treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

GRETCHEN PARLATO

The Lost and Found: der neue US-stern am vocal jazz himmel

Sie fügt der internationalen Vocal Jazz Palette eine ganz einzigartige pastellene Klangfarbe hinzu: Die 35-jährige Amerikanerin Gretchen Parlato. Ihr elfengleicher Gesang, der zerbrechlich, zart und still, aber trotzdem natürlich, bisweilen auch dramatisch klingt, weist ein ganz eigenständiges Timbre auf und führt in eine geradezu paradiesisch anmutende Klangwelt. Bis sie diesen Gesangsstil als für sich ideal erkannt hat, pendelte sie zwischen einer expressiven und zurückgenommenen intimen Ausdrucksweise etwas ratlos hin und her. Dass ihr ästhetischer Gesang unter Musikern sehr geschätzt wird, beweist ihre Mitwirkung bei über 50 CDs. Nach ihrem vielbeachteten Debütalbum „In A Dream“ beweist sie ihr Format und ihre künstlerische Phantasie mit „The Lost And Found“.

Gretchen Parlato ist der neue Stern am Himmel des weiblichen Vocal-Jazz. Unterstützt durch das Thelonious Monk Institute und begleitet von einem innovativen und erstklassigen Quartett überzeugte sie nicht nur Kritiker und Medien auf ihrem Heimatkontinent, sondern machte rasch auch international von sich reden. Ihre eigene Geschichte beginnt in Los Angeles, wo sie in einem offenen musikalischen Umfeld aufwuchs. Jazz wurde sehr rasch zum wichtigsten musikalischen Fixum für Gretchen Parlato, weil er, so sagt sie, einen Künstler zwingt „sich klarzumachen, wer man ist und seine eigene Stimme zu finden.“ 2003 ging sie dann konsequenterweise nach New York, in die Stadt des Jazz, wo sie ihren Traum, den so viele träumen, weiterverfolgen konnte. Ein Jahr später bereits gewann Parlato den angesehenen ’Thelonious Monk International Jazz Vocals’-Wettbewerb. 2005 veröffentlichte sie ihr Debüt, das schlicht ihren Namen trägt und diverse Weihen erhielt, unter anderem auch vom amerikanischen DownBeat Magazine. In den Jahren danach ging es gut voran für Gretchen: Zum Beispiel mit einem Konzert im Pariser La Villette mit Wayne Shorter oder in der Hollywood Bowl mit Oscar Castro-Neves, Gal Costa, Ivan Lins und Dianne Reeves sowie im John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington D.C. Begeisterte Rezensionen folgten, so zum Beispiel in der New York Times, in der Ben Ratliff besonders ihr Gespür für Rhythmus und Dynamik heraushebt und verkündet: „Es ist offensichtlich, dass sie eine außergewöhnliche Sängerin ist.“
Denn das Hauptinstrument von Gretchen Parlato ist ihre Stimme. Sie ist sprichwörtlich wie ein Bambusbaum: sehr biegsam, aber nicht zerbrechlich. Elegant und grazil überschreitet sie alle Grenzen, denn sie hat sich die Musik verschiedener Kulturen zueigen gemacht. So wundert es nicht, dass die amerikanische Jazz-Legende Wayne Shorter Gretchen Parlato als Vokal-Künstlerin vom Format eines Frank Sinatras beschreibt, „weil er und sie als Einzige tatsächlich mit dem Instrument Stimme umgehen können." Gretchen Parlato gelingt die ideale Balance zwischen Präzision und Improvisation, sie ist nicht vorhersehbar und verwischt die Grenzen zwischen Sänger und Musiker, wenn sie beispielsweise eine Textzeile oder wortlose Improvisationen an unbekannte Orte trägt. Vier Jahre nach Erscheinen ihres Debütalbums begibt sich „In a Dream“ (2009, Obliqsound/Soulfood) auf eine spannende Reise, die sowohl zu Parlatos Eigenkompositionen führt, als auch zurück zu den Helden ihrer Jugend, wie Stevie Wonder, Duke Ellington, Herbie Hancock oder Wayne Shorter. Begleitet wird sie hierbei von einer beeindruckenden Zusammenstellung von erstklassigen Musikern: Lionel Loueke an der Gitarre, Aaron Parks am Klavier, Derrick Hodge am elektrischen Bass sowie dem Schlagzeuger Kendrick Scott.
„Exzellent!“, jubelte das JAZZ PODIUM, und das Fachmagazin Jazz thing zeigte sich tief beeindruckt: „Kaum eine lässt selbst kniffligste Passagen derart spielerisch leicht klingen. Sie balanciert virtuos zwischen Disziplin und Improvisation, zwischen Akkuratesse und Unberechenbarkeit, verfügt über ein famoses Timing, reitet treffsicher über jeden Groove, assimiliert sämtliche umher fliegenden Harmoniekörnchen und rhythmisiert mit geradezu sensationellem Instinkt jeden Song.“ Auch die einschlägigen Radiostationen waren sofort angetan: „Herbie Hancock attestierte Gretchen Parlato eine ’tiefe, fast magische Verbindung zur Musik’ – und auch ihr neues Album ’In a Dream’ zeugt von Parlatos Fähigkeit, Musik nicht nur einfach zu machen, sondern in ihr völlig aufzugehen. Die Amerikanerin verwandelt sich stetig und spielerisch, gibt sich rauchig und lasziv, leicht und unbeschwert, zurückhaltend und dann wieder unglaublich präsent. Kein süßer, überhörbarer Hintergrund-Jazz: Gretchen Parlato berührt zutiefst und genau das macht sie und auch ihr neues Album so außergewöhnlich", war im Deutschlandradio Kultur zu hören. Im Jazzradio Berlin hieß es begeistert: „Die erste wirklich originelle und außerordentlich abwechslungsreiche Vocal-Jazz-CD seit vielen Jahren. Ein echter Gewinn für unser Programm.“ Und das Deutschlandradio Berlin ist sich sicher: „Gretchen Parlato ist ’the next big thing’ im weiblichen Vocal-Jazz."



