Seht zu, dass ihr ihn nicht verpasst, solange er noch in Läden spielt, wo es keine Platzanweiser gibt! (Jamie Cullum)
Ich sehe mir den Besten von unseren jungen Pianisten an: Gwylim Simcock. Seht zu, dass ihr ihn nicht verpasst, solange er noch in Läden spielt, wo es keine Platzanweiser gibt!
Neidlose Anerkennung aus dem Munde eines gleichaltrigen, aber weit populäreren Kollegen. Jamie Cullum war es, der in der Zeitung „The Guardian“ diesen Tipp gab. Wenn der Klavier spielende Sänger, der mit einem jazzigen Album namens „Twenty- something“ zum Popstar wurde, einen anderen „Twentysomething“ empfiehlt, der ihn als Pianist mühelos in die Tasche steckt, ist dies nicht bloß eine generöse Geste. Der 26-jährige Gwilym Simcock gilt als Shootingstar am Jazz-Himmel über der britischen Insel. Er erntet Preise, wird von renommierten Festivals eingeladen, die Presse überschlägt sich vor Superlativen und feiert ihn als Zukunft des Brit-Jazz.
Der mehrfach ausgezeichnete Pianist Gwilym Simcock wurde auch von niemand geringerem als Chick Corea als "Genie" bezeichnet und blickt trotz seiner noch jungen Karriere bereits auf eine europaweit sehr intensive Zusammenarbeit mit der Creme de la Creme der britischen und internationalen Jazzszene zurück, darunter u.a. Dave Holland, Kenny Wheeler, Lee Konitz, Bill Bruford’s Earthworks, Bob Mintzer and Bobby McFerrin.
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Corea und Jarrett nennt Simcock selbst als prägende Einflüsse. Musiker wie diese zu hören veranlasste ihn mit 15 Jahren, zum Jazz zu wechseln, als er eigentlich drauf und dran war, klassischer Konzert- pianist zu werden. Obwohl er mit elf Jah- ren Klavierkonzerte bestritten und bei ei- nem internationalen Mozart-Wettbe- werb immerhin das Halbfinale erreicht hatte, war er vom Wettbewerbsbetrieb in der Klassikszene gründlich bedient. Er studierte an der Chetham’s School in
Manchester; irgendwann drückte ihm sein Lehrer Steve Berry, ehemals Bassist beim kultigen Großensemble Loose Tubes, ein Tonband in die Hand. „Die erste Nummer darauf“, erinnert sich Simcock, „war ,Questar‘ aus dem Album ,My Song‘ von Jarretts europäischem Quartett mit Jan Garbarek, dann kam et- was von der Pat Metheny Group. Ich fand beides schön, weil melodisch. Für mich waren das Beispiele dafür, was Musik kann: Menschen berühren. Darum geht’s doch, nicht um Konkurrenzen innerhalb des Musikbetriebs.
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"Das Klavier ist ein wundervolles Instrument, es ist in sich selbst ein Orchester." Das sagt Gwilym Simcock, der als größtes Talent der britischen Jazzpianisten-Szene gilt. Er vergleicht sein Instrument also nicht etwa mit einer Jazz-Combo, sondern gleich mit einem ganzen Orchester. Das deutet einerseits auf seine klassische Ausbildung hin, die ihm Bach, Chopin oder Ravel genauso leicht von der Hand gehen lässt, wie sie ihn in seinem Stil beeinflusst hat. Darüber hinaus verrät das Zitat aber auch, was man von einem Solokonzert mit dem 30jährigen Waliser erwarten kann: deutlich konturierte Kompositionen, die zwischen zupackendem Anschlag und lyrischer Romantik genügend Freiräume für virtuose Improvisationen bieten und so ein vielschichtig-komplexes Klangbild entstehen lassen. Wie bei einem Orchester also.
