treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

item

Die Kleinstädter zue Innsprugg

Die Leobühne zeigt derzeit ein Lustspiel des populärsten Theaterautors der Goethe-Zeit.
Diese Stadt ist theatermäßig immer wieder für Überraschungen gut. Wer in diesen Wochen mal etwas tiefer in die deutsche Literaturgeschichte eintauchen und sich dabei vor allem über das „Menschliche Allzumenschliche“ sowie über die Tatsache amüsieren mag, dass sich die Themen, worüber sich die Szene so gern echauffiert, seit Goethes Zeit nicht wesentlich nicht geändert haben, der gehe zuerst in die Leobühne und konsultiere hinterher ein wenig Dr. Google (z.B. www.tour-literatur.de/Autoren_texte/kotzebue.htm).

Aber schön der Reihe nach: jener August von Kotzebue, der derzeit in der Leobühne gespielt wird und den heutzutage außer ein paar Germanist/innen garantiert niemand mehr kennt, war tatsächlich einer meistgespielten Theaterautoren seiner Zeit. Zudem ein streitlustiger Provokateur, der sich seines Erfolgs durchaus bewusst war. Und gleichwohl Goethe allein 87 (!) Kotzebue-Stücke auf den Spielplan seines Weimarer Hoftheaters setzte, weil sie eine gute Einnahmequelle darstellten (seine eigenen waren deutlich weniger gut besucht), war der doch Kotzebues erklärter Lieblingsfeind. Dabei beschied ihm Goethe (natürlich von oben herab) durchaus Talent, zumal er sein Theaterpublikum eigentlich erst durch ihn so richtig kennengelernt habe. Wir sehen schon: Da standen sich wie eh und je publikumsträchtiger Mainstream und geistiger Anspruch gegenüber. Und vor diesem Hintergrund wird das Kleinstädter-Stück Kotzebues, welches nun in einer Bearbeitung durch Lissy Lang und Regisseur Ernst Schaffenrath in der Leobühne zu sehen ist, zu einem echten Vergnügen, wenn man sich etwa Goethes inneren Gesichtsausdruck zu all dem vorstellen mag.
Tatsächlich wurden gerade die Kleinstädter zuerst in Wien aufgeführt, weil Kotzebue darin etwa gegen die Frühromantiker (also Goethes Freunde) spottete, was der unbedingt raus streichen wollte. Im Originaltext spielt das Stück zudem in einer Kleinstadt namens Krähwinkel, was wiederum Nestroy zu einer seiner berühmtesten Parodien „Freiheit in Krähwinkel“ inspirierte. Schaffenrath und Lang haben den Schauplatz nun kurzerhand nach Innsprugg verlegt, also jener selbst ernannten Weltstadt, die in der Leobühne unter dem schallenden Gelächter des Publikums wieder auf das rechte Maß zurechtgestutzt wird. Die Textstellen mit den direkten Bezügen zur Stadt (seien es nun Berg- oder Regionalbahn oder gar die heiß geliebte Parkraumbewirtschaftung – immerhin kommt im Stück ein leibhaftiger Bau-Berg- und Weginspektors-Substitut namens Sperling vor) sind daher ganz klar die Highlights des Abends. Wie etwa jener Spruch, dass man aus dem Technikerheim nun ja ein Asylantenheim für Altpolitiker machen könne. Das Stück selbst ist das, was man heutzutage Boulevard nennen würde. D.h. Charaktere wie Abfolge sind vorhersehbar und zuletzt wird die ebenso fesche wie fintenreiche Tochter ihren eigenständig Auserwählten doch noch kriegen.

Zwar lässt sich Kotzebue im Stück lustvoll über Titelbesessenheit und Borniertheit der Kleinstädter aus, so ganz fremd dürfte ihm das nicht gewesen sein. (Man darf vermuten – Nomen est Omen – dass er auch selbst ein wengerl ein Kotzbrocken war, der sich nur zu gern zum Opfer stilisierte.) Die Leobühne macht daraus für ihr Publikum indes einen engagiert gespielten, unprätentiös unterhaltsamen Theaterabend mit herrlich ironisierten Kostümen. Und das alles unter den treuherzigen Augen Verdis. Wir befinden uns ja immerhin in des Innsbrucker Bürgermeisters Wohnzimmers, also verdächtig nahe der italienischen Grenze.

