Schon Anna Aaron’s erste EP «I’ll Dry Your Tears Little Murderer» von 2009 versprach weder weisse Weihnacht, noch ein gutes Neues Jahr. Auf dem Cover kauert sie am Fluss und wäscht sorgsam ein blutiges Messer rein. Während ihr 2011 erschienenes Album «Dogs in Spirit» in einer Wüste und vor einem in heiligem Rauch gehüllten Berg spielte, bewegt sich ihr Interesse nun in Richtung ihres realen Umfeldes: Dem Urbanen und Technologischen.
«Set a fire, set my heart, hit me like alarm.» Anna’s Stimme und ihr Piano entblättern nach und nach den ersten Song des aktuellen Albums „Neuro“ – zart, melancholisch und überirdisch. «Heathen», deutsch: heidnisch. Und unchristlich, ungläubig und unglaublich sind ihre mit Sternenstaub übersäten, unerwartet unterschwelligen Rockismen und Blues-Schemas.
Als Kind zwischen sechs und neun ist Anna Aaron in England und asiatischen Grossstädten aufgewachsen. Davon blieben vor allem Bilder. Und sie münden in eine Vermutung: Die auffällig aufschwingenden, fast sakralen Tonartwechsel, die man hierzulande selten oder gar nie antrifft, dürften ein Relikt ihrer Kindheit sein. Anna Aaron trägt Fremdes in sich.
LineUp:
Anna Aaron (aka Cécile Meyer): piano, voix
Emilie Zoé Peleraux: Guitare, Choeurs
Fred Burki: Drums
Christophe Farine: Bass / électronique
Was empfiehlt euch ein Musikkenner erster Güte? Greis hat uns seine musikalischen Favoriten bekanntgegeben. Wer jetzt mit Hiphopnamen gerechnet hat, liegt falsch. Wie im Interview angesprochen, bestätigt Greis seine Vielfalt mit folgenden Namen: Saalschutz mit ihrem Techno-Punk, Anna Aaron die Folkmusikerin und Sufjan Stevens, welchen man neben Arcade Fire oder Kings of Leon einreihen könnte.
Wir vom Klangbüro haben uns für die Genialität der Anna Aaron entschieden. Die Baslerin zieht mit ihrem düsteren Folk so ziemlich alle in ihren Bann. Sie ist eine jener Künstlerlinnen, bei welcher man nicht das Gefühl bekommt, dass sie sich die Musik aus den Fingern saugen muss. Dieses Annahme bestätigte sich beim Recherchieren; locker-leicht und wenig beeindruckt spricht sie über ihr Können. Ihre Debut-EP ‚I Dry Your Tears Little Murderer‘ erschien im Jahre 2009 bei dem Lausanner Label ‚Two Gentlemen‘. Bei eben genanntem Label ist auch Sophie Hunger unter Vertrag, welche ein bekennender Fan von Aaron ist.
Dennoch scheint mir der oft gemachte Vergleich zwischen den beiden etwas zu oberflächlich. Zumal Hunger einiges poppiger klingt und Aaron im direkten Vergleich mehrheitlich auf eine Gitarre verzichtet, wo bei Hunger eindeutig der Schwerpunkt liegt. Zudem ist die Melancholie ein wesentlicher Unterschied. Denn genau da liegt die Stärke der Baslerin. Nur so bringt sie die Armut der ländlichen Leute, von welchen der uralte Folk abstammt, direkt ins Herzen von Greis, meiner Wenigkeit und bestimmt auch in jenes von euch
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Die Musik der jungen Schweizer Sängerin Anna Aaron besticht durch eine nahezu mystische Faszination, der man nur schwer widerstehen kann. Doch wer sich ihr hingibt, findet sich unweigerlich in einem düsteren und extrem dicht gewebten Klangkosmos wieder, der zwischen dunkler Melancholie und expressiver Wut oszilliert. Diese Wellen der Emotionen werden dabei getragen von ihrer ebenso vielseitigen Stimme, die in einem Moment rau und wild fast schon zum Schrei ansetzt und im nächsten Moment als zarter Windhauch davon schwebt. Der einzige Begleiter durch die weiten Soundlandschaften, in denen sich Horrorvisionen mit Hoffnungsbotschaften genauso abwechseln, wie rauer Folk mit hartem Rock, ist dabei oft nur Anna Aarons atmosphärisches Pianospiel.
Mit dieser höchst individuellen Mischung begeisterte sie bereits auf ihrem hochgelobten Erstlingswerk, der EP „I'll Dry Your Tears Little Murderer“, mit der sie innerhalb kürzester Zeit zu einer der gefragtesten Sängerinnen der Schweiz wurde. Dabei wurde sie unter anderem als Highlight von Radio Suisse Romande in der Reihe ‘’Choix de Première’’, einer Auswahl Schweizer Talente, präsentiert und erhielt 2010 den Hauptförderpreis der RegioSoundCredits, sowie zwei Nominierungen für den Basler Pop-Preis in 2009 und 2010.
