treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

JASPER VANt HOF

JASPER VAN'T HOF - BOB MALACH: In A Silent Way

Der Mann, der mit Pork Pie Jazzrock- und mit Pili Pili Ethnojazz-Geschichte schrieb, schlug Brücken zwischen dem Mathematischen und der Musik und stellte die brandneue Formation Hotlips zusammen, in der sich verschiedenste Duopartner aus seiner langen Karriere vereinigten. Das Duo-Spiel als einen der Wesenskerne des holländischen Tastenmeisters zu bezeichnen, ist wohl kaum untertrieben, interagierte er doch mit Größen wie Jean-Luc Ponty, Trilok Gurtu oder Archie Shepp.
Nun ist Jasper van’t Hof mit dem Tenorsaxophonisten Bob Malach zu hören. Der US-Amerikaner, als Sessionmusiker von Stevie Wonder über Robben Ford und Mike Stern bis Stanley Clarke und neuerdings auch Barbra Streisand hoch im Kurs, gehörte schon zu Jaspers legendären, aber kurzlebigen Formation Eyeball.
Die Atmosphäre auf »Pseudopodia« ist versonnen, balladesk, gar ein wenig träumerisch. Nachdenkliche Harmonik findet sich in den bedächtigen Intros, sangliche Melodik in den Sax- Themen, sachte und feingewobene Spannungsbogen sind die tragenden Elemente der Kompositionen.

Wirbelwind, einschmeichelnder Tastenzauberer, umtriebiger Kobold, fantasievoller Keyboardwizard. Vokabeln, Begriffe, die eine bestimmte Richtung vorgeben, Zuschreibungen mit denen der in Frankreich lebende Pianist Jasper van’t Hof gern belegt wird. Ergänzt man diese Vorstellungen noch um sein populärstes Projekt, die Afro-Dance-Band „Pili Pili“, dann entsteht ein Bild vom ewig munteren, auf der Bühne und seinen Instrumenten – Synthesizer, Keyboards, Flügel – voller Tatendrang herumwirbelnden, expressiven Musiker. Vielleicht sogar das eines, ein wenig clownesken Zampano. Ein wenig stimmt es ja auch, erlebt man den Holländer mit dem jungenhaften Charme und großem Herzen. Sicher trägt sogar sein rotblonder, ungebärdiger Haarschopf zum funkensprühenden Stereotyp bei, wie der drollige Schnauzbart, der ihm etwas schalkhaftes verleiht. Nach 55 Jahren sind darin kaum graue Strähnen zu finden. Von den Äußerlichkeiten sollte man sich nicht täuschen lassen. Hinter wirrer Frisur und gewinnender Ausstrahlung stecken ein streitbarer Geist, analytische Schärfe und durchsetzungsfähige Entschlossenheit. Beim knapp terminierten Interview vor der Abfahrt zum nächsten Auftrittsort fegt der Bandleader, der Bus, Band und Tourplan gut im Griff hat, den vorbereiteten Fragenkatalog souverän beiseite. „Happiness und Melancholie liegen sehr nahe zusammen“, reagiert der Pianist noch auf die erste Frage, „Kontraste sind eng miteinander verbunden!