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PRESSE


"Gretchen ist eine Sängerin mit einer tiefen, fast magische Verbindung zur Musik ist. Jede Note ist ausdrucksstark, kraftvoll und schön. Und am wichtigsten ist, dass sie ihr Herz richtigen Fleck hat. " Herbie Hancock

"...die New Yorkerin und ihre famose Band zaubern zwei Stunden lang eine Songperle nach der anderen aus Stimmbändern und Fingern. Es sind die Songs und deren oft zum Pop tendierenden Interpretationen, die die Magie der Gretchen Parlato ausmachen. ". Ruhrjazz.net

"Ich denke, Gretchen Parlato weiß ihr Instrument zu spielen, wie einst Frank Sinatra es tat. Wenn Gretchen anfängt zu scaten , ist es ist fast als spiele Nat Cole auf seinem Klavier , und dann, wenn sie singt, ist es als würde er singen, sie kann beides . Es gibt niemanden da draußen, der so ist , wie Gretchen. Wahrhaftig ". Wayne Shorter

"Kaum eine lässt selbst kniffligste Passagen derart spielerisch leicht klingen. Sie balanciert virtuos zwischen Disziplin und Improvisation, zwischen Akkuratesse und Unberechenbarkeit, verfügt über ein famoses Timing, reitet treffsicher über jeden Groove, assimiliert sämtliche umher fliegenden Harmoniekörnchen und rhythmisiert mit geradezu sensationellem Instinkt jeden Song." Jazzthing

