Schon seit Monaten freuen wir uns drauf: Kitty Hoff hat eingeladen und zwar privat. „Zuhause“ heißt ihr drittes Album. Und wer jetzt an Feierabend-Jazz oder Pantoffel-Pop denkt, darf sein blaues Wunder erleben. Als erster deutscher Female Act bei Blue Note Germany/EMI erzählt Kitty Hoff auf ihre wunderbar eigenartige Weise heimelige Berliner Geschichten. Ihre Band Forêt-Noire tapeziert dabei spielfreudig und gekonnt alle möglichen Klangräume: Orchestraler Glitzerpop, rumpeliger Jahrmarkt-Blues, lyrische Walzerballade, gutgelaunter Reggae-Swing, seidiger Bossa Nova – mitunter sogar als deutsch-französisches Duett mit dem Chanson-Star Coralie Clément (Paris). Live darf man sich außerdem auf Stepptanzeinlagen, Zaubertricks und Anekdoten freuen. Und weil die Menschen Schubladen lieben, nennt Kitty ihre Kunstrichtung: Nouvelle Chanson. Auf deutsch eben. „Denn was wären die Deutschen ohne ihre schlechte Laune? Franzosen!“ lacht Kitty und holt noch eine Flasche Rotwein aus der Vorratskammer. Wir blicken aus dem Fenster in die untergehende Großstadtsonne und ahnen: Das wird ein besonderer Abend mit samtigem Abgang ... tchin-tchin!
Ausbildung / Auszeichnungen:
• Studium Musik und Germanistik, WWU Münster
Studium Gesang/Schauspiel/Tanz in Wien („Theater an der Wien“) und Essen (Folkwanghochschule)
• Preisträgerin „Jugend musiziert“, „Bundeswettbewerb Gesang Berlin“ (Sparte Chanson 1997/99)
• Meisterkurse (u.a. bei der Brecht-Diseuse Gisela May, Kurt-Weill-Fest Dessau 1998)
• Tonstudio-Stipendium der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur (2004)
• Förderpreis „Junge Songpoeten“ der Hanns-Seidel-Stiftung (2005)
• Förderpreis der „Liederbestenliste für das deutschsprachige Lied“ (2006)
Ausgewählt zur Förderung durch das Goethe-Institut (2006)
• Lale-Andersen-Preis für gehobene Unterhaltungsmusik, Stadt Bremerhaven (2008)
Diskographie
• Debütalbum „Rauschen“ (2005) Virgin/EMI
• Album „Blick ins Tal“ (2007) Virgin/EMI
• Album „Zuhause“ (2009) Blue Note Germany/EMI
PRESSESPIEGEL
Zuhause
Sanfte Selbstmorde und wohltemperierter Eierlikör.
Ach, die liebenswert-neurotische Kitty Hoff! Sie ergreift einen immer wieder; und zwar gerade dann, wenn man sie am Nötigsten hat. Lockte sie 2007 in eine Art hitchcocksches Manderley, bittet sie nun in tief hinein in ihr »Zuhause«. Da ist sie wieder, die wohlfeile Agatha Christie-Mischung aus wohltemperiertem Eierlikör und kräftig hirnnebelndem Absinth. Und dann warten natürlich noch diese versteckten, sezierenden Messerklingen im Dunkel.
Da steht sie also zu Beginn als »Frau Auf der Brücke« und spinnt den Suizid-Faden des Songs »Blaue Stunde« aus dem Vorgänger-Album »Blick Ins Tal« elegant weiter. Nicht nur die »Gedanken aus der Manteltasche« möchte diese einsame Lady gern ins »Tiefe Blau« unter ihr entsorgen – doch am Ende verbleibt ihr das Leben, das einen vorwärtsschauenden Sieg davonträgt. Denn es warten schließlich heitere, Bossa Nova-getränkte »Riesenräder« auf die Überlebende (Süß & sinnlich: Der Duett-Part mit der aparten französischen Sängerin Coralie Clément).
