treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER TREIBHAUS*KONZERT*PASS WiNTER 2024/25 - der frühe vogel fängt den wurm:

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D.T. KUHN

SCHALLALA. oder: sag mir quando sag mir wann. Die singende Föhnwelle im Dienste des deutschen Schlagers

Nirgendwo sieht man buntere Outfits, knallbuntere Farben. Es ist eine unausgesprochene Regel der Dieter Thomas Kuhn & Band -Konzerte, dass am sich dem Anlass entsprechend anzieht. Kuhn-Konzerte sind Happenings, völlig friedlich feiern, singen, tanzen bis zum Morgen ist angesagt! Hier entstehen Freundschaften fürs Leben, Liebschaften für eine Nacht, Kinder für die Ewigkeit.

Wieso tun sie das? Wieso pilgern seit nunmehr 18 Jahren jährlich weit über 100.000 Menschen in Deutschland zu diesem Künstler? Warum bekommen die nicht genug? Warum macht die Zeit nur vor dem Teufel halt, aber nicht vor Dieter Thomas Kuhn & Band? Warum leiden die Fans ab dem letzten Konzert einer abgeschlossenen Tournee unter solchen Entzugserscheinungen und halten sich nur mit der Hoffnung auf die ersten Konzerte der nächsten Tournee über Wasser? „Dieter Thomas Kuhn & Band macht süchtig“ meint Kuhn – Manager Marc Oßwald. „Wer einmal da war, kommt nicht mehr los davon.“ Manche leiden seit Jahren an ihrer Sucht. Sie leben sie aus mit knallbunten Klamotten, überdimensionalen Sonnenblumen. Sie zählen die Zahl der Konzertbesuche schon gar nicht mehr, dafür bringen sie mittlerweile ihre Kinder mit. Kuhn goes next generation!

Süchtig sind aber nicht nur die Fans. Auch der Band merkt man in jedem Moment ihre absolute Spielfreude an. Sie lieben und leben ihre Show, sie müssen es tun, weil sie es voller Leidenschaft tun. Auch sie sind süchtig. Genau diese Kombination macht aus den Konzerten etwas so einmaliges. Eine Symbiose zwischen Band und Publikum bringt ein Gesamtkunstwerk hervor. Man muss es gesehen und miterlebt haben!


