1996
Nils Koppruch und Thorsten Carsten spielen ein Lied, das sich Oklahoma nennt und von unten klopfen welche an die Decke.
Nach mehreren Jahren in gemeinsamen Bands, die sich immer um etwas so seltenes wie Country - und Folkmusik drehten, geben sie sich einen Namen der sowohl im amerikanischen wie auch im Deutschen eine Bedeutung hat : FINK!
Fink, wie diese kleinen Vögel, oder so, wie es im amerikanischen gemeint ist: Verräter. Doppelbödig wie der Name, ist auch die Musik, die sie machen. Sie benutzen Instrumente, die normalerweise für die Countrymusik zuständig sind und unterwandern doch alle Gesetze, die dieses Genre festschreibt.
Hauke Evers (ex Huah) wird vom Tresen weg eingeladen, von der Gitarre zum Schlagzeug zu wechseln und wird zum dritten Fink.
Das erste Konzert in dieser Besetzung spielen sie im Vorprogramm von "Lambchop". Kurt Wagner: "Die einzige deutsche Band die ich mag."
Es folgen Auftritte mit "16 Horsepower", "Die Braut haut ins Auge", "Jayhawks", "Hank McCoy & The Deadringers". Matthias Reth wird ständiger Gast an der Bassgitarre.
1997
Dinesh Ketelsen ( ex Nationalgalerie) bietet Fink an, Aufnahmen zu machen. Aus einem Teil dieser Aufnahmen wird später die CD "Vogelbeobachtung im Winter".
Nach erfolglosen Bemühungen, einen Tonträgerhersteller für die FINK-musik zu finden, gründen Michael Hess und Ruth Witte XXS Records. Im September erscheint "Vogelbeobachtung im Winter".
Die Musikpresse staunt und ist voll des Lobes. Es entbrennt eine Debatte ob es deutschen Country gibt, geben darf , und was Fink damit zu tun haben. Andreas Voss, der Nils seit Jahren für ein Easy-Listening Projekt anheuern will, wird kurzerhand als vierter FINK engagiert. Die Band ist komplett.
Im November folgt eine Tour durch Deutschland, die im Januar 1998 fortgesetzt wird. Absoluter Höhepunkt ist ein Konzert in Oelsnitz. Da die Lichtanlage nach dem zweiten Lied kollabiert spielen FINK das komplette Konzert bei Kerzenlicht. Gerne Poets (ex Punkrock-Legende aus Dithmarschen) wird zum festen Tourbegleiter.
1998
FINK beginnen mit der Arbeit an einer neuen Platte. Die Aufnahmen werden von Dinesh bei Tobias Levin im Electric Avenue Studio gemacht.
Auf der Popkom spielen Fink gemeinsam mit Element of Crime, woraus sich eine ziemlich enge Freundschaft entwickeln wird. Sven Regener spielt bereits auf "LOCH IN DER WELT" Trompete. Es folgen weitere Auftritte mit 16 Horsepower.
"Loch in der Welt" erscheint im August und wird mit einer sehr schönen Party in der Roten Flora gefeiert. Es gibt Blumen für alle.
Die nachfolgenden Touren kann Thorsten aus zeitlichen Gründen nicht mitfahren und Dinesh springt als Ersatzmann ein. Thorsten entscheidet sich am Ende des Jahres die Band zu verlassen. Hauke sieht ebenfalls andere Perspektiven für sich. Im Dezember 1998 ist FINK also wieder ein Duo.
Andreas und Nils fragen Dinesh, ob er sich vorstellen könnte ein voller FINK zu werden. Das erste gemeinsame Konzert in dieser Triobesetzung spielen sie Weihnachten. Nach dem Konzert steht ein junger Mann vor der Bühne und fragt ob der Platz am Schlagzeug möglicherweise vakant wäre. Der junge Mann heißt Henning Wandhoff. Nach einem Eimer Schnaps in einem Griechischen Restaurant wird Henning Wandhoff neuer Schlagzeuger bei FINK.