Mit »Sehr Weit Oben« tuscht Kitty ein wunderschönes, zartes Parallelwelt-Pastell unter den Anstrich vergessener Zirkuskuppel-Magie. Ist das Leben denn etwas anderes als der immerwährende Tanz in einer mal hier, mal dorthin wandernden Sehnsuchts-Menagerie? »Die Illusion wird aufgestellt,« wispert die Sängerin, »und schminkt sich die Gesichter«. Oft genug vergeblich, denn schlussendlich: »Die ganz große Zauberei / ist doch morgen schon vorbei«.
Eingetaucht in sanfte, mit dezenten Piano-Akkorden applikierten, eleganten Hook-Momenten, tanzt Kitty hier auf jenem elenden, immerwährenden Daseins-Seil, denn »Irgendjemand zählt das Geld« – stets und immer; auch wenn du gar nichts hast, und kein Netz deinen freien Fall schützt. Da nützt kein »Send In The Clowns« in solchen Momenten, und doch bleibt die Hoffnung: Sie warten irgendwo, die »Schwerelosen Zeiten / ganz weit oben im Licht«.
Musikalisch schnippt »Zuhause« als weitere charmante Fingerübung durch Kittys versteckte, nicht zu leicht zugängliche Nischen zwischen Pop und Jazz. Der Ragtime schaut vorbei in einer Nummer wie »Bad Mood«. Und offenbart tiefes Verständnis für die gutsituierte Intellektuellen-Heerschar westlicher Cocktail-Revoluzzer vergangener und heutiger Tage.
Denn schließlich: »Eine Revolution, die braucht Zeit«. Glänzendes »Mahagoni« wiegt sich in zarten Reggae-Klängen, während der »Papierkram« südseeschwangere Strandhoffnungen in seinem Bauche trägt. Die »Pension Fuchs« wildert geglückt im Schlager-Foxtrott der fünfziger Jahre. Die »Unterwelten« locken mit zunächst verhaltenen Klängen, bevor sie immer mehr Tempo aufnehmend mitreißende Dynamik entwickeln.
So bittet Deutschlands wohl wunderlichste Diseuse erneut zur verspielt-sinistren Cocktailstunde mit allerlei geheimen Pülverchen im Song-Tee. La Hoff so nebenbei hören, das geht nicht. Also gebt euch Mühe, nehmt guten Stoff, legt ein paar Mark mehr hin für die flüssige Begleitung beim Kitty Hoff-Hören. Ihre Kunst schmeckt dann garantiert noch besser. Und die Messer im Hintergrund verlieren für einen Augenblick ihren Schrecken.
© Artur Schulz
laut.de
Kitty Hoff & Fôret-Noire: Zuhause
»Intelligent«, das klingt im Zusammenhang mit Musik stets nach schräg, unkonventionell, kantig. Die Vokabel »zärtlich« hingegen assoziiert man gerne mit Schlager, anschmiegsamen Balladen oder gar Kitsch. Irgendwie müssen die Assoziationsbücher in unseren Köpfen neu geschrieben werden, denn Kitty Hoff und ihre Kapelle Fôret-Noire zeigen auf »Zuhause«, wie man intelligente und zugleich zärtliche Musik schafft.
»Zuhause« ist das inzwischen dritte Album der Deutsch-Channsonette Kitty Hoff. Die geborene Münsteranerin, 37, ist bereits lange ein Teil der Musikszene und – auch wenn’s schwer nach Plattitüde klingt – tatsächlich so etwas wie deren hervorragend gehütetes Geheimnis. Sie studierte am Theater an der Wien und an der »Folkwang Hochschule« Essen Musicalgesang und -tanz. 2005 gründete sie ihr Projekt Fôret-Noire, bekam auf unkonventionellem Weg (Stipendium des Senats Berlin, Demo-Aufnahmen, Gehör beim A & R-Manager) einen Plattenvertrag bei Virgin/EMI. Es folgten die Alben »Rauschen«, »Blick ins Tal« und nun eben – »Zuhause«.