„ Viele Musiker, und natürlich meint er sich (auch) damit, würden nur aus einem kommerziellen Blickwinkel wahrgenommen. Was wie eine verächtlicher Vorwurf klingt, ist Wegmarke für ein gleichermaßen leidenschaftliches Plädoyer für Inspiration, kreative Intelligenz und das immerwährende Wagnis einer weltzugewandten Offenheit, wie donnernde Schmähung unseres Systems des Spezialistentums, einer Art intelligenter Doofheit. Die Substanz zum Schreiben einer Komposition, gibt sich van’t Hof überzeugt, „ist keineswegs abhängig von Intellektualität“. Und Stockhausen, zieht er ein dankbares Beispiel heran, „ist derart intellektuell eingepfercht“, dass seine Musik keinen Zugang mehr bietet. Er wolle „keine solche CD mehr aufnehmen“, die wie ein unverständlicher Wissenschaftler nicht nachprüfbar sei. Van’t Hofs Credo ist die Improvisation: „Da musst du vom ersten Ton den Rahmen kennen, die Interaktion und musst wissen, wo bewegst du dich drüber, wo drin.“ Und der energische Holländer weiß wovon er spricht: „Seit 35 Jahren improvisiere ich, weiß aber nicht ob ich Jazzmusiker bin.“ Aber, zitiert er Brendel und Gulda: „...ich weiß, was ich tue!“ Vergangenen November tat er etwas für ihn Seltenes. Im Sendesaal von Radio Bremen setzte er sich unter optimalen akustischen Voraussetzungen an den bereitgestellten Flügel und… – improvisierte. Komponierte Stücke, die er mitgebracht hatte, blieben liegen. Peter Schulze („einer der besten deutschen Rundfunkproduzenten“) hatte ihm einen wunderbaren Flügel hingestellt – „dann bist du ganz allein in deiner Welt“. Das Ergebnis dieser Aufnahmesession, der im Januar noch ein zweiter Termin folgte, kommt diesen Monat auf den Markt. Es ist Jasper van‘t Hofs erstes Solorecital im Studio seit einem Vierteljahrhundert. 25 Jahre nach „Flowers Allover“ enthüllt der begnadete Musikant mit „Axioma“ Schichten seiner Persönlichkeit, die vordergründig nur selten zu hören und zu erleben sind. Bei intimen Duo- und Trioaufnahmen mit Bob Malach und Ernie Watts kommen gelegentlich ähnliche Stimmungen aus den Eingeweiden des Konzertflügels. In fünfzehn Titeln von „The Countdown“ bis zu den (wieder) hochaktuellen „Friedenszungen“ („Peace tongues“) ist in gedanklicher Auseinandersetzung mit „Gödel – Escher – Bach“ ein überwiegend nachdenkliches Album entstanden. Mit „dem Klavier als einzigem Partner“ liegt das Gewicht eindeutig auf getragenen Stimmungen, sensiblen Klangauslotungen und impressionistischen Farbgebungen. Zwar finden sich auch fröhliche und komische Ausbrüche, der Grundtenor ist jedoch ein anderer. Manche seiner Ideen weisen eine Bachsche Strenge und Klarheit auf, dann führen ihn die Inspirationen zu Debussy oder er erweist dem Cooljazz Reverenz. „Als Europäer kann ich nur das darstellen“, erhellt van´t Hof seine Bezugspunkte und stellt noch einmal die Frage nach der Aktualität des Jazz. Der sei „zur Zeit eingerostet“, lasse keine Neuentwicklungen erkennen, die auf anderen musikalischen Gebieten erfolgten, und habe deshalb „weniger Hörer“. Seine eigene Entwicklung beschrieb er vor einigen Jahren bei der Veröffentlichung der optimistischen CD „Tomorrowland“, die er zu seinem 50. Geburtstag mit Bob Malach und J.F. Jenny-Clarke am Bass aufgenommen hatte: „In der Jugend habe ich zehn Töne gebraucht, zehn Jahre später waren es dann sieben Töne, wieder 15 Jahre später vier Töne für ein und den selben Ausdruck. Nun, mit 50, reicht mir ein Ton, um alles zu sagen.“ Ein paar mehr Töne enthält Axioma schon und zu sagen hat uns der wunderbare Pianist ein Menge.