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Lyrik, Charme, Licht, und diese ungestüme Kraft: Gwilym Simcock fließt, er fließt, und fließt. Simcock spielt nach vorne, die linke Hand perlt unablässig, arpeggierte Triolen machen das Tempo; rasch, nicht übereilt; es ist das volle, pralle Leben. Simcock ist melodisch, es ist Jazz, es ist frei, Simcock völlig hingegeben. Und dann diese verhaltene, sakrale Adaption eines Edvard Grieg-Klavierkonzertes im Anschluss. Danach eine Improvisation über den R&B-Funkklassiker „On Broadway“:groovy, treibend, wieder die starke linke Hand. Alles solo bis dahin. Die erste CD des Doppelalbums Blues Vignette bestreitet der junge Pianist fast ausschließlich alleine. Danach geht’s im Trio weiter, ja, auch Simcock traut sich, Klaviertrio, längst zur Perfektion gebracht und ausgereizt, soviele vor ihm haben es vorgemacht. Klaviertrio, unantastbar, das Sakrileg, den unerreichten vorbehalten, den Keith Jarretts und Oscar Petersons, den Brad Mehldaus, den Esbjörn Svenssons. Das ist natürlich Unsinn. Es geht ja um Charakter, der immer einzigartig ist; es geht um das Originäre der Musik. Und Gwilym Simcock zeigt seine eigene Welt, er ist authentisch, zupackend, er ist eine Persönlichkeit. Es sind vielleicht nicht alle Stücke so brillant, das Beste, komprimiert auf einer CD anstatt auf zweien, das hätte es gebracht! Der 28-jährige Engländer wollte ein großes Klangspektrum abbilden; aber die Aufnahmen haben Überlänge, es ist einfach nicht alles gut. Dennoch wird eins beim ersten Anschlag klar – Simcock ist als Pianist etwas Besonderes. Chick Corea bezeichnete den Newcomer sogar als „kreatives Genie“. Na ja, das ist vielleicht ein bisschen dick. - Katharina Lohmann
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Zweites Album des britischen Jazzpianisten Gwilym Simcock, der – als Schützling von Chick Corea und überhäuft mit Preisen wie dem BBC Jazz Award und dem Britsih Jazz Rising Star Award - zu den englischen 'Botschaftern des Jazz' (Evening Standard) zählt. Chick Corea lobte: "Gwilym ist ein Original. Ein kreatives Genie". “Blues Vignette” ist ein Doppelalbum wie eine Mischung aus Klassik und Jazz, dessen ersten Teil Simcock mit atemberaubenden Improvisationen und neuen Kompositionen solo bestreitet, nur unterstützt von der klassischen Cellistin Cara Berridge. Der zweite Teil präsentiert den Musiker mit seinem Trio, zu dem neben ihm noch der russische Bassist Yuri Goloubev sowie der junge englische Drummer James Maddren gehören. Als Trio interpretieren sie neben neuen Kompositionen auch brilliant Klassiker wie “Black Coffee” oder “Cry Me A River”. Die einschlägigen Kritiker sind wieder begeistert!
GYILYM SIMCOCK
Ich sehe mir den Besten von unseren jungen Pianisten an: Gwylim Simcock. Seht zu, dass ihr ihn nicht verpasst, solange er noch in Läden spielt, wo es keine Platzanweiser gibt!
Neidlose Anerkennung aus dem Munde eines gleichaltrigen, aber weit populäreren Kollegen. Jamie Cullum war es, der in der Zeitung „The Guardian“ diesen Tipp gab. Wenn der Klavier spielende Sänger, der mit einem jazzigen Album namens „Twenty- something“ zum Popstar wurde, einen anderen „Twentysomething“ empfiehlt, der ihn als Pianist mühelos in die Tasche steckt, ist dies nicht bloß eine generöse Geste. Der 26-jährige Gwilym Simcock gilt als Shootingstar am Jazz-Himmel über der britischen Insel. Er erntet Preise, wird von renommierten Festivals eingeladen, die Presse überschlägt sich vor Superlativen und feiert ihn als Zukunft des Brit-Jazz.
