Christwindlumzug
Wenn jemand wissen will, ob er recht hat, braucht er nur den Katholikentest zu machen. Also du sagst beispielsweise: „Der katholische Fundamentalismus ist im Vormarsch!“ und wirst sofort geächtet und zusammengeschissen. Das ist dann der Beweis, dass du recht hast.Dabei ist der katholische Fundamentalismus wirklich im Vormarsch, das Jahr hat mit den Vorbereitungen zur Seligsprechung eines Gasgranatenkaisers begonnen und wird stilecht mit einem Christkindleinzug in Innsbruck beendet.
Die Steigerung von Fundamentalismus ist der Provinzfundamentalismus, da kommt dann zum Fletschen der Fratze noch ein Schuss Kitsch hinzu. Die Stadt Innsbruck schmeißt also alles Geld, was sie irgendwie den Kulturvereinen unter den Fingernägeln herausgekratzt hat, auf einen Haufen und macht einen (mit Verlaub) „beschissenen Christkindlumzug“ daraus. Denn eine Aktion, die so viel Windeln und Watte vernäht, kann nur eine Aktion gegen die Scheiße sein.
Natürlich ist der Christwindlumzug eine raffinierte Sache. Alle Trottel können mitmachen und wer keinen Platz auf dem Wagen hat, kann auf der Seite stehen und winken. Wenn einmal geklärt ist, wo der Wagen hinfährt, braucht man nichts mehr zu denken. Nur noch nähen, exerzieren und schminken.
Das also ist diese Kultur der Fundamenatlisten, die keine ist. Ein Kind wird in einen Wagen voll Pampers gewickelt und darf grinsen wie die PolitikerInnen, die das ganze Spektakel eingefädelt haben.
Aussage: null. Sinn: null. Aufwand: Jahresbudget sämtlicher Kulturinitiativen. Nachhaltigkeit: eine Viertelstunde. Politische Absicht: alle niederlullen, die den Glühwein überstanden haben.
Als Künstler dieser Stadt kann man sich bloß eine gigantische Pampers umbinden und eine überdimensionierte Wurst absetzen, denn ein Windlumzug kann nur mit einer Windelwurst beantwortet werden.