treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

MELT BANANA

JAPANISCHER HARDCORE -   in der Liga von John Zorns Painkiller (Melt Banana sind quasi Painkiller ohne John Zorn)

Wie nennt man eine solche Musik?
Grindcore, Japanoise, Minoritätsrock, Punk, Techno?
Im Spannungsfeld zwischen Lärm und Stille, gewolltem Chaos und strategischer Ordnung, Speedmetal und Techno, Art und Trash, Punk und Pop kreieren Melt-Banana kurze Tracks die klingen wie eine Mischung aus Atari Teenage Riot, Public Enemy und Punk.
Diese vier Japaner sprengen alle Richtlinien der Rockmusik und verschieben die Genre-Grenzen des Punk in mehrere Richtungen. Zwar quält Ichiro Agata, der Gitarrist der Band, aus seinem Instrument durch Rückkopplung, starke Verzerrung und grenzenloser Übersteuerung die absurdesten Geräusche. Doch entspricht er keineswegs dem gängigen Klischee des amateurhaften Punkgitarristen, der nur drei Akkorde beherrscht.
Auch die restlichen Musiker entpuppen sich bei genauerem Hinhören als Könner. Die kleine quirlige Bassistin Rika Hamamoto überrascht durch die flinken Bassläufe und einen druckvollen Sound. Sudoh Toshiaki, der Drummer, prügelt seine Trommel unglaublich präzise in Beats-per-Minute Bereiche von denen jeder Gabba-DJ nur Träumen kann (260 BPM und mehr!). Und durch den von den Instrumentalisten gewebten Geräusch-Teppich schneidet sich die rasiermesserscharfe Stimme von Yasuko Onuki, dem Kopf der Truppe. Ihre furchteinflößendes Organ erklingt in einer Tonlage, als ob man eine 33rpm-LP mit 45rpm abspielt. Kaum zu glauben, das dieses im normalen Leben zarte, zierliche Geschöpf auf der Bühne zum hysterisch kreischenden, wild agierenden Punk-Girl mutiert, dass mühelos Gläser mit ihrer Stimme zerfetzen könnte.


Überhaupt hat man bei der Band das Gefühl, sie wolle mit ihrer Musik das Korsett der traditionellen Werte der japanischen Gesellschaft sprengen, um die japanische Jugend, vor allem die Frauen unter ihnen, von den strikten Rollenvorgaben des Nippons ihrer Eltern zu befreien. Die Musiker beweisen ihre Brillianz vor allem in den unglaublichen Stop-and-Go-Breaks, wenn nach Phasen überbordender Kakophonie, in denen alle beteiligten Instrumente ohne Bezug aufeinander zu spielen scheinen, unvermittelt Tempi gewechselt werden oder der Rhythmus ganz aussetzt, um kurz darauf in anderer Variation neu zu erklingen.

Bei diesen plötzlichen Wechseln zeigt sich, wie tight das Zusammenspiel der Musiker ist. Referenzen unzähliger Stars untermauern den Kult-Status der Band. So zählen u.a. Mike Patton (ex Faith No More, Mr. Bungle etc.), der legendäre Radio-Dj John Peel und Jello Biafra von den Dead Kennedy`s Melt-Banana zu ihren Lieblingsbands.