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Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall: An kaum einer Musikrichtung scheiden sich die Geister in ähnlicher Weise wie am deutschen Schlager.  
Die einen schwören drauf, zelebrieren Omas Liedgut und die weitgehend bedenkliche Mode der 70er Jahre, feiern ein Fest des schlechten Geschmacks und haben Spaß. Die anderen quittieren das Genre-Revival, das in den 90ern seinen Anfang nimmt, mit Brechreiz und Verachtung. Vertreter beider Fraktionen kommen nicht umhin zuzugeben: Dieter Thomas Kuhn, die singende Föhnwelle, zählt zu den Stars der Szene.
Der geborene Tübinger, Baujahr 1965, unternimmt diverse musikalische Experimente (seine Trompetercombo trägt den klangvollen Namen James Fast Orchestra), die sämtlich von überschaubarem Erfolg gekrönt werden. Auf der Suche nach anderem, dankbarerem, strapazierfähigerem Publikum nimmt er sich ab 1994 des deutschen Schlagers an.
Gemeinsam mit der Combo Kapelle covert er Evergreens, die nicht erst ins Ohr gehen müssen, da sie sich in jedem Gehörgang, der in den 70ern bereits geöffnet war, unauslöschlich festgesetzt haben. "Lieder Meines Lebens", das Debüt-Album, erscheint 1994.
Das Gerücht, sein Vater habe ihm die Nase gebrochen, um seine Chancen als Schlagerheini zu schmälern, leuchtet schlagerabholden Mitmenschen zwar ein; ein verunstaltetes Gesicht allein kann den Boom jedoch nicht aufhalten. Was als Provokation und Party-Gag beginnt, nimmt rasch gigantische Ausmaße an.
Aus den kleinen Spelunken, durch die Kuhn und Kapelle anfangs tingeln, werden größere Clubs, schließlich mit mehreren Tausend begeisterten Fans gefüllte Hallen. Föhnwelle, Schlaghose, Plateauschuhe und Brusthaar-Toupet - Brechmittel oder Kult? Die Masse tobt.
Für zweifelhaften Ruhm sorgen Kuhns Ausflüge ins Filmgeschäft. Nach "Georgia" von 1995 versucht er sich ein Jahr später an der Seite von Ester Schweins in "Der Trip - Die Nackte Gitarre 0.5". Das Lexikon des internationalen Films führt den Streifen in der Rubrik "Schlechteste Filme des Jahres".
Dann, je nach Blickwinkel: der Schock oder die Erlösung. Am 1. Oktober 1999 gibt Dieter Thomas Kuhn nach fünf Alben seinen Rücktritt aus dem Schlagerzirkus bekannt. Er wolle sich musikalisch neu orientieren, sich endlich wieder anderen Dingen zuwenden, heißt es.
Ein Abschiedskonzert gibt es noch - in der Stuttgarter Schleyerhalle. Dann erinnert im Jahr 2000 lediglich eine Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum an den umstrittenen aber gefeierten Sohn der Stadt.
Die Abstinenz ist nicht von Dauer: 2000 steht "Kuhn" in den Läden - und verdirbt manchem Kritiker die Laune. Diverse Projekte abseits des Schlagerparketts floppen - 2004 kehrt der Schuster schließlich zurück zu seinem Leisten. Ein einziges Konzert sollte es werden, "um zu sehen, ob wir es noch können", traditionell in der Schleyerhalle.
Viele bescheinigen ihm Größenwahn, doch die Fans des Schlagerbarden beweisen Treue und strafen die Unken Lügen: Die Comeback-Show - wieder mit dem alten Repertoire - ist für Anfang 2005 angesetzt. Zwei Tage nach der Ankündigung im Sommer 2004 sind sämtliche 12.000 Tickets verkauft. Zwei weitere, aufgrund der absurden Nachfrage hastig anberaumte Zusatzkonzerte in Stuttgart und Hamburg verkaufen innerhalb von Stunden aus.
Dieter Thomas Kuhn wittert wieder Morgenluft. Eine Live-DVD ("Meilen, Mädchen, Melodien") und ein Weihnachtsliederalbum ("Lieblingsweihnachtslieder") leiten seine Rückkehr ein. 2006 stehen erneut Tourtermine fest, brandneue Bühnenoutfits sind in Auftrag gegeben. Ein neues Studioalbum erscheint im April. Der Kurs ist klar: im Stil der 70er "Einmal Um Die Ganze Welt".
Im Mai 2006 feiert der fußballbegeisterte Kuhn, der sich später auch als Sponsor für seinen Heimatvereins TSG Tübingen einsetzt, gemeinsam mit dem VfB Stuttgart den Meistertitel auf dem Cannstatter Wasen. Zu diesem Zeitpunkt ist das nächste Album "Musik Ist Trumpf", das im Juni erscheinen soll, bereits fertig gestellt.
Mit "Musik Ist Trumpf" löst Kuhn sich vom Majorlabel Warner, die Scheibe erscheint wie die Folgealben "Schalala" (2009) und "Hier Ist Das Leben" (2012) auf dem Label von DTKs Management. Auf jedes Album folgt schier zwangsläufig eine ausgedehnte Tour, bei der DTK sein "neues" Material, das wie gehabt frisch eingesungene Schlagerklassiker umfasst, unter seine unermüdlichen Fans bringt.


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Was unterscheidet den deutschen Schlager von guter deutscher Popmusik? Das sind doch wohl die Texte. Nicht erst seit Heino Haselnuss gehört zum Schlager die heile Welt, die etwas Totalitäres hat: es gibt sie nur ganz oder gar nicht. Wer nicht für uns ist ist gegen uns: so denkt auch der Schlagerfan.
Da kann man nicht so einfach die Seiten wechseln. Zumal nicht, wenn man seit Jahr und Tag nichts als Spott und Häme über der Idylle ausgegossen hat. "Wärst du das Meer, würd ich versinken darin, weil ich so gern mit dir zusammen bin" singt Kuhn nun, aber wer kauft dem Brusthaarausreißer das ab?
Dabei ist das Niveau der Texte der Liebeslieder noch erträglich, verglichen mit Schlagerschnulzen wie "Jeder neue Tag" oder "Der Tag". Die nämlich verbreiten genau den ranzigen und grundlosen Optimismus, über den Kuhn sich früher lustig machte, und das noch von oben herab: Warum sich Leute manchmal was verkneifen, will der Frohsinnsfuzzi nie begreifen.
Ich für mein Teil könnte bei so viel (Selbst-)zufriedenheit ausfällig werden, und so fällt es mir schwer, zuzugeben, dass die Band sich schon Mühe gegeben hat. Hübsch gemacht sind zum Beispiel das Crescendo, in das sich "Herzsehen" nach sehr zögerlichem Beginn steigert oder auch das zarte Intro des folgenden "Himmel Verkehrtrum". Bei "Diamant", "Manche Mädchen" und "Hotelzimmerstunden" gibt der Texter sich nicht ganz so einfältig, das lässt dem Sänger mehr Spielraum und plötzlich erreicht "Kuhn" das selbst gesetzte Ziel, "gute deutsche Popmusik" à la Westernhagen zu machen. Aber die gute Laune ist schon hin.