MARTIN LUBENOV’S JAZZTA PRASTA (Bulgarien)
„Jazzta Prasta spielen intelligenten Ethno-Jazz für alle Intelligenzquotienten, das heißt: Musik, die trotz Komplexität Menschen öffnet und sich gut fühlen lässt, Musik jedenfalls zum blitzschnellen Zuwachsenlassen aufgeschnittener Pulsadern.“
Richard Schuberth
«Jasta prasta» ist ein bulgarisches Slangwort, das so viel bedeutet wie «Tohuwabuho». Hinter diesem selbstironischen Titel verbirgt sich ein infernalisches Balkan-Jazz-Trio.
Bereits 2004 gegründet, deckte dieses Projekt stets den Jazzdrall von Martin Lubenovs Spiel- und Experimentierfreude ab. Im Laufe der Zeit beherbergte das Ensemble illustre Namen wie Georg Breinschmied, Vladimir Karparov und Nenad Vasilic.
Nun, 2015, hat Lubenov Jazzta Prasta einem Relaunch unterzogen. Und gemeinsam mit Angel Demirev und Misho Ivanov auf ein Trio abgeschlankt, das es allerdings in sich hat.
Mit ihm treibt Lubenov sein bewährtes Rezept – Virtuosität, Spielwitz, Leichtigkeit und Flamboyanz – per atemberaubenden Loopings in neue Höhen. Kaum passiert es jedenfalls, dass diese fröhliche Musik ihren Hörern nicht die letzten Ängste vor fremden ethnischen Traditionen und vor angeblich kopflastigem Jazz nimmt.
Das aktuelle Repertoire von „Jazzta Prasta“ besteht ausnahmslos aus Lubenovs Kompositionen. Darin entwirft er ein funkelndes Kaleidoskop an Stilen: bulgarische, türkische, serbische und Roma-Traditionen, innovative Harmonien und Skalen des Jazz sowie Musette & Manouche (Gypsy Swing) umflattern einander wie Schmetterlinge. Und bei einigen Nummern werden die Melodieinstrumente sogar zu hemmungslosen Percussion-Sessions missbraucht.
Gitarrist Angel «Raketa» Demirev ist wie Lubenov Rom und entstammt einer der ältesten Musikerdynastien aus Stara Zagora in Bulgarien. Einer der wenigen, die den unbändigen Spirit des Ghettos mit der Disziplin eines Musikstudiums (an der Jazzabteilung der Musikuni Plovdiv) verbinden konnten. Er ist auch ein Spezialist für indische Sitartechniken und viele andere orientalische Lauteninstrumente, deren Klang seine Gitarre zu imitieren weiß, zudem natürlich bewandert in allen möglichen balkanischen Traditionen sowie in westlichem Rock und Jazz. Viele halten ihn für ein Genie, nicht umsonst trägt er den Spitznamen «Raketa».
Mihail «Misho» Ivanov, einer der wenigen nennenswerten Jazzbassisten Bulgariens und noch dazu der wahrscheinlich einzige mit Romawurzeln, hat sein Jazzstudium im Conservatorium van Amsterdam absolviert. Bereits sein Vater war Solist am Kontrabass bei den Philharmonikern von Sofia. Ivanov, der auch eine Ausbildung als klassischer Gitarrist vorweisen kann, war Bassist von Bands wie Berlansky, Official Language und Groovy Bonecrusher und findet in der Band seines Cousins Martin Lubenov die Gelegenheit, sich den eigenen ethnischen Wurzeln wieder anzuschmiegen.
Presse
In seinem vorliegenden Trio Jazzta Prasta outet sich Lubenov als ein Akkordeon-Derwisch, als ein unvergleichlicher Virtuose, dessen Temperament und Lebenslust schier überzulaufen scheinen. Er erzählt in einem fort Geschichten, die berühren, mitreißen, in ihrer Vielfältigkeit beeindrucken....Dieser Mann ist ein Akkordeon spielendes Naturereignis, der in der Musik seine Heimat gefunden hat.
Kulturkomplott.de (D) zur CD Impressions, Jörg Konrad, April 2015
Dieses Trio ist im Auge zu behalten. Sein frischer Geist darf auch als Bereicherung für den zeitgenössischen Akkordeon-Jazz gelten
Jazz’n’More (CH) zur CD Impressions, April 2015
Mit „Impressions“ liefern Martin Lubenov und seine Jazzta Prasta-Mitstreiter ein Hörerlebnis der Extraklasse ab, eines, das im positiven Sinne den Schweiß auf die Stirn treibt. Ganz großes Weltmusik-Kino.
Musicaustria.at (A) zur CD Impressions, Michael Ternai, April 2015
Humor hat die Musik auf jeden Fall: Sie spielt mit Balkan-Klischees und Jazzfiguren, durchkreuzt die Konventionen durch chromatische Finessen, sucht bizarr-schrille Zusammenklänge von Sopransax und Akkordeon, ironisiert das akademisch Richtige.
Akkordeonmagazin (D), April 2011
Der Mann ist originell, stilistisch nicht festzulegen, raffiniert und unterhaltsam, von schalkhafter Eleganz. Er legt seine Seele in die Musik, das schon, aber auch seinen Witz. Denn das eingeschliffene Balkan-Pathos, das hat er längst durchschaut. Anstatt einzustimmen, jongliert er lieber damit. Das ist ja auch viel interessanter.
Akkordeonmagazin (D), Oktober 2010
Der unaufhaltsame Enthusiasmus mit dem Lubenov seine Finger über die Tastatur seines Akkordeons rasen lässt ……. Seine Stärke liegt in den unnachahmlichen Läufen, perfekt synchronisiert mit dem Klarinettisten Krasimir Malakov. Ganz speziell an Lubenov ist die perfekte Balance aus Durcheinander und Tradition.
De Volkskrant (NL), Ton Maas, April 2008