treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

JOHN ABERCROMBIE

ein Abenteurer mit ausgeprägtem Sinn für Tradition

Neben Ralph Towner &ohn John Scofield ist John Abercrombie der wohl stilbildendste Gitarrist des modernen Jazz -  ein Abenteurer mit ausgeprägtem Sinn für Tradition. “Die Tradition der Jazzgitarre - angefangen bei Charlie Christian über Django Reinhardt bis hin zur Gegenwart - fortzuführen, ist ein besonders wichtiger Aspekt meiner Musik”, meint er selbst. “Ich möchte, daß die Leute erkennen, daß ich eine direkte Verbindung zur Geschichte der Jazzgitarre habe, obwohl ich auch neues musikalisches Terrain erforsche.”

Seit 1974 ist John Abercrombie dem ECM-Label treu verbunden. In diesem Jahr spielte er mit Jack DeJohnette und Jan Hammer sein erstes ECM-Album “Timeless” (ECM 1047) ein. Als “zeitlos” erwiesen sich danach noch viele der mittlerweile 22 Alben, die Abercrombie als Leader oder Co-Leader für ECM aufnahm. In den letzten Jahren ist der Gitarrist auch öfter denn je auf Tournee gegangen: Mal mit seinen eigenen Gruppen, mal als gefeierter Solist des aktuellen Charles Lloyd Quartet. Auch mit dem (zusammen mit Dave Holland und Jack DeJohnette) wieder formierten Gateway-Trio, das zwei neue Alben für ECM einspielte (“Homecoming”, ECM 1562, und “In The Moment”, ECM 1574), begeisterte Abercrombie letztes Jahr das Jazzpublikum dies- und jenseits des Atlantiks. Darüber hinaus konnte man den Gitarristen immer wieder in den verschiedensten Formationen des Trompeters Kenny Wheeler erleben und zwischendurch auch mal Seite an Seite mit seinem alten Freund Ralph Towner.


JOHN ABERCROMBIE QUARTET
John Abercrombie/guitar
Mark Feldman/violin
Thomas Morgan/bass
Joey Baron/drums

Musterbeispiel leiser, unaufgeregter Kommunikations-Kunst auf höchstem Niveau. Wunderbar organisch wirkt das musikalische Zusammentreffen dieser Großmeister des zeitgenössischen Jazz. Es ist Musik, die an kammermusikalischer Feinheit kaum zu überbieten ist. Die Stücke schillern vielfarbig und vieldeutig. Sie sind kleine Klangskulpturen von kunstvoller Flüchtigkeit.


eine kritik zum aktuellen quartet
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Das Konzert des Abercrombie Quartets beginnt konzentriert und ruhig. Abercrombie spielt perfekte Linien, die Gitarrentöne perlen in einem warmen Schwall ins Ohr, Feldman streicht bevorzugt in den höheren Lagen langezogene Bögen, die den Stücken Weite und Raum erschließen und Joey Baron trommelt filigran und zurückgenommen. Trommeln ist eigentlich ein zu starker Begriff für seine Schlagzeugbearbeitung. Manchmal schlägt er in Richtung Becken und tupft sie dann nur an – in diesen leiseren Passagen ist der kernige Bassklang von Thomas Morgan mehr Schlagzeug. Überhaupt Baron: Was für ein famoser Schlagwerker. Wenige Drummer wirken in der Gruppe so kommunikativ wie er. Ständig sucht er den Blickkontakt mit seinen Mitmusikern, reagiert auf kleinste Details und unterstützt, umspielt und paraphrasiert deren musikalische Gedanken.



John Abercrombies Konzert ist das Auftaktkonzert des ECM Festivals im Rahmen von Enjoy Jazz und die Auswahl gerade dieses Quartetts passt präzise für die Darstellung des Labels: Im Zweifel eher ruhig als aufgeregt oder gar aggressiv. Wohlklang – obwohl der Sound beim Konzert in meinen Gehörgängen nicht optimal ankam – statt Rauigkeit und Geschmeidigkeit statt Anecken. Im Laufe der Jahre hat sich Abercrombies Gitarrenspiel und auch der Sound seiner Gruppen mehr ins Subtile verlagert. Aufnahmen wie "Night" aus dem Jahr 1984 zeigen noch Spuren von Jazzrock – die mittlerweile fast komplett verschwunden sind, zugunsten des ruhigen und unaufgeregten Dahinfließens, das glücklicherweise nicht in Trägheit erstarrt. Dafür sorgten die im Detail spannenden rhythmischen Nuancen und Verschiebungen wie auch die elegant ziselierten Melodien.
Es waren trotzdem gerade die Stücke gegen Ende des Konzerts, aus seinem etwas älteren Repertoire, die am stärksten überzeugten. Abwechslungsreicher, offener für Dynamik und damit auch für "Lücken", in denen auch ein Baron eben doch einmal etwas fester auf die Felle seiner Trommeln schlagen durfte.