Mit ihrem neu erscheinenden Debüt-Album „Dogs In Spirit“ (VÖ Herbst 2011/Two Gentlemen), gelingt es Anna Aaron erneut ein erstaunlich vielschichtiges Werk voller düsterer Anmut zu schaffen. Unterstützt wurde sie dabei von Produzent Marcello Giuliani, der unter anderem als Bassist bei Eric Truffaz tätig ist und bereits das Akustik-Album der Young Gods oder das Debüt-Album von Sophie Hunger produzierte.
Gerade zum Ausnahme-Trompeter Eric Truffaz hat Anna Aaron eine besondere Verbindung, denn dieser steuerte sein Können nicht nur auf dem Song „The Drainout“ ihres neuen Albums bei, sondern nahm die junge Musikerin gleich als Solo-Support mit auf seine 2011er Europa-Tournee, wo sie unter anderem in der Essener Zeche Carl, in der Kulturbrauerei in Berlin oder im ausverkauften Cigale in Paris das Publikum magisch in ihren Bann zog.
Dabei gelingt es Anna Aaron live trotz der zurückgenommenen Instrumentierung ihrer Songs und ihrer Position hinter dem Piano mit einer unglaublich intensiven Bühnenperformance für Gänsehaut bis in die hintersten Reihen zu sorgen
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BIO
Die junge Schweizer Sängerin Anna Aaron verbrachte ihre Kindheit in England, Asien und Neuseeland und kam auf diese Weise schon früh in Kontakt mit zahlreichen kulturellen Einflüssen, die sicherlich ein Grund für die Vielschichtigkeit ihres künstlerischen Schaffens sind. Momentan lebt und arbeitet die 26-jährige Musikerin, die mit bürgerlichem Namen Cécile Meyer heißt, in Basel, wo sie als Teil einer Community von Underground-Künstlern aktiv ist. Sie selbst widmet sich hierbei der Folk-Musik, wobei sie mit ihren bisweilen düsteren Klanglandschaften das Genre individuell erweitert.
Ihre ersten musikalischen Gehversuche unternahm Anna Aaron allerdings noch in einer Band, merkte jedoch schnell, dass sie ihre musikalischen Visionen als Solokünstlerin besser umsetzen kann. Ein erstes Zeugnis ihrer kreativen Schaffenskraft legte sie 2099 mit der EP „I'll Dry Your Tears Little Murderer“ ab, deren sieben Songs gemeinsam mit dem Basler Singer/Songwriter Giacun Schmidt quasi zu Hause aufgenommen wurden. Schon das Coverartwork nimmt hierbei die Stimmung der Musik vorweg, zeigt es doch Anna Aaron, wie sie in einem Fluss kniend ein Messer abwäscht. Wie die visuelle Verbindung von beruhigender Grundhaltung mit beängstigender Geste, oszilliert die Musik von Anna Aaron zwischen Obsessionen, Unvernunft, sanftem Wahnsinn und trügerischen Träumereien und sperrt sich konsequent jeglicher Kategorisierung. Diese Wellen der musikalischen Emotionen werden dabei getragen von ihrer ebenso vielseitigen Stimme, die Erinnerungen an Sophie Hunger oder die junge PJ Harvey weckt und in einem Moment rau und wild fast schon zum Schrei ansetzt und im nächsten Moment als zarter Windhauch davon schwebt. Der einzige Begleiter durch die weiten Soundlandschaften, in denen sich textliche Horrorvisionen mit Hoffnungsbotschaften genauso abwechseln, wie rauer Folk mit hartem Rock, ist dabei oft nur Anna Aarons atmosphärisches Pianospiel. Atmosphärisch verdichtet werden sie Songs der EP dabei von zahlreichen Freunden und Verwandten, die mit Banjo, Drums, Metallophone, Trompete, Bass und Cello einzelne musikalische Akzente setzen. Auch der amerikanische Jazz-Bassist Ira Coleman ist an zwei Songs beteiligt, da er gerade zufällig eine Show in Basel spielte und von der Musik Anna Aarons so angetan war, dass er als Gegenleistung für seine Bass-Linien gerüchteweise lediglich eine Flasche Whiskey verlangte.
Nach dem Release wuchs nicht nur das Interesse der lokalen Musikszene an Anna Aaron, sondern die junge Sängerin spielte schon bald Shows in allen Teilen der Schweiz (u.a. For Noise Festival in Pully, Rote Fabrik Zürich, Volkshaus Basel, Alhambra Theater in Genf, Schuur, Luzern). Dabei überzeugte sie sowohl als Solo-Künstlerin, als auch als Support der Young Gods oder von Sophie Hunger, mit der sich die junge Baslerin einerseits das Label (Two Gentlemen) teilt und ebenfalls privat freundschaftlich verbunden ist. Auch die Schweizer Medien wurden schnell auf Anna Aaron aufmerksam und so wurde sie als „Choix de Premiére“ vom Radio Suisse Romande ausgezeichnet und erhielt ebenfalls eine Einladung bei Paradiso Session, der größten Radio-Show in der Romandie, zu spielen. Daneben wurde sie sowohl in 2009 und in 2010 für den Basler Pop-Preis nominiert.