Kitty Hoff (Komposition, Texte, Gesang, singende Säge, Akkordeon, Piano, Melodica) und ihre Band schaffen darauf einen ganz ungewöhnlichen Kosmos schöner Lieder. Poesie, im Moment eingefangene Stimmen oder Stimmungen, Ideen und Gedankenfetzen sind ihre Textbausteine. Diese vertont sie ganz allerliebst meist mit zarten Bossatönen, Fifities-Schlager-Reminiszenzen, lyrischen Melodien und 70er-Hitparaden-Assoziationen.
Die Sängerin und ihr hervorragendes Ensemble Fôret-Noire nutzen schillernd-leiernden Karussellpop, Kintopp, Mahagonny, Vaudeville, Dub und andre Karibiktöne, Jazz, Schlagerseligkeit, Chanson, Schnulze, Soundtrack-Bausteine der französischen 70er-Tradition, musikalische Ironie à la Helge Schneider oder Mambo. Und das alles sehr, sehr leise. Auch Kittys Texte, diese so nebensächlich erzählten, melancholischen und dezent absurden Kleinstgeschichten sind brillant. Selbst die potenzielle Selbstmörderin, die gedankenverlorene »Frau auf der Brücke« wird in ein sanft-optimistisches Kino-Zwischenmusiks-Stückchen in Jazznähe gepackt. Sonnige Steeldrum-Beats schmiegen sich strahlend um den »Papierkram« und dramatische Gedanken elektrowabern durch »Unterwelten«.
Die leise, zuversichtliche und niemals wertende Stimme von Kitty Hoff ist unaufgeregt und unanbiedernd, und dieses blanke, pure Understatement tut der Musik, die von versierten Virtuosen stammt, mehr als gut. Kittys vokale Reduktion verleiht dem Sound eine gehörige Portion frischer Liebenswürdigkeit, genau jenes Quantum Nicht-Perfektion, die diese Produktion von all den dramatisch schmetternden Deutschlandsuperstars unterscheidet. Ein kostbares kleines Stückchen Musik, ein kleiner Diamant im Herzschliff, seelenschmeichelnd zärtlich und dabei – genau! – intelligent.
© Kati Hofacker
Deutsch, gut gelaunt
»Ob Paris oder Berlin ... « – für Kitty Hoff macht das längst keinen Unterschied mehr. Mit ihrer eleganten Begleitband »Forêt-Noire« bildet sie gewissermaßen die musikalische Brücke zwischen beiden Städten. Denn französischer als sie kann man als Deutsche/r wohl kaum klingen. »Was wären die Deutschen ohne ihre schlechte Laune?«, fragt sie und antwortet lachend: »Franzosen!«
Mit »Zuhause«, dem dritten Album dieses unendlich sympathischen Ensembles wird die schlechte Laune also ein weiteres Mal abgestreift und mit weichem Pinselstrich ein musikalisches Aquarell entworfen, das ebenso leicht, originell und charmant gezeichnet ist wie seine Vorgänger. Die Farben: Leiser Bar-Jazz, Bossa Nova, Swing – bei Kitty Hoff »zuhause« setzt man auf traditionsreiche Sounds, auf denen die Musiker ihre »seidigen« (Pressetext) Arrangements aufbauen, entspannt und glänzend aufgelegt.