1999
Andreas Voss, Nils Koppruch, Dinesh Ketelsen und Henning Wandhoff ziehen sich zur Arbeit an neuen Liedern zurück. Die Arbeitssituation in dieser Besetzung ist neu und ungewohnt, aber umso kreativer. L'age D'or macht FINK ein Angebot das sie nicht ausschlagen können. Charlotte Goltermann betreut die quasi neue Band bei der Plattenfirma von " Die Sterne", "Tocotronic", Die Aeronauten", "Stella" und anderen.
Im März beginnen die Aufnahmen zu "MONDSCHEINER im Soundgarden Studio. Chris v.Rautenkranz betreut FINK als Techniker und Co-Produzent. Noch im Studio erhalten FINK das Angebot, mit Element of Crime eine ausgedehnte Konzertreise zu unternehmen. Als die Aufnahmen im April beendet sind, geht es quasi direkt auf Tour in den Mai.
Die Tour mit Element of Crime, die FINK in einem Wohnmobil unternehmen, ist für die Band sehr beeindruckend und schön. Element of Crime laden FINK auch für die Herbsttour ein.
Im September erscheint "MONDSCHEINER" und Fink gehen zunächst dreieinhalb Wochen mit Element of Crime auf Tour und anschließend auf die eigene Tour. Als sehr spezieller Gast wird Calexico-Trompeter Martin Wenk Fink begleiten.
Ein sehr einvernehmliches Jahr für FINK.
2000
Im Februar gehen FINK erneut auf Tour. Wieder mit dabei, Martin Wenk an Trompete, Vibraphon, Melodika und Percussions.
Am Ende dieses Marathons gönnen Fink sich eine kleine Verschnaufpause. Im Sommer werden verschiedene Festivals gespielt und langsam mit der Arbeit an einem neuen Album begonnen.
Um bei der Arbeit am neuem Album möglichst wenig Zeitdruck und viel Freiheiten zu haben erwerben Fink ein eigenes Aufnahmegerät und rüsten die ehemalige Damenumkleidekabine im Keller einer Post zu einem Aufnahmeraum um.
Von Juni bis Dezember werden dort jede Menge Ideen, Melodien, Instrumente und Worte zu dem eingekocht, was am 02.04.2001 als viertes Album von Fink erscheinen wird.
2001
…die neue Platte FINK von Fink steht am 2. 4. in den Läden. Anschließend wird getourt: Vom 3. 5. - 26. 5 ist die Band in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Mit von der Partie ist wieder Martin Wenk an der Trompete, Vibraphone u. s. w. Nach Hause zurückgekehrt machen Andreas, Nils, Henning und Dinesh erstmal Urlaub…halt stopp…stimmt gar nicht. Es liegen wieder Konzerte an, wie zum Beispiel auf dem Southside-Festival: Während des Konzertes grillt Grillmaster Dirk Hugsam Grillwürstchen auf'm Elektro-Grill mitten auf der Bühne (echte Grillkohle konnten wir beim Security-Team nicht durchdrücken). Pünktlich zur Zugabe konnte Nils dem hungrigen Publikum die Würste servieren.
Schließlich gab's noch die zweite Tour des Jahres vom 20. 9. - 16. 10. Die Band genoss noch einmal den ausklingenden Sommer in - wie üblich - Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dann war auch schon wieder Weihnachten.
2002
Nils hat neue Songs in der Mache, die Band macht die Musik dazu. Der Hamburger Dokumentar-Filmer Jens Huckeriede arbeitet an einem Filmprojekt über die Gebrüder Wolf. Das war ein Trio, später ein Duo, das so legendäre Werke wie "An de Eck steiht `n Jung mit `n Tütelband" kreierte. Als Juden mussten sie vor den NS-Schergen fliehen, zuerst nach Shanghai, dann nach New York und San Francisco. Fink steuert zu dem Soundtrack des Films zwei Titel bei. Es sind dies Neubearbeitungen des Originalmaterials. Die Stücke erscheinen auch auf einer Compilation, die 2003 bei Trikont verlegt wird. Auch der Film "The return of the Tüdelband" kommt 2003 in die Kinos.
Mittlerweile beginnt Fink mit den Aufnahmen zur neuen Platte. Die Basistracks entstehen wieder bei Dinesh in der Damenumkleide.