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Jasper vant Hof: " Ich habe mit großen Schreck erfahren, daß mein musikalisches Vorbild, vor allem in seinen Auffassungen von Musik, gestorben ist. Es ist ein Verlust für die ganze Musikwelt und deren Publikum. Joe war äußerst wichtig für den Fortschritt der Jazzmusik und seinem Umgang mit Elektronik seit den 7oiger Jahren bis heute."

JASPER VAN'T HOF zählt er zu der kleinen Handvoll eigenständiger, europäischer Pianisten/Keyboarder - und er ist einer der erfolgreichsten.

Geboren wurde er am 30. Juni1947 als Sohn eines Jazztrompeters und einer klassisch ausgebildeten Sängerin in Enschede/Niederlande.
Sehr früh zeichnete sich bei ihm ein grosses musikalisches Interesse ab, er bekam Klavierunterricht und schrieb im Alter von 14 Jahren seine ersten eigenen Kompositionen. Zunehmend begann er sich für Jazz zu interessieren - den elterlichen Plänen eines Konservatoriumsbesuches wusste er sich zu entziehen, er spielte lieber live. Schon als 19jähriger nahm er an verschiedenen Jazzfestivals teil und heimste Preise ein.

JASPER VAN'T HOF hat eine Vorliebe für eigenwillige, oft asymmetrische, melodische, harmonische und metrische Entwicklungen, die seinem Spiel eine unverwechselbare Identität verleihen. Sein Umgang mit den Keyboards ist von verblüffendem Einfallsreichtum (er wurde schon 1972 in einem Jazzpoll zum führenden europäischen Synthesizer-Spieler gewählt, als er noch ausschliesslich elektrisches Instrumentarium spielte, allerdings mit einer Fülle raffinierter Vorschaltgeräte).
Sein Spiel auf und mit der Elektronik hat längst den "Widerstand der Knöpfe" überwunden, und er erliegt auch nie der vordergründigen Faszination durch all die frappierenden Effekte, die die heutige Elektronik in überreicher Fülle anbietet. JASPER VAN'T HOF improvisiert auf seiner Elektronik wie z. B. ein Jazzbläser auf seinem Instrument - musikalische Einfälle werden unmittelbar auf dem Instrument realisiert; er besitzt 'unbewusste Kontrolle' über seine Elektronik, eine Grundvoraussetzung für jeden guten Jazz-Solisten, wenn er kreative Improvisationen gestalten will.
VAN'T HOFS Klangbilder und -welten fangen den Hörer ganz selbstverständlich ein, weil alle Geräusche, elektronisch transformierte oder modulierte Naturklänge, instrumentale Klangfarben und Rhythmen, musikalische, gestaltete Einfälle sind - keine 'Sounds' die mehr oder weniger zufällig auf der Maschine gefunden werden.

Interessanter- und kurioserweise wurde JASPER VAN'T HOF 1978 von den Lesern einer Jazz-Zeitschrift zum "zweitbesten Synthesizer-Spieler Europas" gewählt, ob wohl er bis dahin ausschliesslich Klavier, E-Piano und Orgel gespielt hatte, diese allerdings oft genug an diverse elektrische Effektgeräte anschloss.
Seine Prägung erhielt VAN'T HOFS musikalischer Werdegang in der spezifischen Atmosphäre der späten sechziger und frühen siebziger Jahre, als auch musikalische Normen - bislang mehr oder minder unangefochten tradiert - ins Wanken gerieten. Der europäische Jazz bezog Distanz zu den oft übermächtig empfundenen amerikanischen Vorbildern und beschritt eigene Wege; weltweit erschütterten die Jericho-Trompeten des Free Jazz liebgewonnene Klangstrukturen.
Ersten grossen europäischen Erfolg feierte er mit der Band ASSOCIATION P. C., die VAN'T HOF 1969 gemeinsam mit dem niederländischen Schlagzeuger Pierre Courbois und dem deutschen Gitarristen Toto Blanke gründete, als Bassist fungierte der Deutsche Sigi Busch. Die Band führte eine bis dahin in dieser Qualität nicht gekannte Synthese von Jazz und Rock vor, die 1971 bei den Berliner Jazztagen als Sensation gefeiert wurde.
Gegen Verkrampfungen, zu denen infolge (zwar verständlicher) ideologischer Überfrachtung manche der Neuerer tendierten, war JASPER VAN'T HOF nicht zuletzt durch eine gehörige Portion Schalkhaftigkeit gefeit - wie sich die niederländische Szene ja überhaupt durch einen besonderen Humor auszeichnet (man denke nur an Willem Breukers folkloristische Free Jazz-Sinfonien). Bereits die Titel der von der ASSOCIATION P. C. erarbeiteten Stücke - etwa "Rock Around the Cock" - signalisierten das Augenzwinkern und die Ironie, mit der man hier musikalische Klischees in die Mangel nahm.

"80 Prozent von ASSOCIATION P. C. war Elektronik", erinnert sich JASPER VAN'T HOF, und folgerichtig fand man ihn bald in der ersten Reihe derjenigen Jazzer, die die durch elektronisches Instrumentarium neugeschaffenen Klangmöglichkeiten voll ausloteten; nun in einer eigenen, mit Charlie Mariano und Philip Catherine gegründeten Formation, die er - in Anspielung auf eine alte Lester Young-Nummer - PORK PIE nannte.
Es entstanden zwei vorzügliche Alben, deren zweites, TRANSISTORY, des Weggefährten Peter Trunk gedenkt; durch den frühen Tod dieses hervorragenden deutschen Bassisten hatte die Jazzszene im allgemeinen und - wie am legendären, unter VAN'T HOFS Mitwirkung entstandenen Album SINCERELY P. T. klar wird - die junge Jazz-Rock Bewegung insbesondere einen genialen Mitstreiter verloren. Durchaus auch in der Nachfolge dieses Musikers stand PORK PIE für ein Konzept, in dem sich die technisch- künstlerische Virtuosität des Jazz mit der dynamischen Extrovertiertheit der Rockmusik verband.