"Der Titel ist Konzept: Traumhaft schön und somnabul sinnlich legen sich die Songs auf die Seele. Die New Yorkerin begeisterte die Jazz-Szene vor vier Jahren mit ihrem Debut "Gretchen Parlato" ... und ließ sich viel Zeit, um ihr zweites Werk in sich reifen zu lassen. Ein gutes und reichhaltiges Fundament dazu weist ihre künstlerische Biografie auf. Der elegante und grazile Stil der Jazz-Newcomerin bleibt nachhaltig in Erinnerung durch die liebevolle Präzision und die sorgsame Abwägung zwischen Kontrast und Harmonie." Aviva-Berlin

„Exzellent!“ Jazzpodium

„Das ist eine Delikatesse von Anfang an!“ Westfälischer Anzeiger

„Es geht also doch: Mit sanfter Stimme nahe am Bossa bleiben und dabei unverkennbar eigen klingen.“ Rolling Stone

„Die erste wirklich originelle und außerordentlich abwechslungsreiche Vocal Jazz-CD seit vielen Jahren. Ein echter Gewinn für unser Programm.“ Jazzradio Berlin

„Gretchen Parlato ist "the next big thing" im weiblichen Vocal-Jazz." Deutschlandradio Berlin

„Gretchen Parlato ist eine umwerfende Sängerin. ...eine Vokal-Künstlerin vom Format Frank Sinatras.“ Jazzthetik

"Herbie Hancock attestierte Gretchen Parlato eine "tiefe, fast magische Verbindung zur Musik" - und auch ihr neues Album "In a dream" zeugt von Parlatos Fähigkeit, Musik nicht nur einfach zu machen, sondern in ihr völlig aufzugehen. Die Amerikanerin verwandelt sich stetig und spielerisch, gibt sich rauchig und lasziv, leicht und unbeschwert, zurückhaltend und dann wieder unglaublich präsent. Kein süßer, überhörbarer Hintergrund-Jazz: Gretchen Parlato berührt zutiefst und genau das macht sie und auch ihr neues Album so außergewöhnlich." Deutschlandradio Kultur

„Die Stimme ist das Hauptinstrument, das macht schon der Einstieg mit "I Can't Help It" (von Stevie Wonder) deutlich. Gretchen Parlato zeigt, wo es lang geht, ihre vier Musiker folgen artig, mit großer Flexibilität und einem entspannten Downtempo-Style.“ Klaus Hübner, westzeit.de

Weitere Presse:

"...the musical director for the Copenhagen Jazz Festival, mentioned Parlato as one of the two concerts during the festival that he was most looking forward to"

"Bereits zum 17. Mal fand dieses Jahr der Thelonious Monk International Jazz Competition, der diesmal dem Jazzgesang gewidmet war. Da die Sieger/ innen dieses extrem prestigeträchtigen Nachwuchswettbewerbs in der Regel glänzende Karriereaussichten haben, sollte man sich die Namen der Sängerinnen, die ausgezeichnet wurden, schon einmal ins Gedächtnis einbrennen: Der erste, mit 20.000 Dollar dotierte Preis ging an die 28jährige Gretchen Parlato, die aus Los Angeles stammt, zur Zeit aber in New York lebt und arbeitet. Gretchen hat bereits mit Koryphäen wie Herbie Hancock, Quincy Jones, Gerald Wilson und Oscar Castro-Neves gearbeitet." Jazz Echo, 17/09/2004