2003
Im Januar ist ein Gedenktag: Hank Williams' 50. Todestag. In vielen Städten gibt es deswegen Veranstaltungen. Dann noch ein trauriges Ereignis: Dinesh steigt aus der Band aus, um sich in Zukunft besser um sein Musikstudio kümmern zu können. Fink gibt in Hamburg, Köln und Berlin jeweils ein Tribut-to-Hank Williams-Konzert. Hierbei spielt der große Rex Märtens (von Ulrich Tukurs Rhythmus Boys) die große Geige (Kontrabass) und Ecki von Cow die kleine Geige. Andreas wechselt zur mittleren Geige (also Gitarre). Anschließend geht's an die weiterführende Ausarbeitung der neuen Platte.
Vom 16. 3. - 22. 3. steht aber nochmal eine kleine Tour an, diesmal nur Deutschland. Andreas wechselt wieder zur Bassgitarre, Henning bleibt beim Schlagzeug, Ecki ist an der Geige dabei und - Premiere - der junge Oliver Stangl aus Erlangen zeigt, was er an der Pedal Steel draufhat. Dann klopft erstmal der Teufel an die Tür: Bush junior und 200 Millionen Yankees wollen Krieg. Was soll man machen? Fink macht einen Song, d. h. Nils schreibt einen Text, der Schauspieler Peter Lohmeyer stößt dazu und singt, Ulrich Tukur spielt Akkordeon, die anderen spielen auch ihre Instrumente - heraus kommt der "Bagdad Blues". Peter trommelt seine "Leute vom Film" zusammen und so wird auch noch ein Video gedreht, das im Fernsehen und in vielen Kinos läuft. Die kompletten Einnahmen dieser Single gehen an die Hilfsorganisation Medico International. Leider kommt der Krieg trotzdem.
Es sind noch Overdubs für "Haiku Ambulanz" zu machen und plötzlich… shocking!…verlässt Henning die Band. Der Schlagzeuggott will sich seinem eigenen Projekt "Mountaineer" , welches schon lange gärt, ausschließlich widmen.
Fink veröffentlicht die neue Scheibe "Haiku Ambulanz" Ende August 2003 bei Trocadero Records. Im Oktober, und zwar vom 9. - 26. geht Fink auf Welttournee… naja, wie gehabt, Deutschland, Österreich und Schweiz.
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presse
„Wir hatten eine Dobrogitarre und kauften ein Banjo, und wir würden das auch einsetzen, egal wie viele Leute damit schon Schaden angerichtet haben. Und wir nannten uns Fink, wie diese Sorte kleiner Vögel, die auf Wettbewerben zum Singen gezwungen werden – oder, wie es im Amerikanischen meint: Verräter.”
Fink auf Tour
Frankfurt / Main: „Alles Scheiße in Hamburg – Fink im Nachtleben”
„Die Richtung kommt von vorn entgegen”, singt Nils Koppruch. Vorn steht jedenfalls die Hamburger Band Fink auf der Bühne des Nachtlebens (Frankfurt). Obwohl sie aus der Hansestadt kommen, haben die fünf Musiker mit der sogenannten „Hamburger Schule” musikalisch nichts zu tun. Gerne werden sie in die Country-Ecke gesteckt, aber das Banjo und die Steelguitar spielten beim Konzert eine eher untergeordnete Rolle. Dem Franfurter Publikum präsentierte sich Fink rockiger als auf den bislang vier erschienenen Studioalben. Stellvertretend für Finks melancholische Seite standen die Songs „Wenn du mich suchst” sowie die letzte Zugabe „Dass sie weiß”. Koppruchs Erzählstimme, flankiert von einer vorsichtigen Gitarre, Kontrabass und Drums, traf auf eine fanfarenartige, aber tief sehnsüchtige, von Martin Wenk gespielte Trompete. Da durfte man schon ungeniert den Tränen freien Lauf lassen. Für eine geplante Lice-CD wurde das Konzert im Nachtleben mitgeschnitten. Dumm nur, dass Nils Koppruch während der ersten Zugabe „Ich kümmer mich darum” prompt einen Texthänger hatte und vorher schon eine technische Panne überbrücken musste. Mit gekonnter Improvisation brachte er jedoch die Konzertgäste zum Lachen und sammelte jede Menge Sympathiepunkte, genauso wie die ganze Band mit ihrer Musik. (Frankfurter Rundschau, Gérard Otremba)