Bevor Simcock auch nur eine Platten- veröffentlichung vorweisen konnte, machte sein Name schon die Runde – nicht nur auf der Insel. Als er mit Drum- mer-Legende Bill Bruford beim Moers- Festival 2004 auftrat, wurde der damals 22-Jährige als „Hoffnungsträger der eng- lischen Szene“ angekündigt. Als Kompo- nist und Solist stand er letztes Jahr im Mittelpunkt einer großen Produktion mit der NDR Bigband. Vor allem sind es Musiker, die auf ihn aufmerksam ma- chen – wie Chick Corea, der ihm eine „ei- genständige, kreative Begabung“ be- scheinigt und ihn dem Klavier-Festival Ruhr 2007 als Stipendiaten empfahl. An das – auf beiliegender CD festge- haltene – Solokonzert in der Marler Ze- che Auguste Victoria erinnert Simcock sich bestens: „Ich interessiere mich für al- Manchester; irgendwann drückte ihm les, was mit Industrie zu tun hat, und so sein Lehrer Steve Berry, ehemals Bassist fand ich es schön, in einem Gebäude zu beim kultigen Großensemble Loose spielen, das ein Stück Industriegeschich- Tubes, ein Tonband in die Hand. „Die te verkörpert. Es ist ein fantastischer erste Nummer darauf“, erinnert sich Konzertraum daraus geworden, mit tol- Simcock, „war ,Questar‘ aus dem Album ler Akustik, und ich hatte einen wunder- ,My Song‘ von Jarretts europäischem baren Flügel. Dafür, dass ich in einem Quartett mit Jan Garbarek, dann kam et- fremden Land solo, nicht als Begleiter was von der Pat Metheny Group. Ich fand von jemand Bekannterem gespielt habe, beides schön, weil melodisch. Für mich war das Konzert hervorragend besucht. waren das Beispiele dafür, was Musik Ich bin ja am Anfang meiner Laufbahn, kann: Menschen berühren. Darum geht’s deshalb war es eine große Ehre, meinen doch, nicht um Konkurrenzen innerhalb Namen im selben Programm zu lesen wie des Musikbetriebs.“ den von Chick Corea oder Keith Jarrett.“ Der walisischstämmige Simcock, Jahr- Corea und Jarrett nennt Simcock auch gang 1981, wuchs im westenglischen als prägende Einflüsse. Musiker wie diese Cheshire auf. Vom dritten Lebensjahr an zu hören veranlasste ihn mit 15 Jahren, spielte er Klavier; die Vorliebe seines zum Jazz zu wechseln, als er eigentlich Vaters, eines nebenberuflichen Kirchen- drauf und dran war, klassischer Konzert- organisten, zu improvisieren, hinterließ pianist zu werden. Obwohl er mit elf Jah- auch bei ihm Spuren. Gwilyms Begabung ren Klavierkonzerte bestritten und bei ei- bemerkten die Eltern bald: Als er sieben nem internationalen Mozart-Wettbe- war, fuhren sie ihn samstags zu einer hal- werb immerhin das Halbfinale erreicht ben Stunde Unterricht in allgemeiner hatte, war er vom Wettbewerbsbetrieb in Musikerziehung am Londoner Trinity der Klassikszene gründlich bedient. Er College of Music; mit neun kam er an die studierte an der Chetham’s School in Chetham’s School in Manchester, wo er Klavier und Waldhorn belegte und den wirkte er als Gastsolist bei einer Auftrags- klassischen Weg einschlug – bis er den komposition von Mark Anthony Turnage Jazz für sich entdeckte. Bei Chetham’s für die London Sinfonietta mit, während versuchte man anfangs, ihn bei der Klas- er mit der NDR Bigband ein eigenes sik-Stange zu halten, doch „im Großen Klavierkonzert einspielte. und Ganzen“, meint er, habe man dort Von Zeit zu Zeit trommelt er eine Big auch seinen Weg in eine andere