Doch auch Dramatisches gelingt der Band: »Unterwelten« etwa ist ein Schlüsselstück, in dem Kitty Hoff und Forêt-Noire nahezu die komplette Bandbreite ihres Werks ausschöpfen; vom reduzierten, nur von Percussions begleiteten Chanson bis zum donnernden Song-Finale mit Pauken und Trompeten. In »Pension Fuchs« darf das Ensemble sich dann instrumental austoben und zeigt, dass es sich auch im Gewirr von Reggae, Dub und Kirmes-Polka mühelos zurechtfindet. In den übrigen Stücken brilliert Kitty Hoff einmal mehr mit kokett-witzigen Texten, manchmal auch herrlich politisch-unkorrekt (»Mahagoni, Holzwege ins Glück ...«), intelligent gereimt und mit pointierter Lautmalerei – die ästhetische Verbindung zwischen Wortklang und Musik gelingt derzeit niemandem so überzeugend wie ihr.
Als Höhepunkt des Albums dürfte jedoch ein besonderer Coup gelten: »Riesenräder« ist eine Zusammenarbeit mit dem jungen französischen Chanson-Star Coralie Clément (im Stil ihres ersten Albums »Salle des pas perdus«) – so gesehen die personalisierte Brücke »Paris-Berlin«. Was jedoch als »deutsch-französisches Duett« angekündigt wurde, entpuppt sich überraschend als très allemand (bloß ohne schlechte Laune), denn Coralie Clément singt erstmals Deutsch, so süß und charmant wie zuletzt Ende der 60er Jahre Françoise Hardy (»Frag den Abendwind«). Und so versteht man: Wenn Deutsche ohne schlechte Laune Franzosen wären, dann wären umgekehrt Franzosen ohne französische Sprache: Kitty Hoff!
© Michael Frost
CD-Kritik.de
Neue deutsche Chansons Kitty Hoff & Forêt-Noire
Der Bandbus von Kitty Hoff & Forêt-Noire sah fast aus wie ein Umzugswagen. Neben ihren Instrumenten hatten sie auch einige alte Möbel mitgebracht und verwandelten das Studio 3 des Bayerischen Rundfunks in ein Wohnzimmer. Der dritte Bayern 2-Studioclub vom 19. Mai.
Die Bühne im Studio 3 sah jedenfalls wie ein ziemlich großes Wohnzimmer aus, in dem irgendjemand viele Instrumente verteilt hatte. Für schummrige Beleuchtung sorgten altmodischen Flohmarktlampen und im eleganten Chippendale-Sessel saß Kitty Hoff, und warf zerknüllte Blätter aus ihrem Tagebuch auf den Boden.
»Zuhause« – so heißt die neue CD der Künstlerin. Darauf balanciert sie zwischen Tradition und Moderne, zwischen Leichtigkeit und Tiefgang. Und immer mit einem Augenzwinkern: »Was wären die Deutschen ohne ihre schlechte Laune? Franzosen!«, wie Kitty Hoff ihre eigene Frage beantwortet.
Kitty Hoff hat einen Bilderbuchwerdegang hinter sich: Die Münsteranerin lernt als Kind Klavier und Geige, sie singt im Kammerchor. Schon als Teenager bestreitet sie mit einem Pianisten Liederabende – und wird so Preisträgerin im Wettbewerb »Jugend musiziert«. Sie studiert unter anderem Schauspiel, Gesang und Tanz am Theater in Wien und belegt schließlich nach ihrem Umzug nach Berlin einen Meisterkurs bei der Brecht-Diseuse Gisela May.
Sehr umfassend ist Kitty Hoffs reichliche Bühnenerfahrung: Mal tritt sie in Soloprogrammen auf, mal in einer Jazzcombo, eine Zeitlang auch in einer neunköpfigen Damenband.
Kitty Hoff schreibt ihre Songs selbst und gibt dem deutschen Chanson eine kluge, erfrischende Note. In ihren Liedern kann sie kühl und herzerwärmend zugleich sein; vielleicht verständlich bei jemandem, der sich selbst als »glückliche Melancholikerin« bezeichnet.
Ihre ersten beiden Alben »Rauschen« (2005) und »Blick ins Tal« (2007) wurden beide einhellig von der Kritik gelobt, für letzteres wurde sie mit dem Lale-Andersen-Preis ausgezeichnet. Auf ihrem neuen Album »Zuhause« präsentiert sich Kitty Hoff stilistisch vielfältiger, souveräner und raffinierter als je zuvor. Ihre Live-Auftritte garniert sie außerdem mit Stepptanzeinlagen, Anekdoten und Zaubertricks.