Hamburg: „Oklahoma, HH”
Finkbeobachtung im Spätherbst sind in diesem Jahr angesagt: Zwei Tage vor dem Konzert im Schlachthof spielten Fink im Schaufenster von Michelle Records. Da waren schon 'ne Menge Leute zugegen, und als Nils Koppruch, seines Zeichens Sänger und Gitarrist bei Fink, die Bühne im Schlachthof betritt, ist der Laden pickepacke voll. Zum lässigen Bebop von „Ursa Minor” gesellen sich nacheinander Andreas Voß, Dinesh Ketelsen, Henning Wandhoff und die Gäste Martin Wenk von Calexico an Trompete und Vibraphon und Reverend Ch. D. an der Orgel zu ihm, und Koppruch singt „Der Wind in Oklahoma ist der gleiche Wind / Wie hier, nur er gehört nach Oklahoma”. Diese Feststellung macht einen dann doch skeptisch, denn live hören sich Fink ja gar nicht nach Oklahoma und tumbleweeds an. Man wundert sich immer, wie rockig das auf der Bühne klingen kann, wenn sie die Songs auf das Wesentliche reduzieren. Heute ist alles anders: Die Gäste (später kommt noch Ecki Heins an der Geige und Mandoline hinzu) sorgen für einen opulenten Sound, alles klingt sowohl wohlig altmodisch (man fragt sich, warum sich so viele junge Menschen hier versammelt haben) als auch ungemein modern. Wunderbar auch, wie die lakonischen Texte Koppruchs, der mit wenigen Worten alles sagen kann, an einigen Stellen durch einen Calexico-Breitwand-Sound kontrastiert werden. Aber auch bei Songs, die eher in einem unaufgeregten Scheunensound daherkommen, gelingt es der Band durch ihre Bühnenpräsenz, so viele Leute zu begeistern. Wie vielseitig Fink wirklich sind, ahnte man ja schon auf den letzten beiden Alben, und so zeigen sie bei der Bearbeitung von „Fisch im Maul” und dem in bester Dave Brubeck-Manier dargebotenen „Messerkampf”, das Jazz im Finkkosmos beileibe kein Fremdwort ist. Spätestens nach einer wunderschönen Version von „Irgendwann Regen” weiß man, das dort oben auf der Bühne eine neue Lieblingsband am Werk ist. Nach etlichen Zugaben treten die Helden gen Westen ab.
(Rolling Stone, Maik Brüggemeyer)
Dresden: „Kolumbus im Herzen”
Versuchte man sie anfangs noch in die Countryabteilung zu stecken, eigentlich ein Witz, gehen einem nun langsam die Schubladen aus. Wenn ein Quartett auf der Bühne sitzt, Banjos dabei hat, Lapsteel, einen ollen Bass, Viel Besen fürs Schlagzeug, Westerngitarre, eine wimmernde Harmonika, ja, dann muss das Country sein, oder? Folk höchstens noch. Reingefallen. Die Richtung stimmt vielleicht, aber die Angelegenheit war viel zu spröde, viel zu schräg, als den belegten Genres zur Ehre zu gereichen. Und vor allem, wo mit den seltsamen e-gitarristischen Eskapaden hin, die sich immer wieder mal Bahn brechen. Verquer angelupfte Balladen, träge Bögen Tempolimit 40. Veranda Music eben, dummerweise heißt so schon eine andere Band. Aus Hamburg. Und die Texte... Sollte jemand diese bizarren Wortfügungen inzwischen für entschlüsselt glauben, so solle er sich hier melden. Er wäre der Erste, und wahrscheinlich untauglich für einen weiteren Fink-Flug, denn der Reiz ist bei denen die Unfassbarkeit, die gespielte einfache Wahrheit und der weite Raum der Fantasie, der sich dahinter auftut. Noch nie waren die Fink-Texte in den Booklets der Scheiben abgedruckt, man muss sie schon erhaschen, greifen, hören und auch wieder nicht. Ich könnte Lieblingspassagen aufzählen, da wäre die Seite hier fix voll. Aggregatzustände beschreiben Nils Koppruch, Andreas Voß, Henning Wandhoff, Dinesh Ketelsen. Momente, dunkle Eingebungen, doppeldeutige Blickwinkelzüge, Beziehungskistennägel, Sehnsüchte – wahre Wägbarkeiten sind's am Ende. Von einem der einmal nicht kam, auf den niemand gewartet hatte.