Der Familienrat tagt: Soll Sabine nun den Olmers kriegen? Aber der hat ja leider keinen Titel. 

Genie und Wahnsinn

Günter Gräfenberg begeistert in Tankred Dorsts Stück „Ich, Feuerbach“ im Kellertheater mit schillernder Schauspielkunst. Soviel ist schon zu Beginn klar: Dieser alte Schauspieler muss irgendwie ein seltsamer Vogel sein. Wie er etwa noch vor seinem Auftritt zusehends…

Zeitlos ernüchternd: Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“

Das Große Haus des TLT startete mit einem Klassiker des letzten Jahrhunderts ins neue Jahr. Konjunktur für eine Leiche: Das ist der Deal, den sich Milliardärin Claire Zachanassian als Rache oder Vergeltung für das Kaff ihrer Herkunft ausgedacht hat. Wenn die Güllener die…

Spannungs-Bogen mit Klassikern

Das BogenTheater präsentiert sich selbstbewusst mit Woody Allens Kultstück „Spiel´s nochmal, Sam“ und der Eigenproduktion „Romeo und Julia“. An Selbstbewusstsein und Tatendrang mangelt es den BogenTheater-Leuten wahrlich nicht. Nach „Central Park…

Johannes Gabl. Lachschlager im Keller wie im Turm.

Sowohl das Feinripp-Ensemble im Treibhaus wie Glattauers „Wunderübung“ im Kellertheater sorgen derzeit für Begeisterungsstürme Wenn es läuft, dann läuft´s. Das wird sich derzeit wohl auch Johannes Gabl denken, hat er doch in beiden Lachschlagern dieser…

Als Frau im Bann der Geschichte

Das Kammerspiel ‚Maultasch’ des Pitztalers Martin Plattner, das Sonntag im neuen K2 in der Werkstatt seine Uraufführung erlebte, ist ein atemberaubendes Meisterwerk. Letzte Woche galt für Premierengeher/innen mal wieder der alte Spruch: Entweder es passiert nix oder alles…

Performance Tanz Poesie / OFFTANZ tirol

Die neueste Produktion von OFFTANZTIROL (vormals Tanz 41) Tanz, Performance, Poesie: So lautet der Titel des aktuellen und Genre übergreifenden Tanzprojektes von OFFTANZTIROL (vormals Tanz 41), bei dem Eva Müller, Paolo Baccarani und Benito Marcelino gemeinsam mit mir als Autorin drei…

Von Schönheit verführt

Mit seiner opulent angelegten Peer Gynt-Adaption im Großen Haus gelingt Enrique Gasa Valga erneut ein Publikumshit Keine Frage: Dieser Mann weiß, was sein Publikum glücklich macht. Nichts weniger als das scheint Enrique Gasa Valgas Anspruch zu sein. Und auch mit seinem neuesten…

Weihnachten in der Mäuse-WG

Das aktuelle Kinderstück des TLT ‚Anton – das Mäusemusical’ wirft einen hinreißend verschmitzten Blick unter ein Wohnzimmersofa. Eines ist ziemlich sicher: Nicht nur Menschen mit latentem oder ausgeprägtem Putzfimmel werden nach diesem Stück umgehend…

Ver-rückte Wahrnehmung

Das Kellertheater eröffnete seine Saison mit einem meisterhaften Stück über Verdacht und Zweifel. Eines muss man Kellertheater-Chef Manfred Schild lassen: er hat einen überaus guten Riecher für atmosphärisch dichte kammerspielartige Stücke. Und er schaut sich…

Das Leben, ein fatales Spiel

Westbahntheater Jean Paul Sartre: Das Spiel ist aus. Zuletzt ist man fast ein wenig ratlos. Hätten die beiden, die vom Schicksal füreinander bestimmt waren, sich wirklich nur auf sich selbst, sprich ihre Liebe konzentrieren sollen? Reicht das für ein sinnerfülltes Leben? Ist…