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Seit ich Melt-Banana aus Tokio, Japan letztes Jahr zum ersten Mal live gesehen habe und von ihrer absolut irren Mucke irgendwo im Spannungsfeld von Grindcore, Japan-Mayhem, Speed-Pop, Pingpong, Blastbeats, durchknallender Spielkonsole, Fastcore, Kinderfasching, Genie und Wahnsinn völlig umgeblasen wurde, war ich natürlich hocherfreut, als die Band zu einem einmaligen Gastspiel im Rahmen eines japanischen Filmfestivals am 18.4. diesen Jahres extra nach Frankfurt geflogen kam, um mit ihrem irren Geballer ein bisschen den Staub aus den Ritzen der Uni-Location zu blasen, wo der Auftritt dann vonstatten ging, im Café KOZ des Studierendenhauses zu Frankfurt/Main nämlich. Das gelang ihnen denn auch vollauf, und spätestens als Melt-Banana den Beach Boys Klassiker "Surfin' USA" am Ende ihres Sets in einen völlig durchgeknallten Bastard aus Feedback-Noise und dem für sie so charakteristischen Überschallgebretter mit exaltierter Micky Maus Stimme verwandelt hatten, dürfte jedem der Anwesenden klar gewesen sein, dass er/sie gerade etwas sehr Außergewöhnliches gesehen und gehört hat. Vor diesem also erneut absolut umwerfenden Konzert hatten wir diesmal sogar noch Gelegenheit, ein kleines Interview mit zwei Teilen von Melt-Banana zu machen, denn Sängerin YaKo sowie Gitarrist Agata teilten sich uns über eine sehr nette Übersetzerin mit (die von Melt-Banana, Grindcore etc. zuvor noch nie was gehört hatte, was die Verständigung nicht gerade vereinfachte, teilweise aber ziemlich verlustigte ...), womit einmal mehr das Vorurteil (?) bestätigt wäre, dass Japaner nicht so gut bzw. gerne Englisch reden. Dafür machte es mir umso mehr Spaß, nachher das wilde Geschnatter auf meinem Tape erneut anzuhören und einige der hängen gebliebenen Informationen textlich umzusetzen. Heads down for Melt-Banana!
Das Nippon Connection Filmfest war die einzige Show, die Melt-Banana in Deutschland spielten zu dem Zeitpunkt, und sie wurden auch extra dafür von den Veranstaltern eingeflogen, nur um am nächsten Tag gleich wieder zurückzufliegen, obwohl eine Woche drauf noch eine Show in England stattfand. Aber anscheinend fliegen Melt-Banana gerne ein bisschen durch die Gegend, wenn sie Freiflüge bekommen (was sie eigentlich gar nicht verraten wollten, weil ihnen das peinlich ist....) wie in diesem Fall. Diese Frage war dann auch der vergnügliche Start in die Fragerei, die größtenteils auf Japanisch vonstatten ging mit unserer echt netten Übersetzerin, die nur leider von der Band selbst und ihrer Musik etc. nicht sooo viel wusste, was die Sache nicht unbedingt einfacher, aber zumindest ziemlich vergnüglich machte. Und selber verstand man ja nix, weshalb es durchaus sein kann, dass einige der folgenden Informationen nicht ganz astrein, andererseits aber auch nicht völlig verkehrt sind. Vorsicht ist jedenfalls geboten! Und um nicht gleich völlig ins Detail zu gehen, wollten wir von Gitarrist Agata und Sängering YaKo wissen, was sie selber denn meinen, inwieweit sich der Sound von Melt-Banana seit 1994 und dem Release von vier Alben sowie ungezählten Compilationbeiträgen und 7", Splitsingles etc. verändert hat (eine ausführliche Diskographie findet sich auf der offiziellen Melt-Banana Website). Sie selber meinten diesbezüglich, dass sich mit der Zeit vor allem ihr Umgang mit Rhythmen deutlich verfeinert hat und man mittlerweile viel diffiziler damit umgeht bzw. unterschiedliche Arten von Rhythmus in den Songs selber auftreten. Was auch ganz gut nachvollziehbar ist, denn ausgehend von diesen absoluten Hochgeschwindigkeits-Blastbrettern finden sich zwischenrein auch immer wieder verschachteltere, spastisch-schräge Komponenten, Melodiefetzchen etc., ehe es die nächste Speedattacke hagelt. Gleichzeitig ist jedoch die Musik an sich auch nachvollziehbarer geworden, und es sind weitere Instrumente hinzugekommen mit der Zeit, wobei Agata vor allem die gewachsene Sammlung an diversen Fußpedalen & Effektgeräten für seine Gitarre meinte. Und wer diesen Effektepark mal gesehen hat, kann sich leicht vorstellen, dass wohl niemand gleich mit so einem Riesen-Instrumentarium seine Karriere als Gitarren-Speed-Gott beginnen wird.

