Ein explosiver Stilmix: Karpaten-Ska von der ukrainischen Kultband - die Musik der orangen Revolution
Der Osten kommt - mit der ersten ukrainischen Band, die auf internationalem Label veröffentlicht hat. Die explosive Crew aus der Hauptstadt Kiew lässt die 2004er-Eurovisions-Sängerin Ruslana ganz schnell vergessen. Ihr authentischer Sound hat seine Wurzeln im Ukrainian Folk, mit Anleihen bei den irischen Pogues oder Burnig Spear aus Jamaika. Mit ihren Songs standen sie im Rampenlicht der orangenen Revolution, was ihrem Namen alle Ehre macht. Haidamaken nannten sich die Bauern und Kosaken im Aufstand gegen die Feudalherrschaft.
Als Anfang der Neunziger die Länder der ehemaligen Sowjetunion auf teils abenteuerliche Weise in die Unabhängigkeit stolperten, drang aus den Kellern und Garagen eine Flut innovativer Rockmusik auf die großen Bühnen. Zu dieser Zeit gründeten einige Kiewer Studenten des ersten Studienjahres die Band Aktus. Bis 1993 experimentierten sie mit verschiedenen Stilen bis der neue Sänger Oleksandr Yarmola und Akkordeon-Spieler Ivan Lenyo zur Gruppe stießen. Erst dann begann die Band Folklore-Elemente in die Musik einfließen zu lassen und benannte sich um in Haydamaky. Haidamaken nannte man die Bauern und Kosaken im ukrainischen Bauernaufstand gegen die Feudalherrschaft im 18. Jahrhundert. Der Spirit, die Tänze und die Musik der Haidamaken sind eine wichtige Inspirationsquelle für Haydamaky, doch sie kreuzen die traditionelle ukrainische Folkmusik aus den Karpaten und der Bucovina-Region mit westlichen Klängen, wie Punk, Reggae und Dub. Sie kombinieren traditionelle Instrumente, wie Hirtenflöte, Zimbel und Leier mit authentischem Gesang und modernen Rhythmen. So retten sie das vergangene Erbe einer eher unbekannten, geheimnisvollen europäischen Region in die Neuzeit. Ein neuer Stil ist entstanden – Karpaten-Ska. Ihre ganz eigene Klangwelt zwischen Archaik und Moderne ist meilenweit vom slawischen Schlager-Pop-Mainstream der Ukraine entfernt. Anfang 2002 erschien ihr offizielles Debütalbum in der Ukraine, 2004 das zweites Album „Boguslav“. Musikalisch hatten sie nun endgültig ihren eigenen Stil gefunden. Nachdem sie sich in ihrer Heimat auf Konzerten für die Orange Revolution engagiert hatten, veröffentlichte Eastblok Music erstmals einen Song von Haydamaky im Westen. „Boguslav“ von der Compilation „Ukraina – songs of the orange revolution“ wurde zu einem Hit der Alternativ-Radios. Ein weiterer Song gelangte auf die erfolgreiche Compilation „Russendisko 2“. Mit dem dritten Album stand fest: So eine stilistische Mischung ist in unseren Breiten bisher nicht zu Gehör gekommen. Sowohl live, als auch auf Platte bestechen Haydamaky durch ihre turbulente Energie und ihre Achterbahnfahrt durch verschiedene Tempi und Stimmungen. Genießen sie den Reiz der klangvollen ukrainischen Sprache, die emotionale Stimme Yarmolas und die Energie dieser Musik.
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Die abenteuerliche Geschichte der Band Haydamaky begann im Jahr 1991, kurz nachdem die Ukraine ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärt hatte. Damals noch unter dem Namen Aktus bekannt, spielte die Band vor allem in den Underground-Clubs von Kiew, wo sie mit ihrem – für dortige Verhältnisse revolutionären – Mix aus Reggae, Ska und Punk Kultstatus genossen. Diese Popularität speiste sich aber ebenso aus ihrer Attitüde, mit Musik soziale und kulturelle Entwicklungen voran zu treiben. So formten sie nach und nach einen ganz eigenen musikalischen Stil, immer auf der Suche nach einer neuen populären Musik, welche bewusst auf das traditionelle ukrainischen Erbe als Inspiration zurückgreift. Vor allem Sänger Olexandr Yarmola und Akkordeonspieler Ivan Lenó, beide bekannt und angesehen in Folk-Kreisen, zeichneten verantwortlich für die Einbindung ukrainischer Folk-Elemente.
In den 90er Jahren tourte Aktus durch ganz Europa, bis sie 2001 schließlich das Interesse von EMI International weckten und unter Vertrag genommen wurden. Zu diesem Zeitpunkt beschloss die Band eine Umbenennung, um die ukrainischen Wurzeln noch stärker zu betonen: Haydamaky erinnert an den Aufstand ukrainischer Kleinbauern und Leibeigener im 18 Jh. gegen Unterdrücker und ausländische Besatzer.
Haydamaky s Musik ist inspiriert von vielfältigen ethnischen Einflüssen aus Regionen wie
Polissya, Bukovyna und Zakarpathia, sowie der Punk-Musik eines Shane McGowan oder dem Reggae von Burning Spear und Black Uhuru. In jüngerer Vergangenheit wurde die Band in verschiedenen europäischen Clubs gefeiert, u.a. für ihren Support von Asian Dub Foundation in Bratislava. Im April 2004 wurde das zweite Album „Boguslav“ veröffentlicht, auf dem auch eine Reihe namhafter Folk-Musiker als Gäste vertreten sind.