(DNN, Andreas Körner)
Scheeßel: „Das größte Gartenfest der Welt”
40 000 Rock- und HipHop-Fans und 22 Bands feierten in Scheeßel das ultimative Hurricane-Festival. Auch Fink trumpften auf. Was nicht einzig daran lag, dass sie auf der Bühne Würstchen grillten und dem Publikum servierten. Begründung: „Scheeßel sei eben ein großes Gartenfest.”
(Hamburger Morgenpost, Timo Hoffmann / Mark Behrendt)
München: „Vogelbeobachtung”
Eigentlich hätte er ja gerne jeden persönlich begrüßt, aber ein erster Blick von der Bühne zeigte Nils Koppruch, dass der Club 2 am Mittwoch einfach zu voll war, um überblicken zu können, ob das Konzert an diesem Abend dann noch hätte stattfinden können. Die Anwesenden sind keine Fans, eher gute Freunde. Sie kennen diese Vögel, auch wenn immer noch keiner weiß, wie er ihre Musik bezeichnen soll. Um das Wort Country kommt man bei Fink nach wie vor nicht herum, die Freundschaft zu Element of Crime ist hörbar, und Vergleiche zu Tocotronic sind auch nicht aus der Luft gegriffen. Selbst nennen die Vier ihren Stil nur noch „Finkmusik”. Und das genügt auch. „Die Richtung kommt von vorn entgegen” , wohin es geht, ist aber immer noch nicht klar, dennoch fühlt es sich gut an, wenn Koppruch vom „Loch in der Welt” erzählt, von Flüssen aus Tränen und Herzen aus Holz. Finks ältere, beißend bösartigen Lieder klingen jetzt etwas versöhnlicher, es darf getanzt werden zur Lyrik vom Leben nach dem Schmerz. Die Finks sind musikalisch versierter geworden – Calexicos Martin Wenk darf die wundersamen Songgebilde neuerdings mit Trompete und Vibraphon veredeln. Am Ende bittet Nils jene Münchnerin zum Duett auf die Bühne, die ihm beim letzten Besuch im Club 2 bei seinen Textaussetzern geholfen hatte. Wenigstens sie kann er also noch persönlich begrüßen.
(Münchener Merkur, Michael Wopperer)
Kiel: „Auf der Suche nach der Weltformel”
Nur wer sucht, kann auch gefunden werden. Das Hamburger Quartett Fink hat gesucht und gefunden, ohne dass das Gefundene die Suche beendet hätte. In der ausverkauften Hansastraße 48 trifft das poetische Tasten von Sänger Nils Koppruch auf Begeisterte. „Ihr seid so toll”, entfährt es spontan einem Mund im Publikum und das ist nicht nur Kompliment, sondern bezeugt, dass Finks Frage, die die Antwort dem Fragenden über- oder einfach offen lässt, auf überwältigendes Echo stößt. Jene Geste des Unfertigen, der Suche nach der Liebsten wie nach der Weltformel, die alles ergibt und erlöst, prägt auch Finks neues Album, das sie hier vorstellen. Melancholisch verhallte Gitarren mergeln sich in schleppendem Blues durch die Irrungen und Wirrungen der Existenz, sehnsüchtig übermalt von Gasttrompeter Martin Wenks sehnigem Horn. Lonesome Cowboys, an den Sporen Seefahrtsmetaphern der ewigen Nicht-Wiederkehr, reiten durch Nils' Verse. Doch Fink kann nicht nur trauern, sondern auch enorm Druck machen. Zwischen die betörend weltschmerzigen Balladen weben die Jungs fröhlichen Cajun, der die Füße zucken lässt. Mit Fink wird die Tradition neu erfunden, greift nach der Befreiung aus alten Grenzen, wenn die Gitarren dem heavy gestimmten Rock statt Country nacheifern. Als käme nach der Melancholie der ausgelassene Tanz, sind Fink am Ende frisch und frei: Wer suchet, der findet, der Weg ist das Ziel.
