eine Geschichte oder eine fiktionale Überlegung sondern um die Anwendung von internationaler Promotion. Interessant sind vor allem die handwerklichen Mittel, die bei dieser Kampagne aufgeboten werden. Die wichtigsten Maßnahmen sind: Der Thriller erscheint in mehreren Medien, der Leser wird von Anfang an darauf hingewiesen, dass es einen gigantischen Film geben wird. Eine anerkannte Marke wie „Henning Mankell“ wird mit alpinen und touristischen Elementen in ein neues Umfeld geklont. Die Sätze sind kurz wie bei James Ellroy, so dass sie mit der Google Übersetzungsmaschine in alle gängigen Sprachen ohne Aufwand transferiert werden können wie eine Gebrauchsanweisung für einen Flachbildschirm. Die Kapitel-Nummern werden durch ausreichend leere Seiten umhüllt, so dass der Leser den Eindruck hat, knapp fünfzig Kurzromane zu lesen. Die Handlung zuckelt in kleinen Happen dahin, die nur selten miteinander zu tun haben und nur durch den permanenten Stoßseufzer-Namen „Blum“ zusammengehalten werden. Als Location fungieren jeweils touristisch gut ausgetestete Orte wie Kroatische Küste, Wien, Innsbruck oder Sölden. Der Beruf der Hauptfigur Blum, nämlich Bestatterin, lässt es elegant zu, dass ständig frische Leichen auftauchen oder verschwinden. Die Hälfte des Textes besteht aus Speed-Dialogen, bei denen es um nichts geht, außer jene Zeit zu vermitteln, die das Abspulen dieser Dialoge benötigt. Die Promotion am Klappentext oder in Presseartikeln wird ausschließlich durch Fragestellungen bewerkstelligt, der Leser kauft also ein Bündel Fragen, die er sich dann selbst beantworten kann. Generell erinnert die „Totenfrau“ an ein Videospiel mit Absätzen, es geht für den Leser vor allem um Zeitvertreib und das Erreichen des nächsten Kapitels (Levels). Die Logik des Spiels besteht darin, Wörter aus dem vorigen Kapitel mit dem nächsten zu verbinden. Logik im Sinne einer Geschichte, einer Botschaft oder gar einer Erkenntnis gibt es nicht. Bernhard Aichners „Bestattungs-Thriller“ ist ein zeitgemäß globalisierter Unterhaltungsschinken, international designet und mit vielen kleinen Handgriffen betulich in Szene gesetzt. Mit etwas Glück, wenn nicht zu viele intelligente Leser unterwegs sind, wird dieses Konzept sogar aufgehen und wir dürfen den neuen Alpen-Mankell begrüßen.
Bernhard Aichner: Totenfrau. Thriller. München: btb Verlag 2014. 444 Seiten. EUR 20,60. ISBN 978-3-442-75442-7.
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Wenn es düster um uns bestellt ist, wir eine Nacht wach gelegen und etwas Wichtiges verpasst haben, greifen wir nach meist langer psychologischen Betreuung zur Formel: „Wir brauchen ein Licht am Ende des Tunnels.“Tirol scheint in so einer Umnächtigung des Schmerzes und der Sinnfindung zu…
Zu mir kommt eine Katze / die ich nicht will / hau ab / sagt sie zu mir / darf ich erschrocken sein? / nein! / die Katze trägt ein Kopftuch und hat einen Rechtsanwalt unterm Schwanz / zudem hört sie FM4 / während sie am Wohnzimmer herum fummelt / du tust zu wenig ficken / sagt die Katze / wie du…
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Besonders selbstbewusste Tiroler glauben bei Sonnenschein an das Märchen, dass das Land deshalb so gut ist, weil es von guten Menschen geformt ist.Nun, augenblicklich wird das Land von zwei Ex-Gendarmen als Landeshauptmann und Landeshauptmannstellvertreter geleitet. Beide gleichen sich darin, dass…