treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER TREIBHAUS*KONZERT*PASS WiNTER 2024/25 - der frühe vogel fängt den wurm:

solang der vorrat reicht gibts ab jetzt den wunderbaren TREiBHAUS-KONZERT-PASS - winter 24/25. der kost nach wie vor 44:30 & gil für fast alle konzerte im treibhaus - vom 15.12.'24 bis 10.5.'25 - hier im netz & im treibaus auch

GHOST CAPSULES

Das neue Projekt der Electrolegende BOMB THE BASS - Einmal ZartBitter, sagt FM4

Ghost Capsules make music for the night. Dark chocolate electro, if you like, shot through with a dash of espresso, a twist of chilli even. Their beats and loops are cool and calculated, but emotion courses through each of Gomez’s lyrical statements, wreathed as they are in tales of pure fantasy. Singing of blood red shoes with killer heels, her verses are revealed under the sharply focused points of light conjured up by Ghost Capsules’ music.

Einmal Zartbitter, Bitte
FM4

Das düstere Electro-Pop-Quartett Ghost Capsules ist der FM4 Artist of the Week.
Falls die Werbe-Abteilung von Wien Tourismus neue Testimonials sucht, würden sich zum Beispiel der britische Produzent Tim Simenon und die spanische Sängerin Laura Gomez eignen:
Die beiden teilen nicht nur ihre Begeisterung für Musik, sondern auch für die Stadt, in der sie gemeinsam mit Schlagzeuger Roman Lugmayr und Keyboarder Georg Lichtenauer in der Hexenküche des Wiener Kulturzentrums Werk eine schwere Melasse aus Synthie-Klängen und Plucker-Beats in ein Album gegossen haben. An diesem Sirup kann man sich genußvoll betrinken, sich darin wohlig suhlen und benommen in dunkle Sphären tanzen.

Geister und bittere Pillen
Die vier MusikerInnen nennen sich Ghost Capsules und sind allesamt keine Unbekannten: Tim Simenon ist als Sample-Virtuose und DJ Bomb the Bass seit den Achtziger Jahren aktiv. Sein Bug Powder Dust kennt man in Österreich spätestens seit der Kiffer-Entschleunigung von Kruder&Dorfmeister. Er war auch Produzent und Remixer von Depeche Mode, David Bowie, Neneh Cherry und U2.

Kennengelernt hat sich die Y-Chromosomen-Fraktion der Band bei einem gemeinsamen Konzert-Abend, an dem die Idee der musikalischen Zusammenarbeit geboren wurde. Doch erst, als man bei der von Simenon veranstalteten Party-Reihe We are Robots im Wiener Fluc Laura Gomez singen gehört hat, nahm das Ziel der musikalischen Reise konkrete Form an.

Das Ticket wurde in Richtung Düsterwald gelöst, dort, wo die Geister auf bitteren Pillen sind. Es handelt es sich hierbei aber nicht um Anti-Depressiva. Die hat die Band trotz Songtiteln wie "I Am Dead" nicht nötig: Im Interview sind Laura und Tim gut drauf und lachen viel. Sie stehen einfach auf akustisches Zartbitter, wie Laura Gomez in Interview erklärt:
"The Guys are joking all time about that: 'When you want all the People out of the Party, just let Laura play the Music.' Because I like sad and melancholic music."
Die Ghost Capsules sind aber nicht das einzige heiße Eisen im hell lodernden Feuer von Tim Simenon. Im Mai bringt er sein nächstes Bomb the Bass-Album mit Paul Conboy heraus, "In the Sun" wird sich hauptsächlich um 303er-lastigen Acid und frühen Manchester Sound drehen. Erscheinen wird es wie das Ghost-Capsules-Album auf seinem eigenen Label O*Solo Recordings.

Das selbstbetitelte Debüt-Album der Ghost Capsules, wird aber keine Parties leeren. Ganz im Gegenteil! Die emotionsgeladenen Electronica bestehen weitgehend aus Uptempo-Arrangements, über denen die Stimme von Laura Gomez mal sanft streichelnd, mal schneidend weht. Inspiration für die Songs sind Science-Fiction und Fantasy-Geschichten, wie zum Beispiel Game of Thrones oder Morgan le Fay. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als die Augen zu schließen und sich von dieser Brise ins Nachtasyl des Kopfkinos oder auf den Dancefloor tragen zu lassen. Für Clubtauglichkeit sorgen auch die Remixes von Lupo, Komaton und Makossa & Megablast.