Das ergab natürlich auch Live-Musik par excellence. Wer Mitte der siebziger Jahre miterleben konnte, welche schier unerschöpfliche Energie und mitreissende Power JASPER VAN'T HOF selbst im Alleingang oder im Duospiel zu entfesseln vermochte, wird dies immer zu seinen inspirierendsten Konzerterlebnissen zählen - unvergesslich der Enthusiasmus der Duo-Auftritte mit dem Trompeter Manfred Schoof: "Manfred hatte mit Cees See und Peter Trunk gespielt; nach Peters tödlichem Unfall wollte er ursprünglich mit der Musik aufhören: in unserem Zusammenspiel gelang es uns, ihn 'zurückzuholen'."

In den mächtigen Improvisationsausbrüchen, für die seine Konzerte berühmt sind, wirkt die Begeisterung des holländischen Pianisten für freies Spiel bis heute sehr lebendig fort. "Mein Herz hängt nach wie vor am Free Jazz", sagt er. "Ich bewundere Albert Mangelsdorff oder Irene Schweizer - sie ist meine Lieblingspianistin -, aber auch Peter Brötzmann oder Peter Kowald für ihre Kraft und Überzeugung. Das höchste, was ein Musiker erreichen kann, ist für mich auch heute noch die freie Improvisation aus der profunden Kenntnis seines Instruments heraus."

In der Studioarbeit jedoch hatte sich VAN'T HOFS künstlerisches Image schon bald gewandelt. Das erste Soloalbum, THE SELF KICKER, war bereits ein deutliches Bekenntnis zu melodisch ausgereifter und durchkonzipierter Musik; JASPER VAN'T HOF zählt es noch jetzt zu seinen Lieblingsplatten. Das er nach dem Ende von PORK PIE in ungezählten Plattenveröffentlichungen und Konzerten in stets neuen, andersgelagerten Konstellationen exzellierte - als kongenialer Partner so unterschiedlicher Musikerpersoenlichkeiten wie Wolfgang Dauner, Zbignew Seifert, Alphonse Mouzon, Archie Shepp, Han Bennink -, liegt mit Sicherheit letztlich in jener einzigartigen Verbindung von Kreativität und künstlerischer Selbstdisziplin begründet.
Einige seiner Duo-Partner verpflichtete er 1980 für seine Formation EYEBALL, nämlich den französischen Geiger Didier Lockwood, den amerikanischen Saxofonisten Bob Malach, den italienischen Schlagzeuger und Perkussionisten Aldo Romano sowie den dänischen Bassisten Bo Stief.
Als ihm 1981 für sein Dreifach-Album MY WORLD OF MUSIC der holländische Edison-Preis zuerkannt wurde, hob die Jury in ihrer Begründung jedenfalls zutreffend die Momente von 'Herausforderung' und 'Überraschung' hervor, die JASPER VAN'T HOFS 'herausragendes Werk in der Welt des Pianos' kennzeichnet.

1984 gründete er die afro-europäische Formation PILI-PILI. Mit seinem ersten Album erzielte er einen riesigen Erfolg vor allem in der Dance- und Pop-Szene.
Desweiteren kam es 1992 zu einer Reunion seiner Formation PORK PIE in der Besetzung: VAN'T HOF, Philip Catherine, Charlie Mariano und Don Alias, in dessen Folge das Album OPERANOIA erschien

Seine erste grosse Würdigung erhielt JASPER VAN'T HOF zum 50. Geburtstag in Holland mit dem renommierten BIRD AWARD. Ausserdem erzielten seine beiden in Italien aufgenommenen Orgel-CDs UN MONDO ILLUSORIO grosse Beachtung, und VAN'T HOF spielt mittlerweile die Kirchenorgel auf renommierten klassischen Festivals.

Im April 2003 erschien 25 Jahre nach der ersten Piano-Solo-CD endlich seine neue Studio-Solo-CD. Aufgenommen wurde sie im November 2002 im Sendesaal von Radio Bremen. Hauptthema ist das Erklärbare, Mathematische und Wiederkehrende in der Musik, inspiriert von Gödel-Escher-Bach, die in Musik, Malerei und Mathematik dieser Formel auf den Grund gegangen sind. Der Titel der CD ist AXIOMA (JARO 4250-2) - auch eine Jubiläums-CD für JARO, es ist nämlich die 150ste Veröffentlichung.