JAZZPODIUM


Sie fügt der internationalen Vocal Jazz Palette eine ganz einzigartige pastellene Klangfarbe hinzu: Die 35-jährige Amerikanerin Gretchen Parlato. Ihr elfengleicher Gesang, der zerbrechlich, zart und still, aber trotzdem natürlich, bisweilen auch dramatisch klingt, weist ein ganz eigenständiges Timbre auf und führt in eine geradezu paradiesisch anmutende Klangwelt. Bis sie diesen Gesangsstil als für sich ideal erkannt hat, pendelte sie zwischen einer expressiven und zurückgenommenen intimen Ausdrucksweise etwas ratlos hin und her. Dass ihr ästhetischer Gesang unter Musikern sehr geschätzt wird, beweist ihre Mitwirkung bei über 50 CDs. Nach ihrem vielbeachteten Debütalbum „In A Dream“ beweist sie ihr Format und ihre künstlerische Phantasie mit „The Lost And Found“.
Gretchen Parlato hatte das Glück in eine Familie hinein geboren zu werden, die sehr musikalisch ist, auch auf anderen Feldern der Kunst zuhause ist. Ihre Mutter ist Musikerin, visuelle Künstlerin und Webdesignerin, ihr Vater ein Jazzbassist, ihr Großvater väterlicherseits war Sänger und Trompeter, mütterlicherseits Toningenieur mit Schwerpunkt Musik. So waren Musik, Kunst allgegenwärtig und es war nur ein logischer Schritt, dass sie durch die Berührung mit der Jazzmusik erkannte, was sie in ihrem Leben tun wollte. Sie sagt lachend: „Wenn man einmal von der Kunst infiltriert wird, kommt man sein ganzes Leben nicht mehr davon los! Ich fing zur selben Zeit an singen und sprechen zu lernen. Es geht beim Sprechen lernen darum einen Klang zu imitieren. Es war für mich ganz natürlich das zu imitieren, was ich hörte. Ich habe von Anfang an gelernt, dass eine künstlerische Betätigung genau so wichtig ist wie das Beherrschen dieses oder jenes Lehrstoffes, der dir in der Schule vermittelt wird. Wir brauchen die Kunst. Es ist für mich existentiell wichtig zu singen. Die nachhaltige Ermutigung meiner Familie gepaart mit der vielseitigen Ausbildung, die ich genoss, ist ausschlaggebend für das, was ich tue.“
Ihre Schwester und sie hörten bei der Großmutter mit Vorliebe Musicals wie „The Sound of Music“ und „South Pacific“. Und da sie mit MTV und Radio aufwuchs, wurde sie ziemlich schnell mit Michael Jackson, Madonna und Stevie Wonder vertraut. „Ich sang immer mit. Ich sang die Melodie und wenn es dann noch ein Solo von einem Bläser oder Gitarristen oder die Basslinie besonders deutlich heraus zu hören war, sang ich auch das mit. Mein Ohr war in Einklang mit der gesamten Struktur des Songs. Von Anfang an imitierte ich alle möglichen Gesangspassagen und instrumentale Alleingänge, überhaupt alle Sounds, die Musik ausmachen.“
Diese spielerische Schulung bereitete sie darauf vor vom Textgesang zum instrumentalen Stimmeinsatz über zu wechseln. Schon während ihrer Grundschulzeit hörte sie Bobby McFerrin und sie wunderte sich, dass ein Mensch sich so stimmlich auszudrücken vermag. „Ich meinte, dass nur Bobby McFerrin zu so etwas fähig ist, denn das ist gewiss keine einfache Art zu singen. Aber es vermittelte mir, dass es möglich ist das zu tun. Und das spornte mich an auch auf diesem Weg vorwärts zu gehen, überhaupt auszuloten, zu was ich fähig bin. Im Lauf meiner Jazzausbildung lernte ich, dass es im Jazz in der Improvisation klare Strukturen gibt und dass man innerhalb dieser Struktur das tun kann, was immer man tun will.“

