Gehreriatrie
Demnächst soll eine gigantische Vergreisung den Kontinent überrollen, fast alle Länder werden davon betroffen sein, aber Österreich ist auch hier anders. Auf die geriatrische Herausforderung reagiert die Regierung mit Gehrer. Zwar ist ihre Aufgabe nach außen hin mit Bildung umschrieben, aber das kann es wohl nicht sein. Wer Bildung als etwas begreift, was man stündlich abschaffen muss, hat etwas anderes im Sinn.Und siehe da, langsam lichten sich die Schleier. Das Konzept ist genial, soferne man ohne Hirn genial sein kann. Wenn die Gesellschaft als Ganzes die Bildung zurückfährt, fällt es nicht auf, dass einzelne Bevölkerungsgruppen die Bildung wegschmeissen. Aus Literatur und Oper wissen wir, dass Helden kurz vor ihrer Vergreisung alles unternehmen, um Aufklärung zu unterdrücken und die eigene Macht noch ein paar Stunden hinauszuzögern. Da die heute Fünfzig- bis Siebzigjährigen am Vorabend ihrer Vergreisung stehen, tun sie alles, um die nachfolgenden Generationen dumm zu halten. Das heißt konkret: Unis zurückfahren und das Bibliothekswesen killen oder verländern, was das gleiche ist.
Die Saat geht auf. Die PISA-Studie ist ja eine gelungene Talfahrt in die richtige Richtung.
Die jüngeren Generationen freilich sind noch nicht dumm genug, um das alles zu begreifen. So haben etwa bei der Eröffnung der Universiade Tausende im Innsbrucker Tivoli-Stadion herzzerreissend gepfiffen, als unter den Ehrengästen die Gehrer aufgerufen worden ist. Anstatt die eigene Verblödung als Geschenk zu begreifen und sich dem Sport zu widmen, haben diese Studenten nichts anderes im Sinn, als eine Ministerin auszupfeifen!
Glücklicherweise konnte die Nachrichtenlage so weit in den Griff gekriegt werden, dass man nichts davon in den Nachrichten hörte. Dort hieß es bloß „volles Stadion“ und man zeigte einen unendlich sprachimpotenten Bundespräsidenten, der etwas „privilegiert open“ machte. Wahrscheinlich hat er in seinen Augen die generelle Geriatrie eröffnet.