Der letzte und neueste Output von Melt-Banana war ja diese Split-7" mit den Ami-Sci-Fi-Insekten-Grindcorelern von The Locust, von denen Agata letztes Jahr beim Konzert in Stuttgart auch ein T-Shirt anhatte und was mich gewissermaßen erst auf diese Band brachte, da doch auch mal ein Tonträgerchen zuzulegen, was ich dann auch gemacht hat in Form der "Flight of the wounded Locust" Platte. Dennoch ist das ja durchaus bemerkenswert, dass Melt-Banana immer wieder mit v.a. amerikanischen Bands Splits aufnehmen (so u.a. mit Discordance Axis, Pencilneck usw.) und diese teils auch auf amerikanischen Labels herausbringen, wie eben jetzt mit der Melt-Banana/Locust 7", die auf GSL (Gold Standard Laboratories) erscheint, aber es gab auch schon Sachen auf Slap A Ham, Gentle Giant, Smelly etc., wobei mir einige dieser absoluten Winz-Labels auch nichts sagen. Und das mit The Locust kam offenbar folgendermaßen zustande (Melt-Banana mussten selber erst mal eine Weile überlegen, ehe eine Antwort kam): Melt-Banana und The Locust kannten sich selber erst mal nicht persönlich, aber zumindest ihre Musik gegenseitig und mochten das offensichtlich, was man ja gut nachvollziehen kann, schließlich ist beides mehr oder weniger unglaubliches Hochgeschwindigkeitsgeballer jenseits irgendwelcher Grenzen, Genres, Standards etc. Irgendwann spielte man dann eine gemeinsame Show in Los Angeles, lernte sich kennen und freundete sich ein bisschen an. Schließlich gingen The Locust in Japan auf Tour, und dort entstand dann die Idee für eine gemeinsame Split, wie wir sie nun in Händen halten können. Das lustige Cover davon hat übrigens einer von Born Against, nämlich Sam McPheeters, gemacht, wonach ich allerdings nicht mehr näher gefragt hatte. Und mit den amerikanischen Labels und Melt-Banana und diesen ganzen Kollaborationen ist das meistens ganz einfach: diese Leute interessieren sich einfach für die Band und kommen von sich aus auf sie zu. Meistens ist es dann auch so, dass jedes Label für sich einen ganz bestimmten Sound fährt und Melt-Banana selbst gerade das vor allem gut finden, weil es immer wieder sehr verschiedene Sachen sind. So haben sie zum Beispiel eine 6" auf einem Label in New York gemacht (Welches?), das normalerweise auf "Emocore" spezialisiert ist (die Übersetzerin schaut mich mit großen Augen fragend an angesichts dieses Wortes, das sie vorher wohl noch nie gehört hat.....). Und vor allem weil Melt-Banana selber sich mit "Emocore" offenbar nicht besonders auskennen, hat sie das gerade besonders interessiert. Dumm nur, dass wir in dem Chaos vergessen haben zu fragen, um welches Label es sich in diesem Fall eigentlich handelt und ob besagte 6" bereits erschienen ist oder demnächst erst kommt. Auf der mir vorliegenden Diskographie kann ich jedenfalls keine 6" entdecken. Dumme Sache. Halt im Zweifelsfall selber nachforschen, was ja auch Spaß macht, oder nicht?

Dann gibt es anscheinend auch eine Split 7" von Melt-Banana mit Big D And The Kids Table (die komischerweise auch noch (??) nicht in der Diskographie auf der Melt-Banana Site auftaucht), wahrscheinlich auf diesem Asian Man Label, wo normalerweise ja fast nur so Ska-Punk/Core erscheint. Und genau das hat Melt-Banana an der ganzen Sache interessiert, denn wann hätten sie sonst schon noch die Gelegenheit gehabt, etwas auf einem Ska-Label zu machen? Und so oder ähnlich verhält sich das mit den meisten der kleineren Melt-Banana Veröffentlichungen auf diesen ganzen verschiedenen Labels. Wer sich jetzt möglicherweise fragt, ob es demnach auch von Melt-Banana einen Ska-Song gibt, muss leider enttäuscht werden. Selber stehen MB nämlich gar nicht so auf diesen Musikstil, aber bei Big D And The Kids Table machte man eine Ausnahme, weil ihnen anscheinend vor allem die Schlagzeugarbeit dieser speziellen Band irgendwie dann doch zusagte, irgendwie weil es bei denen eher straight ist o.ä. Eine andere Band aus diesem Bereich war erst auch noch im Gespräch, die Blue Meanies, doch weil diese dann zu einem Major wechselten, klappte das wohl irgendwie nicht mehr mit einer Split. Aber rein prinzipiell haben MB nichts gegen Majorlabels, nur in diesem Fall ließ der Vertrag der Blue Meanies eine Zusammenarbeit eben nicht zu.