Ermutigung durch die Großen des Jazz
Gretchen Parlato hatte auch das Glück am Thelonious Monk Institute of Jazz studieren zu können. Terrence Blanchard, der künstlerische Leiter, holte Jazzgrößen wie Herbie Hancock, Wayne Shorter, Dave Holland, Lewis Nash, Steve Turre, Christian McBride, Mark Turner, John Scofield u. a. jeweils für eine Unterrichtswoche an das Monk Institut. Sie musizierten mit den StudentInnen, gaben auch Privatstunden, vermitteln ihnen eine Menge aus der Praxis, ihren Erfahrungsschatz und formierten einige Studentenensembles. Gretchen Parlato erinnert sich an diese Zeit, die für sie von unschätzbarem Wert war: „Sie waren durchweg sehr offen in ihren Kommentaren, sie waren ja am Monk Institut um uns zu helfen, weiter zu bringen. Manchmal ist es von Vorteil, wenn man seine Schwächen erkennen und sie ausmerzen lernt, so dass der Wachstumsprozess voran geht. Manchmal hast du das Gefühl du musst dich selbst schützen, wenn du Kritik hörst. Doch wenn du ganz objektiv gesagt bekommst, wo deine Schwächen liegen, wie du dagegen vorgehen kannst, dann kannst du gezielt daran arbeiten. Es war für uns sehr hilfreich, dass uns die Lehrer auf die eine oder andere Schwachstelle hinwiesen. All diese Musiker ermutigten uns nachhaltig. John Scofield, Dave Holland und Mark Turner verbrachten viel Zeit mit mir und gaben mir Bestätigung wie: ‚Keep going, keep doing what you’re doing. It’s great.’ Und sie meinten, ich solle weiterhin meine eigene Sache machen. Ich wurde auch gelobt mit den Worten: ‚You’re a unique artist. Still do what you’re doing und have you own voice. And don’t let anybody else tell you that you cannot do this. Because you can and you go for it.’“
Für Gretchen Parlato erwiesen sich solche ermutigenden Worte über ihr Talent, ihre Fähigkeiten, ihre Vorgehensweise in der Musik als ein Segen. Denn immer wieder kamen ihr Zweifel, ob es richtig sei, was sie tut, warum sie überhaupt hier ist. Doch sie stellte sich nie in Frage, dass das Singen ihre Lebensaufgabe ist. „Ich hatte immer die Musik, ich sang immer mit Freude. Und
Gretchen Parlato: ,,Ich hatte immer die Musik, ich sang immer mit Freude. Und bei meinen ersten Auftritten als ich das Gefühl auf der Bühne zu seinerlebte, die Reaktion des Publikums auf meinen Gesang wahrnahm, von meiner Familie, meinen Lehrern gesagt bekam, dass ich etwas ganz spezielles mein eigen nennen könnte, entstand eine Gewissheit, dass die Musik mich erwählt hatte. Und ich gar keine andere Wahl hatte als zu singen“
bei meinen ersten Auftritten als ich das Gefühl auf der Bühne zu sein erlebte, die Reaktion des Publikums auf meinen Gesang wahrnahm, von meiner Familie, meinen Lehrern gesagt bekam, dass ich etwas ganz Spezielles mein eigen nennen könnte, entstand eine Art Gewissheit, dass die Musik mich erwählt hatte. Und ich gar keine andere Wahl hatte als zu singen.“


Sie machte sich über alles Gedanken, stellte sich Fragen wie: Wer bin ich? Woher komme ich? Was sind meine Lehrmethoden? Warum agiere ich so? Warum empfinde ich so? Was möchte ich werden? Wie soll mein Leben verlaufen? Gretchen nennt diese Prozesse der menschlichen und künstlerischen Entwicklung „soul searching“. Durch die Beantwortung dieser Fragen fiel es ihr leichter als Künstlerin all das zuzulassen, was aus ihr heraus kam. „Es geht darum Grenzen nieder zu reißen, einfach ehrlich zu sein, nicht zu versuchen jemand anderes sein zu wollen, oder ein gewisses Statement mit deiner Kunst zu
machen, sondern anzunehmen, was deine ureigenste Musik, deine persönliche Stimme ist. Ich habe eine stille, intime, subtile Stimme und verfüge gleichzeitig über eine dynamische Ausdrucksbreite innerhalb meiner eigenen Gestaltungsmittel. Ich lernte es mich selbst zu pushen, Herausforderungen anzunehmen, meine Schwächen zu erkennen, meine Stärken zu betonen. Das kann harte Arbeit sein, die du verrichten musst. Aber danach weißt du wohin dich dein künstlerischer Weg führt.“
Denn sie will wie andere Künstler – ob Musiker oder Maler – den Effekt erzeugen, dass der Hörer oder Betrachter alles um sich herum vergisst und sich auf das jeweilige Werk konzentriert. Sie liebt diesen Austausch durch die Musik, die Möglichkeit andere Menschen mit ihrem Gesang zu bewegen.