Das Publikum im Studio 3 hatte Kitty Hoff sofort um den Finger gewickelt. Es wurde ein wunderschöner beinahe fast feierlicher Abend. Es war der dritte Bayern 2-StudioClub.
Am 19. Mai gaben Kitty Hoff und ihre Band Forêt-Noire im Studio 3 des Bayerischen Rundfunks ein exklusives Studiokonzert in heimeliger Wohnzimmeratmospäre. Wir zeigen ihnen einen exklusiven Mitschnitt von »Toc Toc Toc« – ein Song, der richtig Laune macht!
http://www.br-online.de/bayern2/radiomitschnitt/bayern-2-radiomitschnitt-kitty-hoff-ID124283529764.xml
Der ganze radioMitschnitt zum Nachhören. Das Konzert dauerte über anderthalb Stunden. Hier ein Zusammenschnitt der Höhepunkte.
http://www.br-online.de/bayern2/radiomitschnitt/events2009-konzerte-kitty-hoff-ID1242840413079.xml
© br-online.de
Kitty Hoff & Forêt-Noire – Zuhause
Mit ihrem dritten Album gehört Kitty Hoff nun aber wirklich zur Elite: Als erster deutscher Act konnte sie auf dem legendären Blue Note Label landen. Nicht ganz zu unrecht, denn anders als vieler ähnlich gelagerter Acts, hat sich die »glückliche Melancholikerin« – trotz durchaus humorvoller Texte – nie mit Belanglosigkeit zufrieden gegeben. Ohne dabei intellektuell abzuheben, zielte sie aber andererseits auch niemals direkt in die Charts. Mit anderen Worten: Kitty Hoff hat genau die richtige Balance gefunden. Auf dem neuen Werk wurde die Schwarzwaldcombo um zwei vollberufliche Mitglieder erweitert und Kitty zog sich mit Coralie Clément (die sie auf deren erster Tour supportete) und dem Belgier Joachim Jannin zwei interessante Duettpartner an Land. Denn diese beiden Herrschaften mussten sich schon auf Deutsch bemühen – da bleibt sich Kitty treu. Musikalisch gibt es nichts grundsätzlich Neues – vielleicht von ein paar instrumentellen Eskapaden, wie z. B. zur »Pension Fuchs« abgesehen, sondern eine konsequente Verdichtung des bislang erreichten. Und das ist kurzweiliger, humorvoller aber nicht lustiger, deutschsprachiger Chanson-Pop mit nach wie vor jazzigem Flair, aber auch diversen Zutaten wie einem Streichquartett. Insgesamt sind die neuen Nummern eine Prise melancholischer als gewohnt – das macht aber nix, da dies hervorragend zu den eher nachdenklichen Texten passt.
© Ullrich Maurer
gaestliste.de
Kitty Hoff – Zuhause
Miss Hoff’s new album is released by legendary jazz-label »Blue Note«, making her the first female German artist signed to this record company
Erstaunlich! Erfolg für Album Nr. 3 von Kitty Hoff! Hörenswert! Unglaublicher Sinn für schöne, ästhetische Worte und Melodien. Das neue Album setzt das mit einer faszinierenden Leichtigkeit fort. Nach den bisher erschienenen CDs »Rauschen« und »Blick ins Tal« und den damit einhergegangenen wunderbaren 27 Chansons offeriert nun »Zuhause« 14 neue Kompositionen, an denen man sich erneut die Ohren wund hören kann, ohne hinterher vom Ohrenarzt notfallmäßig versorgt werden zu müssen. Vom Geheimtipp der deutschen Chanson-Szene haben sich Frau Hoff und ihre Herren vom Forêt-Noire mittlerweile zu einer festen Institution gemausert, die nicht nur die französische Konkurrenz teilweise alt aussehen lässt, sondern sich außerdem« dank einer unnachahmlich eigenen Art und Weise »dem deutschen Kulturalltag verbunden fühlt und ihn in allen seinen skurrilen bis köstlichen Facetten mit Hilfe von Glitzerpop, Bossa Nova, Jazz, Walzer und Reggae-Swing augenzwinkernd widerspiegelt.
