Abseiltag
Ein gleichzeitiger Almauf- und abtrieb ist ein purer Schas gegen jenen Auftrieb, den es am so genannten Seilbahntag gibt. Die hohen Tiere sind dementsprechend geschmückt und begrüßen einander mit dem heftigen Händedruck von Seilbahnpionieren. Im Inneren der Handflächen sind die Rippungen zu sehen, durch welche das Seil läuft, mit dem sie ihre Projekte in die Höhe treiben.Und auch so mancher Satz fällt als selbstbewusster Flüsterer im Sound einer Geheimbotschaft: „Nit lugg lassen, die Berge kean ins, mir kennen bauen, was mir wellen!“
Am diesjährigen Seilbahntag steht das Thema Sicherheit am Podium. Es gibt nämlich allenthalben Schidiebstähle und Schiversicherungsbetrug, und wenn jeder zweite Schifahrer ohne Schier zu Tale fahren muss, weil sie ihm in der Höh gestohlen worden sind, geht am Ende die generelle Seilbahnleistung zurück.
Die Presse berichtet über diese Orchideen-Themen der Gesellschaft wie wild, weil sie ständig Freikarten kriegt für die profitable Berichterstattung. Journalisten reißen sich um die Akkreditierung beim Seilbahntag, denn da gibt es zum Buffet Karten für die ganze Verwandtschaft über die komplette Saison.
Das Thema Sicherheit könnte man auch einmal bei einem Radlertag zur Sprache bringen, aber diesen Tag gibt es in dieser großen Aufmachung überhaupt nicht. Und weil es nur Pedale zu verschenken gibt, wenn das Thema ansteht, geht auch kein Journalist hin, wenn es um das Radeln geht. Denn wer will schon treten, wenn er akkreditiert ist?
Die Grünen, die beim Seilbahntag immer uh! Und ah! Schreien, weil es um die Sicherheit in freier Natur geht, blenden sich selbst beim Radeln aber völlig aus. Wo Radler unterwegs sind, herrscht mittlerweile Lebensgefahr. Keine Seilbahn ist so gefährlich wie ein Radler, der mit dem grünen Mäntelchen wie wild auf den Gehsteigen die Fußgänger verprellt und fallweise niederfährt.
Also ihr Grünen! Aufwachen! Der Feind sitzt nicht in der Seilbahnwirtschaft am Berg sondern am Rad auf dem Gehsteig! Macht einen Radlertag zum Thema Sicherheit, und lasst den Gehsteig wieder den Fußgängern. Das wäre die richtige Antwort zum Seilbahntag.