Gegensätze ziehen sich an: Gretchen und Lionel Loueke
Es war eigentlich Lionel Loueke, der bevor Gretchen Parlato ihre erste eigene CD „In A Dream“ aufnehmen konnte, über das junge Gesangstalent schwärmte und sie auch zu seinen Plattenaufnahmen heranzog. Gretchen traf den afrikanischen Gitarristen bei einer Audition fürs Thelonious Monk Institute of Jazz. „Seine Präsenz war enorm spürbar, er war in ein buntes, afrikanisches Gewand gehüllt und bevor ich ihn spielen hörte, war ich schon von ihm beeindruckt, wollte wissen, was er besonderes macht. Wir waren die beiden letzten bei der Audition, er kam direkt vor mir an die Reihe und ich konnte durch die nicht ganz geschlossene Türe seine Audition mitverfolgen. Er setzte sofort alle in Erstaunen! Wir wurden beide ins Monk Institute aufgenommen und verbrachten zwei Jahre in einem Ensemble miteinander, lernten uns dabei musikalisch und menschlich gut verstehen und entwickelten einen guten Rapport. Unser Sound ist total gegensätzlich, auch unser Aussehen könnte nicht gegensätzlicher sein. Er ist ein großer, gut aussehender afrikanischer Mann und ich bin dagegen eine winzige weiße Frau. Er kann aufgrund seiner Voices, seiner Resonanz einen ganz anderen Raum ausfüllen als ich. Wir funktionieren sehr gut als Kollektiv. Lionel ist dazu fähig seine musikalische Vorstellungswelt, sein Leben, sein ganzes Sein in die Musik einzubringen. Er kann auch Standards spielen, aber so wie er sie gestaltet, habe ich es noch nie zuvor gehört. Ich bin mittlerweile mit der Textur seines Gitarrenspiels, seiner Stimme sehr vertraut. Vom ersten Ton an, den ich von ihm höre, weiß ich: das ist Lionel.“
Die Fähigkeit von Lionel Loueke durch die Musik sich als unverwechselbares menschliches Wesen ausdrükken zu können, hat Gretchen Parlato nachhaltig geprägt. „Der Jazz ist heutzutage schon eine recht alte Musik, aber es gibt keinen Grund wie jemand anderes zu klingen. Denn das Original ist schon da und zumeist vollkommen. Ich möchte z. B. niemanden hören, der genau so zu klingen versucht wie Billie Holiday. Da höre ich doch lieber Billie Holiday selbst. Es geht im Jazz darum, was du mit deiner eigenen Musik geben, aussagen kannst. Und dieser Prozess ist für mich als Individuum heilsam und hoffentlich genau so für den Hörer.“