Textlich bewegt sich auch »Zuhause« wieder auf höchstem Niveau. Man will sich gar nicht vorstellen, wie lange Kitty an so manchen Textpassagen gefeilt und gehobelt hat, bis alles so locker und leicht und selbstverständlich klingt, wie es sich anhört. Optimale Unterstützung bieten da die vier smarten Herren an, die als mit allen Wassern gewaschene Bar-Jazz-Combo jeden Titel zum eindrucksvollen Schmankerl machen.
Überraschungseier gibt es diesmal natürlich auch wieder: Coralie Clément meldet sich auf dem Anrufbeantworter, Joachim Jannin, belgischer Chansonnier, fordert Kitty zum deutschsprachigen Duett und in »Pension Fuchs« erschließt sich die weite Welt des lässigen Swing-Jazz, ganz ohne Kitty aber mit viel Dub-Echo im Hinterzimmer.
© Canzone-online.de
Die wunderbare Welt der Kitty Hoff
Zwischen Chanson, Jazz und Bossa Nova: Berliner Sängerin begeisterte im E-Werk
Sie hat einer Säge liebliche Klänge entlockt, einen kleinen Zaubertrick vorgeführt, ihr Klavier-Können demonstriert und ein paar Steppschritte aufs Parkett gelegt – wohl niemand in der ordentlich besuchten E-Werk-Clubbühne würde sich jetzt wundern, wenn Kitty Hoff noch als Seiltänzerin über den Köpfen ein paar Kunststücke zeigen würde. Das Musik-Varieté der zauberhaften Berliner Sängerin kennt scheinbar keine Grenzen. Und so verzaubert sie mit spielerischer Leichtigkeit ein staunendes Publikum.
Im kleinen Festival »female« – bei dem bis Donnerstag Künstlerinnen in den Mittelpunkt des E-Werk-Programms gerückt werden – liegt an diesem Abend von der ersten Sekunde an eine ganz besondere Stimmung in der Luft. Eine Stimmung, bei der die Lust einer Band an der eigenen Musik und der ideal darauf abgestimmten Bühnenshow permanent zu spüren ist. Kitty Hoff und »Forét-Noire« mischen mit viel Eleganz und großem Können Pop mit Chanson, Jazz mit Bossa Nova und finden dabei noch Zeit für skurrile Abstecher. Ein Duett zwischen Zither und singender Geiger? Für Kitty Hoff – die unter anderen bei der Brecht-Diseuse Gisela May in Berlin studierte – und ihrem Bassisten kein Problem!
Glänzende Songperlen
»Zuhause« nennt sich die neue CD mit wunderbaren Songperlen, die auch im E-Werk zum Glänzen gebracht werden. Ironisch gebrochene Heimatgefühle vermittelt dabei schon die Bühne. Stehlampen, ein alter Sessel und jede Menge Nippes – in dieser Kulisse wird mit Klischees gespielt. Und bei aller Perfektion und Selbstinszenierung kommt die Ironie nie zu kurz.
Die Texte von Kitty Hoff – die im Gegensatz zu Retorten-Sängerinnen wie Annett Louisan selbst dichtet – sind voller Poesie und in einem zeitlosen Stil verfasst: »Die Illusion wird aufgestellt«, haucht die Sängerin, »und schminkt sich die Gesichter … Die ganz große Zauberei/ist doch morgen schon vorbei.« Hoffentlich nicht in der wunderbaren Welt von Kitty Hoff und ihrer Band!