Wer Melt-Banana letztes Jahr auf ihrer Europa-Tour zu "Teeny Shiny" gesehen hat, wird sich wahrscheinlich auch gefragt haben, wer da eigentlich hinter der Blast-Schießbude saß, denn ganz offensichtlich war das kein Japaner. Und irgendwo hatte ich gelesen, dass es sich bei besagtem Mann um Dave Witte handelt, den jetzigen Burnt By The Sun Schlagwerker, der früher bei der Crust/Grind-Band Discordance Axis getrommelt hat und davor bei Human Remains (so alter Death/Crust/Grind, von denen kürzlich auf Relapse eine Diskographie-Doppel-CD erschienen ist). Stimmt das? Und wie haben sie den Mann engagieren können, für Melt-Banana auf dieser Tour zu trommeln? Nun denn, auch hier wieder eine ähnliche Story: als Discordance Axis vor einigen Jahren in Japan tourten, lernte man sich kennen, wurde zu Freunden, machte eine gemeinsame Split (1995 auf dem japanischen HG Fact Label) etc. Als dann nach den Aufnahmen zu "Teeny Shiny" ihr Drummer ausgestiegen war, fragte man Witte, ob er nicht einspringen könne. Und das hat er dann ja auch gemacht. Mit einer zuvor gesandten CDR mit den Songs, die MB auf der Tour spielen wollten, ausgerüstet, durfte Witte daheim in den Staaten schon mal ein bisschen üben, ehe man sich vor Tourstart in Berlin traf und eine Woche lang 8 Stunden täglich die Songs so lange mit ihm zusammen übte und knüppelte, bis er das Programm intus hatte. Hat ja auch super geklappt, denn mich hat nicht zuletzt dieses über-exaltierte Blast-Geballer gut umgeföhnt beim Konzert in Stuttgart. Letztlich war das aber auch nur eine Interimslösung, denn mittlerweile übernimmt wieder ein Japaner das Gerappel am Schlagzeug, der aber auch kein wirklich festes Mitglied der Band ist, die im Kern nur aus Sängerin YaKo, Gitarrist Agata sowie Bassistin Rika besteht. Und wenn ich das richtig verstanden habe, ist der jetzige Drummer von Melt-Banana eigentlich von einer Band namens 3-2-4, der schnellsten Grindcore Band Japans, wie Agata versicherte, der ihnen aushilft, bis sie wieder einen festen Drummer gefunden haben. Im Internet konnte man irgendwo auch mal lesen, dass ihr früherer Drummer Okshima nicht solange auf Tour gehen konnte, weil er aufgrund einer mysteriösen Krankheit immer sehr schnell müde wurde und lange Erholungspausen brauchte. Das ist aber offensichtlich ein dummes Gerücht und Melt-Banana haben nur gelacht, als unsere nette Übersetzerin ihnen diese Frage verklickert hatte.

Seit ihrer dritten Platte "Charlie" erscheinen Melt-Banana Platten übrigens auf dem bandeigenen Label A-Zap Records. Mich interessierte aber, ob dort nur ihre eigenen Sachen erscheinen, oder ob sie vielleicht auch Platten von anderen Bands rausbringen? Im Moment passiert da aber außer ihren eigenen Sachen (noch) nichts, und sie haben auch zuwenig Zeit, sich noch um die Angelegenheiten anderer Bands zu kümmern. Andererseits, wenn sie so was machen wollen, dann auch richtig und mit richtig Verantwortung den jeweiligen Bands gegenüber. Agata ließ außerdem noch wissen, dass wenn sie denn einmal etwas anderes als ihren eigenen Kram da rausbringen, das dann schon zumindest eine etwas abgefahrene, verrückte Band sein sollte. Dabei darf man sich durchaus fragen, ob er damit "verrückter als Melt-Banana" selbst meint, was nicht ganz einfach werden dürfte. An dieser Stelle angelangt fragten wir Melt-Banana nach anderen japanischen Bands, die sie vielleicht empfehlen könnten, und da fielen dann Namen wie Corrupted (von denen die minikleine Bassistin Rika übrigens ein T-Shirt anhatte; sah lustig aus, dieser schwarze Crust-Lappen mit Industriewüste vorne drauf an dieser kleinen, zierlichen, total ungefährlich aussehenden Person mit ihrem netten Lächeln ...), die wohl ziemlich zäh und heavy sein müssen, oder auch die bereits genannten 3-2-4, derzeit offensichtlich die schnellste Band Japans, und noch ein paar andere, die MB für uns auf einen Zettel geschrieben haben, der auch als Photo auf dieser Site hier zu finden sein müsste. Wenn Melt-Banana ihr Musik selber einordnen müssten, dann würden sie übrigens noch am ehesten sagen, sie seien eine Punk Band, denn die Schublade, mit der man ihren verrückten Mix aus Grindcore, Techno, durchdrehender Spielkonsole und Pop bezeichnen wollte, muss wohl erst noch erfunden werden.