Sehr viele populäre Melodien der Vergangenheit wurden zu Jazzstandards. Seit ein paar Jahren haben auch Popsongs von heute, die von den verschiedensten Sängerinnen und MusikerInnen aufgegriffen und ganz speziell ausgelegt werden, das Zeug zu einem Jazzstandard zu werden. Gretchen Parlato hat auf ihrer neuen CD den Simply Red Hit „Holding back the years“, das Mick Hucknall bereits als Jugendlicher schrieb, für ihre Ausdrucksweise zurecht geschneidert. Sie meint, dass so einige Popsongs zu Jazzstandards werden können. „Es ist für uns eine wunderbare Sache Popsongs von heute zu interpretieren. Wir bearbeiteten auch den Stevie Wonder Song ‚I can’t help it’ für uns. Michael Jackson gelang davon eine geradezu klassische Version, sie ist kaum zu toppen. Doch daraus darfst du nicht ableiten, dass niemand mehr den Song singen sollte, alle die Finger davon lassen müssten. Du kannst ‚I can’t help it’ als einen Standard ansehen, er kann zu etwas so allgemein gültigem werden wie es ‚Body and soul’ war, das Millionen Mal gespielt und gesungen wurde. Sicher hat jeder von uns eine Menge klassischer Versionen von Songs, die er liebt. Jeder ist fähig einen Song zu interpretieren. Ich nahm mir den Stevie Wonder Song vor und dachte mir: ‚Breche ihn auf, vereinfache ihn.’ Ich würde bei jedem Jazz-Standard so vorgehen, denn ich suche zu vermeiden ihn so zu interpretieren wie ich ihn schon gehört habe. Ich betrachte ihn also aus dem Blickwinkel seiner Akkorde, seiner Melodie heraus und alles, was wir dann dazu tun, kommt aus unserem eigenen Erleben, unserem Sein. Meine Generation sucht sich vermehrt Songs aus der Musik aus, mit der wir aufwuchsen und die durch uns zu Standards werden können, wenn genügend Leute diesen oder jenen Song auf ihre eigene Art interpretieren. Als ich anfing zu singen, liebte ich Songs aus Musicals sehr. Und da viele Songs aus Musicals zu Standards wurden, war ich auch dadurch schon mit dem Jazz verbunden. Es gibt jedoch nicht nur die Verbindungslinie zwischen Musical-Songs und Jazz-Standards, auch zwischen brasilianischer oder afrikanischer Musik und Jazz, American Music. Diese Musik kann von den verschiedensten Orten der Welt stammen, aber irgendwie sind das alles Äste eines Baumes, die sich in alle Richtungen verzweigen. In den Jazz kann man alle erdenklichen Musikstile einbringen, er ist grenzenlos geworden. Das Publikum ist auch sehr viel offener geworden für das, was es geboten bekommt. Es ist eine wunderbare Sache die Kunst wachsen zu lassen, sie darf niemals stagnieren, sie muss sich ebenso verändern wie das Leben. Songs spiegeln auch alle Empfindungen des Lebens wider. Es sind nicht nur fröhliche Texte, bisweilen melancholische, düstere, ja traurige. Und viele Texte sind reine Poesie. Zu meinen Lieblingssongs zählt Thelonious Monks „Ugly beauty“, die Lyrics sind geradezu schmerzlich aber absolut exquisit. Einer meiner anderen Song-Favoriten ist ‚Spring is here’. Darin geht es um das Aufkeimen neuen Lebens im Gegensatz zu einem Gefühl des Gefangenseins in Einsamkeit und Traurigkeit. Wenn du als Künstler etwas zu bieten hast, das von den tatsächlichen Erfahrungen des Lebens spricht und du damit den Weg zu den Herzen der Menschen schaffst, dann baust du eine wunderbare ‚connection’ auf. Und diese Verbindung, dieser Austausch macht für mich das Wesen der Kunst aus.“


Gretchen Parlato: ,,Der Jazz ist heutzutage schon eine recht alte Musik, aber es gibt keinen Grund wie jemand anderes zu klingen. Denn das Original ist schon da und zumeist vollkommen. Ich möchte z. B. niemanden hören, der genau so zu klingen versucht wie Billie Holiday. Da höre ich doch lieber Billie Holiday selbst. Es geht im Jazz darum, was du mit deiner eigenen Musik geben, aussagen kannst. Und dieser Prozess ist für mich als Individuum heilsam und hoffentlich genau so für den Hörer.“