treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

JAZZKANTINE

Das Beste aus 20 Jahren - ohne Stecker - dafür mit Torte. Deutschlands härteste Jazzband

Jazz und HipHop können Freunde werden, davon weiß die Jazzkantine lange schon ein Lied zu singen. Oder notfalls auch zu rappen. "Und es ist so, und es ist so, und es ist so, und es ist Jazz – Jazzmusik", wird da vor Fender Rhodes-Sounds gerappt, zuerst auf Deutsch, dann auf Spanisch, Musik für offene Herzen. Was nicht funky ist, bleibt hier draußen vor der Tür, wer drinnen sein darf, hört Funky Tunes aus dem Big Easy und tanzt sich die Sohlen heiß. Die Jazzkantine hat mit Pee Wee Ellis und Nils Landgren musiziert, vorn standen Tänzer aus der Generation 20 Plus, dicke Hose, coole Pose. Der Bass wummert, die Ansagen treffen lässig den Ton junger Generationen, "Shake Everything You Got" wird in die Neuzeit exportiert, die Jazzkantine mäandert nonchalant durch die Jahrzehnte. Jeder der Musiker setzt beizeiten, aber nicht egomanisch Akzente, schon weil es kein besseres Bühnenrezept bei mehr als drei Bandmitgliedern gibt. Das Schiff treibt auf unbekannte Küsten zu wie eine Arche. Es gibt aber und Gott sei Dank kein Fastfood in der Jazzkantine!


"Was ist Jazz?" war 1994 die gescratchte Frage von Joachim-Ernst Berendt im Intro des Debüt-Albums "Jazzkantine". Eine Antwort haben die Köche aus der Löwenstadt Braunschweig aber auch nach 20 Jahren Forschungsreise nicht gefunden. Weil es wohl auch keine gibt. Das würde auch Stillstand bedeuten. Vielmehr gilt es, in dem Verstehen um die Verwandtschaft von Jazz, Funk und Hip Hop immer wieder neue Klangfarben zu entwickeln. Sich nie selbst zu kopieren.
So kommt nie Langeweile auf. Routine ist tödlich für die musikalische Seele. Vielleicht ist Duke Ellingtons Antwort die Beste: "Jazz ist die Freiheit, viele Formen zu haben".
1000 Konzerte später geht nun die Jazzkantine auf große Jubiläums-Tour: "Das Beste aus 20 Jahren - ohne Stecker". Mit kleinem Besteck, akustisch, ganz nah zum Anfassen. In kleinen Clubs, wo mal alles angefangen hat. Im Gepäck das Beste aus 10 Alben und 20 Jahren Bandgeschichte.
“Wir bringen unser Wohnzimmer mit und wollen mit jedem Gast anstoßen, ein Stück Torte gibt’s auch.” freut sich Christian Eitner.

Seines Zeichens Chefkoch einer Band, die eigentlich gar keine sein sollte – war doch das Projekt JAZZKANTINE vor allem der Versuch, Musiker, Rapper, DJs aus unterschiedlichsten Lagern im Studio zu vereinen. Deutsch-Hip Hop-Pionier Matthias Lanzer („Rap Nation Records“) hatte die Kontakte zur Rap-Szene, Christian Eitner die zum teutonischen Jazz.

Erst auf Anfrage der Plattenfirma „RCA/BMG“ kam es zu einer ersten kleinen Tournee, weitere folgten, weil die bunte Groove-Mischung einfach direkt ins Blut ging. Die Band erspielte sich einen hervorragenden Namen – mehr Abwechslung geht nicht, das hat sie zu einem der meist gebuchten Acts in ihrem Genre gemacht. Gutes Handwerk meets Entertainment, Hip Hop den Jazz. Auch in den deutschsprachigen Nachbarländern kommt der Sound gut an, bis heute ist die Band regelmäßig zu Gast in den Clubs der Alpenländer Österreich und Schweiz.

Überhaupt haben sich die Echo-Preisträger wohl vor allem durch ihre Vielseitigkeit ausgezeichnet, neben unterschiedlichsten Konzept-Alben von Big-Band-Jazz bis Metal-Cover gab es aber auch viele Theaterarbeiten. Vielleicht sagen aber auch die Gäste viel über die Mentalität dieser außergewöhnlichen Kapelle aus: auf der einen Seite Jazz-Allstars wie Till Brönner, Gunter Hampel, Joo Kraus, Bill Evans, Nils Landgren – auf der anderen Rapper wie ODB und RZA (Wu-Tang Clan), Smudo, Such a Surge, Aleksey. Aber dann auch wieder Kollegen irgendwo aus der Mitte: Edo Zanki, Selig, Xavier Naidoo, Götz Alsmann, Tom Gaebel.

Da war viel los, die härteste Jazzband Deutschlands hat ihre Spuren hinterlassen: so manche Metalband unter den Tisch getrunken, in Montreux Phil Collins aus Versehen das Catering weggegessen, Razzia auf dem Weg zum Maceo Parker-Konzert in Klagenfurt, Ärger in St. Gallen mit den Sex Pistols, in Südafrika als Kulturbotschafter mit Rudi Völler und Nelson Mandela, nackt bei VIVA, Rocken gegen rechte Gewalt mit Lindenberg, Session mit Randy Brecker beim JazzBaltica. „Ein versöhnliches Wiedersehen gab es in 2012 in Burghausen, da hatten wir im Übermut wohl 1996 die Garderobe auseinander genommen, irritiert von Security-Typen, die jüngere Gäste vom Tanzen abhielten. Jedenfalls hat sich die nette Künstlerbetreuerin noch gut dran erinnert und wir uns entschuldigt.“ Im Oktober geht die Jazzkantine wieder auf Tour durch die Clubs – 20 Jahre – 20 Städte – in der gefühlt besten Besetzung mit Christian Eitner (bass), Tom Bennecke (git), Heiner Schmitz (sax),Simon Grey (keyb), Andy Lindner (drums) und Cappuccino (rap/vocals). Im Gepäck das Beste aus 10 Alben und 20 Jahren Bandgeschich