Interessant zu erfahren war für uns dann auch noch, wie es eigentlich kommt, dass Melt-Banana quasi von Anfang an mit den angesehensten Leuten und Bands zusammengearbeitet haben. So gingen sie bereits 1995 mit Mr.Bungle in den USA auf Tour, Steve Albini produzierte eine ihrer Platten, John Zorn brachte ein Live-Album auf seinem Tzadik Label heraus, sie tourten mit den Melvins, Steel Pole Bath Tub, den Cows, Jesus Lizard, Neurosis etc., Jello Biafra trat mit ihnen auf, sie kollaborierten mit Merzbow, Sean Lennon und ungezählten anderen. Doch wie kommt das alles immer zustande, wie muss man sich das vorstellen? Als wir diese Frage gestellt hatten, ging es richtig ab zwischen der Übersetzerin und den zwei MBs, und das kam letztlich für uns verständlich dabei raus: als Melt-Banana ihre erste Platte "Speak Squeak Creak" (1994) aufgenommen haben, hat K.K.Null (der Zeni Geva Sänger & Gitarrist, die ihrerseits Platten auf u.a. Alternative Tentacles und Touch&Go gemacht haben) das Album produziert. Und weil der Steve Albini gut kennt, haben sie die erste Platte bei ihm in Chicago aufgenommen. Bei der Gelegenheit haben sie wohl auch eine Show in San Francisco gespielt, bei der Mr.Bungle vorbeischaute (wie uns die Übersetzerin sachlich ernst übersetzte, weil sie ja nicht wissen kann, dass nur die Band so heißt; also wahrscheinlich kam eher crazy Mr.Patton bei der Show vorbei und mochte, was er sah & hörte......) und Melt-Banana anschließend fragte, ob sie nicht mit Mr.Bungle auf Tour gehen wollten, was sie dann auch gemacht haben. An dieser Stelle wurde es dann richtig komisch und wir lernten eine Art japanisches Sprichwort durch Melt-Banana kennen, also sinngemäß: "Wenn du auf dem Feld stehst und an einer Kartoffel ziehst, hängen immer mehrere andere daran!" Und genau nach diesem Verfahren entstehen ihre ganzen Verbindungen zu anderen Musikern, Künstlern, Produzenten etc. Sie machen etwas mit irgendeinem, der selber wiederum andere kennt, die auf diese Weise auf die Band aufmerksam werden. Ziemliches Zufallsprinzip also. Zum Beispiel ist John Zorn ja eng mit Mr.Bungle verbunden, der durch sie Melt-Banana kennen gelernt hat und eben dann die Liveplatte mit ihnen über sein Label machte.

So langsam kamen wir dann auch zum Ende und man merkte allmählich, dass Melt-Banana irgendwie kribbelig wurden und wohl ihren Soundcheck machen wollten. Nichtsdestotrotz fragten wir noch, welche ihrer Platten sie selber am besten finden und daher als Einstieg empfehlen würden. Naturgemäß sei das natürlich immer die neueste Veröffentlichung, in diesem Fall hier also "Teeny Shiny", aber ansonsten ist wohl auch "Charlie" allseits recht beliebt. Aha. Übrigens hatte Agata auch während dieses Gespräches die ganze Zeit über seinen Mundschutz auf, der offensichtlich mehr als nur eine Bühnenrequisite ist, oder? Naja, vor uns waren wohl welche da vom Fernsehen (Arte oder so), und da durfte das Teil natürlich nicht fehlen, außerdem ist es ja umständlich, das Ding ständig auf- und abzusetzen, weswegen er es eben gleich anbehalten hat. Grundsätzlich trägt er das Teil aber, weil er früher wohl ständig Nasenbluten hatte und daher die Nase immer mit Taschentüchern zustopfen musste, damit nichts rausläuft. Und um das zu kaschieren, hat er eben immer die Maske aufgezogen, erst mal nur auf der Bühne. Irgendwann hat er gemerkt, dass er sich mit der Maske immer so wohl fühlt und kein Lampenfieber bekommt, dass er sie jetzt eben auch so immer trägt. Demnächst stehen für Melt-Banana übrigens noch mehrere Einzelshows an (u.a. in England, Kanada, USA etc.), ehe sie im Herbst wieder auf US Tour gehen werden, um ihre zum selben Zeitpunkt erscheinende neue Platte zu promoten, bis im Frühjahr 2003 dann wieder Europa dran ist. Über die neue Platte wollten sie uns aber leider noch nichts verraten, um auch ja nichts vorwegzunehmen. Aber ich bin jetzt schon mal gespannt, wie es mit dieser ungewöhnlichen und einzigartigen Band wohl weitergeht. Und wer sie zuletzt live gesehen bzw. "Teeny Shiny" gehört hat ("Did you listen to Teeny Shiny?", stand auch auf dem Euro 2001 Tourplakat), dem wird es wohl nicht anders gehen, nehme ich an.