Vühlfeder
Die Herbste kommen mit Kastanien und Depression. Kluge Menschen setzen den Urlaub in den Sommer, der durch seine Regenschübe die Hormone herunterfährt und so manches Familienglück rettet. In voller Schiffe finden die Familien endlich zu einander und alle freuen sich auf Schule, Beruf und was eigentlich? Dass das Leben vielleicht doch noch kommt, wenn auch mit einer anderen Regierung?Allmählich kriegen wir die Ausmaße der Vorvor-Regierung mit. Da hat doch glatt eine geriatrisch auf der Flöte spielende Unterrichtsministerin das Bibliothekswesen in Österreich aufgelöst, Lesen ab jetzt auf Krankenschein. Und damit sie ordentlich Spuren hinterläßt, hat sie die gehrersche Rechtschreibreform durchgeführt, ab jetzt ist Vühlfeder zwar ein Fehler, aber richtig.
Eine Aufbruchsstimmung kotzt durch das Land. An alle Ecken stehen speib-grün-blaue Wahl-Standeln, an denen die Restfreiwilligen ihre Hufe herunterstehen, weil sie auf die politische Karte setzen.
Nehmen wir es von der schönen Seite: Zu Schulbeginn wird die Anzahl der Schüler in den Klassen geringfügig kleiner, weil die Anzahl der Schüler geringfügig kleiner wird.
In der Sprache der Politik gibt es daher eine geringfügige Nivellierung nach unten.
Dafür wird in der Rechtschreibung das Niveau durch den Vühlfeder-Paragraphen gehoben.
Wenn es weniger Schüler bei weniger Rechtschreibung gibt, gibt es eines Tages vielleicht weniger Dodeln, die eine dieser Parteien wählen. – So gesehen ist dieser Herbst eine Weichenstellung ins Leere.
Aber die Bäume sind noch im Herbstsaft, solange nicht der graue Bär der Grünen daran wetzt als letztes Armutszeugnis einer Bewegung.