Richtung Band zusammen, für die er eine 45-mi- unterstützt. Der führte zum Jazz-Studium nütige Suite verfasste, und er leitete an der Royal Academy of Music, das er schon mal ein 40-köpfiges Ensemble in- mit Auszeichnung und einem Sonder- klusive Chor und Streicher. Seit Jahren preis für herausragende Leistungen ab- schon unterhält er ein kleines Ensemble, schloss. und dieses präsentiert er auf dem Debüt- Derweil wandte er sich nie völlig von album „Perception“, das Ende Januar in der klassischen Musik ab: „Bei Musik ist Deutschland erscheint. Regulär pendelt das wie bei der Sprache. Man kann gar die Gruppe zwischen Trio und Quintett; nicht anders, als auf das zurückgreifen, auf der CD wird sie noch um einen womit man groß geworden ist. In mei- Perkussionisten erweitert. Unter den nem Fall waren das Strawinsky, Rimskij- Mitgliedern sind gestandene Musiker, die Korsakow und, vor allem, Bach.“ Aber seit den 1960er (Stan Sulzmann) oder auch Chopin oder Ravel lugen ihm in sei- 1980er Jahren (Martin France, John Parri- ner eigenen Musik über die Schulter. Da celli) zu den festen Größen des britischen wechselt er schon mal von einem gehalte- Jazz zählen. Dass sie sich nicht zu schade nen eigenen Stück zu, sagen wir: Chopin, sind, unter einem Bandleader Simcock benutzt ihn aber als Ausgangspunkt, um zu spielen, spricht für den Youngster. An darüber zu improvisieren. dessen Kompositionen besticht zuerst Namhafte Musiker schätzen dies. Seit der Sinn für Melodien, und wenn er zu Beginn seiner Profilaufbahn konnte Sim- Standards greift, dann zu solchen mit cock mit Jazzgrößen wie Dave Holland, betörender Melodie. Die gleiche Vorliebe Kenny Wheeler, Lee Konitz oder Bob kommt in seinen Improvisationen zur Mintzer spielen. Er ist seit Jahren Mit- Geltung: „Ich will das Klavier singen las- glied bei Bill Bruford’s Earthworks sowie sen. Ich muss im Kopf Melodien hören, im schlagzeuglosen Trio Acoustic Tri- wenn ich improvisiere.“ angle, dessen Saxophonist, Tim Garland, Als eine Art Zugabe enthält „Per- ein Klavierkonzert für Simcock schrieb, ception“, ansonsten ein Studioalbum, ei- in dem dieser als Solist auftrat. Überdies ne Live-Nummer aus dem Konzert beim Klavier-Festival Ruhr, die berühmte Bal- lade „My One and Only Love“. „Noch“, erläutert Simcock, „habe ich selten Gele- genheit, Solokonzerte zu geben; auch deshalb war der Auftritt für mich eine große Sache. Die wollte ich auf dem offi- ziellen Debütalbum dokumentieren. Außerdem ist mir die Ballade gut gelun- gen, wie ich finde.“ Beim Solokonzert in Marl schlug er einen eigenwilligen Bogen von Standards über Joe Hendersons „Iso- tope“ (1964) und Stevie Wonders „Sum- mer Soft“ (aus „Songs in the Key of Life“, 1976) bis zu ausgedehnten Improvisatio- nen über eigene Stücke, wobei er im gut 1/4-stündigen „Conundrum“ (Rätsel) wiederum eine Standard-Ballade ver- steckte. Welche? Erraten. Abseits aller musikalischen Begabung überraschte er die Hörer in Marl mit sei- nen Ansagen. Denn die hielt er auf Deutsch: „Ich habe auf der Musikschule ein bisschen Deutsch gelernt, deshalb wollte ich das Publikum auf Deutsch an- sprechen – mit dem Ergebnis,dass ich beim Spielen an die Ansagen dachte und bei den Ansagen daran, was ich spielen wür- de.“ Durcheinandergebracht hat ihn das nicht – wie auf der CD zu hören ist.