Eine Melange, die eine bewegliche Stimme von verblüffender Schwerelosigkeit offenbart -
eingebettet in ein Klangbild, in dem sich die Unbefangenheit dieser wunderbar vieldimensionalen arabisch-abendländischen Begegnung widerspiegelt.
- NDR
„Ihre tiefe und anmutige Stimme fließt in die elektrisierende Seele Marokkos, eine einzigartige und funkelnde Mischung aus Sahara-Songs, mystischem Jazz und Gnawa-Rhythmen, mit Saxophon, Flöte und Gitarren in Hülle und Fülle." - Télérama Sortir
Trotz oder wegen der Berichterstattung in den Medien ist für viele das Verständnis der arabischen Kultur von Vorurteilen geprägt und verfälscht. Oum gewährt mit ihren Werken nicht nur einen Blick in ihre Seele, sondern zeigt in musikalisch faszinierender Art und Weise, die Einflüsse, Strömungen aber auch traditionelle Verbundenheit einer neuen, jungen und liberalen arabischen Generation. Einer Generation die ihre kulturelle Identität ohne Rücksicht auf Konventionen oder religiöse Dogmen, aber sehr wohl im Bewusstsein der eigenen Kultur auslebt.
2013 veröffentlichte sie mit „Soul Of Morocco" ihr drittes Release - eine nicht minder weltoffene Produktion, die ihr nun europaweit den Durchbruch bescheren soll: Nach beatlichen Verkaufszahlen und großen Festivalshows in Frankreich (u.a. auf dem Festival La Croisée des Chemins und dem Festival Au Fil Des Voix) ist am 09.01.2015 auch hierzulande ihre beispiellose Mischung aus Berbermusik, Gospel, Soul, karibischen Anklängen und Jazz erschienen.
Vor allem in der Themenauswahl der Songs macht die 36-jährige Künstlerin ihre Lebensphilosophie deutlich. So liegen ihr sozialkritische Botschaften, in der sie sich über die Auswirkungen der Globalisierung, weibliche Freizügigkeit und die Flüchtlingsproblematik äußert, ebenso am Herzen wie die pure Sinnlichkeit der Liebe.
„Als Oum im Februar 2012 vom Internet-Magazin Qantara.de - mit Blick auf den aktuellen marokkanischen Premierminister - gefragt wurde: "Rechnen Sie damit, dass die Islamisten die Freiheit der Kunst und Kultur einschränken werden?", antwortete sie selbstbewusst: "Ich glaube nicht, dass sie das schaffen. Wir haben in Marokko eine neue Generation, die eine starke, eigene Kultur besitzt. Wir sind dabei aufzuwachen, ideologisch, kulturell - in jeder Richtung." Sie selbst dürfte eines der besten Beispiele dafür sein!" - NDR
Oum El Ghait Benessahraoui, kurz Oum, ist in Marokko längst ein Star. Berühmt wurde sie mit ihrem Debüt «Soul of Morocco». Mit «Zarabi» setzt Oum nun traditionelle Akzente, modern interpretiert. Wie wichtig diese Kombination ist, zeigt Oum auch jenseits der Musik.
[Eine Frau mit opulentem Kopfschmuck vor buntem Wandteppich.] Bild in Lightbox öffnen.
Bildlegende:Frei und kritisch, und dennoch in ihren Traditionen verwurzelt: Die marokkanische Sängerin Oum. LAMIA LAHBABI
«Dieses Album ist tief in der marokkanischen Tradition verwurzelt», erklärt Oum – aber es sei trotzdem zeitgemäss. Oum wollte keine aufwändige Studio-Produktion haben. Deshalb realisierte die 1978 geborene Sängerin und Songschreiberin das Album draussen in der Wüste – dort, wo man in der endlosen Weite am besten zu sich selbst fände.
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Oums Website
Oum sieht es als ihre Aufgabe, mit «Zarabi» das heutige Marokko mit seinen verschiedenen kulturellen Facetten zu präsentieren. Oum ist eine selbstbewusste, moderne Marokkanerin: «Meine Musik hat eine politische Dimension», sagt sie. «Ich will die marokkanischen Frauen ermutigen, ihre Meinung offen zu äussern und sich weder geistig noch körperlich einengen zu lassen. Meine Botschaft: ‹Ich kann als Frau in einem muslimischen, arabischen, afrikanischen Land wie Marokko emanzipiert und frei sein.›»
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Oum in Zürich
Oum und ihre Band treten am 1. April 2016 um 20:30 Uhr im Moods auf.
«Egal wo, egal mit oder ohne Schleier»
Oum spricht deutliche Worte. Sie führt ein Beispiel an: das Lied «Ah Wah» auf ihrem aktuellen Album. Hier geht es um die Gefühlswelt der arabischen Frauen. «Ah Wah» bedeutet: ich liebe ihn. Als Kind hörte sie oft ihre Grossmutter dieses Lied singen. Alle Frauen in ihrer Familie sangen es. In diesem Lied ist eine Frau bereit, alles für ihre Liebe zu tun. «Viele mögen glauben», sagt Oum resolut, «Frauen stehen in einem muslimischen Land nicht zu ihren Gefühlen. Doch alle Frauen haben Emotionen – egal wo, egal mit oder ohne Schleier.»
Oum ist im weltoffenen Marrakesch gross geworden. Dort sammelte sie erste musikalische Erfahrungen in einem Gospelchor, der von einem Afroamerikaner jamaikanischer Herkunft geleitet wurde. Sie sang jamaikanische Lieder und traditionelle amerikanische Gospelsongs.
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Hüftkreisen und Armschnörkel (World Music Special, 6.11.14)
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Kampf gegen Klischees
Fünf Jahre lang studierte sie Architektur, machte aber die Abschlussprüfungen nicht. Nicht, weil sie Angst davor hatte, sondern zu diesem Zeitpunkt ihr Entschluss feststand: Sie wollte professionelle Musikerin werden. Die Fragen «Schön, dass du singst, aber was ist eigentlich dein richtiger Beruf?» ihrer Bekannten und Freunde mochte sie nicht mehr hören. Oum wollte allen laut verkünden: «Ich bin Sängerin und das ist mein Beruf!»
Oum gibt sich kämpferisch. Den Klischees, die marokkanische Frauen auf einen Schleier, Araber auf Gotteskämpfer reduzieren, muss sie unbedingt etwas entgegensetzen: «Die Realität verbirgt sich oft hinter einem Schleier, hinter einer Hautfarbe oder einer Religion. Es ist wichtig, jeder Person die Chance zu geben, sich selbst zu definieren. Es ist einfach, mit dem Finger auf Leute zu zeigen und sie als Islamisten oder arabische Terroristen zu bezeichnen. Da muss ich auf jeden Fall einschreiten.»
Die Marokkaner sind stolz auf Oum. Viele Generationen können sich mit mir identifizieren. Ganze Familien kommen zu ihren Konzerten. «Die verschleierte Mama singt auswendig meine erotischen Lieder zusammen mit ihrem 13-jährigen Sohn, der ein grosser Fan von mir ist», erklärt sie. Ihre Musik macht keinen Halt vor Kulturzugehörigkeit, Alter oder Konfession.