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Album der Woche (KW 17)

Rezensiert von David Knors

Cover verraten schonmal gerne etwas über den Sound im Inneren der CD. Was mal gilt, sollte aber nicht zum Allgemeinplatz werden. “You can’t judge a book by it’s cover” sang schon Bo Diddley - in diesem Fall ist es eben ein Album. Der Eindruck nach einem Blick aufs Debüt-Cover der Ghost Capsules verrät aber schon einiges über den Sound. Er hinterlässt tatsächlich etwas geisterhaftes, gar metaphysisches und düsteres. Filigrane weiße Fäden spannen sich zu mehreren, ineinander übergehenden Objekten und bilden ein zartes hologrammartiges Konstrukt; Plastisch, aber doch nicht so recht greifbar, flüchtig und doch maschinell.

Ghost Capsules haben zwar mit ihrem gleichnamigen Album ihre erste Platte produziert, junge Hüpfer im Musikbusiness sind die vier in Wien lebenden Musiker allerdings keineswegs. Georg Lichtenauer, Roman Lugmayr, Tim Simeon und Laura Gomez sind die vier Köpfe hinter den Ghost Capsules und lernten sich bei einem Auftritt von Tim Simeon in Wien kennen. Simeon als Frontmann des Elektro-Projekts Bomb The Bass und Produzent von Depeche Mode, David Bowie, Seal und Sinéad O’Connor packte nach besagtem Abend prompt seine Koffer und gesellte sich aus Amsterdam zu seinen neugefundenen Bandkollegen nach Österreich.

Gleich der erste Titel “Game of Thrones” erfüllt die durch das Artwork entstandenen Erwartungen und schafft es, eine kühle, übernatürliche Grundstimmung aufkommen zu lassen. Wie ein langsam aufsteigender Geist baut sich auch hier die Musik ganz gemächlich und überlegen auf. Zuerst wird man vom satten Synthesizer in Empfang genommen, dann ist man über den einsetzenden, simplen Elektro-Wumms überrascht und wird durch Laura Gomez Stimme beruhigt und gnädig gestimmt. Gomez gelingt es durch ihren präsenten, sirenenhaft verführerischen Gesang den mystischen Nerv zu treffen. So wirkt es gar ein wenig unheimlich, wenn Gomez am Anfang von “Inside” flüsternd singt: “When I count to three you´ll wake up - You won´t remember what happened - But you´ll note that something is changed”. Der gute Wille und die böse Zunge liegen in ihrer Art zu singen nah beieinander, immer durch gezielten Einsatz der Musik unterstrichen.

Instrumentell beschränken sich Ghost Capsules größtenteils eher auf das Nötigste. Auffällig sind die klaren und präzise eingesetzten Synthie-Melodien, die das gesamte Album charakterisieren. Der große Vorteil, nämlich die Eingängigkeit, gerät den Ghost Capsules leider auch ein wenig zum Nachteil. Teilweise kommt das Gefühl auf, den ein oder anderen Song schon zu kennen. Grund hierfür ist der häufig sehr ähnliche Aufbau der Songs und eine tendenziell ähnliche Gesangsmelodie. Der stetige wummernde Beat ist auch quasi in jedem Song omnipräsent, ohne groß zu variieren. Mehr Abwechslung wäre somit zwar wünschenswert, mindert jedoch nicht die Qualität des Gesamtwerks, welches insgesamt stimmig und mit klarer Unterschrift daherkommt.

Zwar klingt die Gründung eines Bandprojekts oft nach Zweck-WG und wenig Liebe, aber dennoch scheinen die Ghost Capsules hier eine Ausnahme zu sein. Ihnen gelingt es den Sound traditioneller Elektro-Musik der frühen 80er mit minimalisitschen Techno-Elementen und gefühlvollem, mystischem Gesang zu verbinden. Ein Wegbegleiter für lange, dunkle Nächte, die einen gewissen Nervenkitzel besitzen sollen.