König Leopold, Österreichs Dada-Monarchen - wo der höhere Unsinn regiert.
Aus Hip-Hop, Elektronik, Dubstep, aber auch aus Punk, Free Jazz, Lärm oder Disco haben sie den Thron gebaut, von dem aus sie mittels Cut-up-Methode etwa die Sprache der stoasteirischen Heimat bearbeiten. Wirtshausgespräche und alltägliche Phrasen bilden das Material für Sprachspiele. Im November erschien das Debütalbum des Königsduos: Mit Eure Armut kotzt mich an wird die bedrohte Spezies der Banker unterstützt. Jetzt feiern die vielseitigen Scherzkekse mit Hang zu aktionistischem Theater und Nonsens europaweit….
Richtig angefangen hat alles, weil sich die Liedzeile "Holt die Goschn" nicht mit dem Vortrag derselben vertrug. In Kohlhauser hielt das Duo König Leopold eben nicht die "Goschn" und sang von einem Fleischhauer, alles picobello, nur dass er zu viel "piperlte", zur Finanzierung des Alkoholkonsums 80 Hektar Grund verkaufen musste, und schließlich sechs Eier am Tag aß.
Nun ist Steirerblut bekanntlich kein Himbeersaft, ein echter oststeirischer Fleischhauer namens Kohlhauser fühlte sich aber verleumdet und schaltete einen Anwalt ein, was wiederum - mit ein wenig Hilfe von Youtube und FM4 - dem Metzger-Rap zu noch größerer Popularität verhalf.
Im Übrigen gehe ich davon aus, dass es Lukas König und Leo Riegler vollkommen blunze ist, ob sie in der Avantgarde oder sonstwo verortet werden. Sie sind exzellente musikalische Handwerker. Ihr Fundament sind - unter anderem - fette Beats, die mit exakt gesetzten Synthesizern als Doppelfaustschlag durch die Lautsprecher kommen. Sie schreiben/rappen/vocodern Texte, für die Menschen im Radio bei Airplay früher im besten Fall einen Riesenanschiss bekommen hätten. Sie erfinden Performances, die aufgrund ihrer durchgeknallten Universalsprache von Tokyo bis Dublin verstanden werden. Sie sind gut vernetzt in einer Musikszene, die kraft ihres kosmopolitischen Selbstverständnis' auf Stil- und Ländergrenzen einen immensen fuck gibt. (Kristian Davidek - FM4)
************
Der Wahnsinn hat einen Namen: Koenig Leopold
Was kann man über eine Band schreiben, die aus musikalischer Sicht nicht und nicht in eine der gängigen Schubladen hineinpassen will. Das famos-schräge Zweiergespann Koenig Leopold räumt nämlich ordentlich auf und lässt wirklich keinen Stein auf dem anderen. Leo Riegler (Electronics, Turntables, Gesang, Klarinette) und Lukas König (Schlagzeug, Synthesizer), die Köpfe hinter diesem Projekt, brechen mit so ziemlich mit allen musikalischen Begrifflichkeiten und entheben sich in ihren Stücken, wie auch auf der im Herbst des vergangenen Jahres erschienen Debüt-EP „Aalfang“ zu hören war, allem Traditionellen, Herkömmlichen und sonst aus dem Radio Tönenden. Bei Koenig Leopold trifft Wahnsinn auf Innovationskraft, spitzer Humor auf Kreativität, Experimentierfreudigkeit auf musikalische Finesse, Musiktheater auf Aktionismus und, und, und… Dass sich die Qualitäten des Duos inzwischen auch europaweit herumgesprochen haben, zeigt die Einladung zu dem international nicht ganz unbedeutenden 12 Points Festival in der irischen Hauptstadt Dublin.
Es ist nicht so, dass auf FM4 nicht auch schon einmal die etwas schrägeren Sachen gespielt werden, doch dass die Redaktion offenbar mit Koenig Leopold eine neue Lieblingsband gefunden hat, überrascht dann doch ein wenig. Auf jeden Fall machte das regelmäßige Airplay die Nummer „Kohlhauser“ das Zweiergespann mit einem Schlag auch einer größeren Hörerschaft bekannt.
Zugegeben, schmunzeln muss man schon, lauscht man den Songs von Leo Riegler und Lukas König, doch von einem Spaßprojekt lässt sich nicht sprechen. Wer das bisherige Schaffen der beiden Musiker und jetzt auch Entertainer und Satiriker kennt, der weiß, dass es sich hier um zwei ausgewiesene Experten in Sachen Jazz handelt. Rege im Umfeld der Jazzwerkstatt Wien tätig, zeigen sie in ihren unterschiedlichen Projekten immer auch den ausgeprägten Hang, die etwas anderen klanglichen Pfade zu beschreiten. Im Duo Koenig Leopold toben sie sich nun vollends aus und treiben den eigenen Wunsch, ihre Musik nach Möglichkeit aus dem Rahmen des Gewöhnlichen fallen zu lassen, an die Spitze.
Der Sound, den Leo Riegler und Lukas König zelebrieren, ist einer, in dem Fragestellungen stilistischer Art einfach nicht gestellt werden. Die beiden werfen, als ob es nichts Selbstverständlicheres gäbe, in bester Crossover-Manier Elemente der Elektronischen Musik, des Hip Hop, Pop, Rock, Noise, der Improvisation und Avantgarde in einen Topf und rühren dann zunächst einmal richtig um. Garniert mit einer ordentlichen Portion Wahnsinn, lassen Koenig Leopold auf diesem Wege schön groovende Stücke entstehen, die definitiv anders und deswegen auch interessanter klingen, wie vieles andere, das man sonst so alltäglich zu hören bekommt.
Leo Riegler und Lukas König beweisen mit Koenig Leopold eindrucksvoll, dass es heute doch noch möglich ist, Neues und Ungewöhnliches zu erschaffen, dass, lässt man der eigenen Kreativität einmal freien Lauf, viel Spannendes entstehen kann.
Michael Ternai
***********