(Kieler Nachrichten, Jörg Meyer)
Heilbronn: „Lügenbaron auf Reisen”
Fink nennen sich die Vier. Vorneweg der Gitarrist und Sänger Nils Koppruch, ein lakonischer Conférencier und sympathischer Lügenbaron, der den Besuchern des Konzertes im Mobilat Heilbronn den einen oder anderen Bären aufbindet. In seinem Schlepptau agieren mit Andreas Voß am Bass, Dinesh Ketelsen (Banjo, Lapsteel), Henning Wandhoff (Schlagzeug) und dem kurzerhand als Martin von Calexico vorgestellten Gasttrompeter wohltuend unaufgeregte Musiker, die sich dem Konzept der Unterhaltungsgruppe Fink unterordnen. Unterhaltungsgruppe Fink, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Verinnerlicht die ironische Selbstgeißelung den gesammelten Mief von DGB-Unterbezirken, treiben es Koppruch & Co in ihren Songs noch viel bunter: Sie singen ihren Country, der kein Country sein will, potzblitz in ihrer Muttersprache, also ohne das gnädige Englishspeak, das so viel vertuscht. Ohne Netz und doppelten Boden und trotzdem: kein Herz-Schmerz-Gedudel, keine moralinsaure Melancholie. Sondern erstklassige, spannungsgeladene Stories, in denen es ziemlich viel regnet (wie war das noch mit dem Hamburger Wetter?), der Novemberblues unbarmherzig in Dachgeschosswohnungen zuschlägt, der Strick schon mal fix und fertig in der Küche baumelt. Traurige Geschichten, gewiss, aber trostlos? Davon keine Spur. Dafür sorgen schon Nils Koppruch, der die Songs mit der nötigen Distanz und Augenzwinkerei interpretiert, die dezente elektronische Verfremdung und die Band, die es versteht, nahezu freche Kontraste zu setzen. Klasse Musik für Fahrten, die nie aufhören sollten.
(Heilbronner Stimme, Michaela Adick)
Münster: „Die Band Fink brachte Atmosphäre ins Gleis 22”
dem passenden emotionalen Soundtrack versehen werden, zwischen hervorgekramten Erinnerungen und lakonischem Erzählen, zwischen gemächlichen Slide-Akkorden mit wimmernden Tönen und schmirgelnden Riffs mit energischem Drive. Das klingt folkig, rockig, abwechslungsreich und schlüssig. Und auf Tonträger auch schon mal elektronisch angehaucht.
(Stadt Münster, Martin Füser)
Erlangen: „Einsame Männer und ihre Mythen”
Wenn Nils Koppruch eine Geschichte zu erzählen hat, dann kann man sicher sein, dass keine leichte Kost auf dem Programm steht. Ein scheinbarer Liebesschwur des Sängers der Band Fink entpuppt sich da schnell als tödliches Beziehungsdrama. Der Alltag wird zum Albtraum. Dennoch hat man niemals das Gefühl, Koppruch möchte irgendwann dem Dasein durch das von ihm beschworene “Loch in der Welt² verschwinden. Denn bei aller Melancholie in den Songtexten der Hamburger Formation, die zu später Stunde nach der fränkischen Vorband Missouri die Bühne des Erlanger E-Werks betritt, bleibt stets genügend Optimismus, um nicht in Depressionen zu versinken. Dafür ist in erster Linie die Musik zuständig. Da rattern die Stahlsaiten des Banjos, die E-Gitarre und die Steel-Guitar heulen auf. Dazu galoppieren Bass- und Schlagzeug-Rhythmen der untergehenden Sonne entgegen. So viele Emotionen nach Noten verlangen förmlich danach, die mitgelieferten Mythen aufzugreifen und zu verarbeiten. Fink beherrscht das ironische Spiel mit Klischees gleich doppelt in der Musik und in den Texten. Einsame Männer, große Gefühle und verlassene Frauen sind die Themen. Aus dieser Mischung wird eine Einladung zur Entdeckungsreise in eine überzeichnete Welt, die man nicht ausschlagen kann. Das Abenteuer im Land der Mythen lohnt sich!
(Nürnberger Nachrichten, smö)