BARBARA THOMPSON´S PARAPHERNALIA
Barbara Thompson • Jon Hiseman • Peter Lemmer • Billy Thompson • Dave Ball
Die Saxophonistin Barbara Thompson, die 2001 “in den Ruhestand“ ging, nachdem bei ihr die Parkinson-Krankheit diagnostiziert worden war, meldet sich mit ihrer Band Paraphernalia auf der Musikszene zurück – sie tourt im Herbst 2005 und hat zwei neue Alben am Start: „The Best of Barbara Thompson“ und „Never Say Goodbye“.
Barbara Thompson schreibt dazu:
Vor neun Jahren bekam ich die Diagnose: Parkinson´sche Krankheit. Vor meiner Familie und meinen Freunden hielt ich das geheim. Nur mein Mann, Jon Hiseman, war eingeweiht. Ein Teil des Gehirns – so klein wie eine Erbse – hört auf, jenes Spurenelement zu produzieren, das entscheidend für alle Bewegungen ist. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren wurde das Spielen extrem schwierig für mich, und nach 25 Jahren auf Tour kündigte ich 2001 widerwillig meine Abschiedstournee an. Das war eine schwere Zeit: vielen Freunden Lebewohl zu sagen, und vor allem „Paraphernalia“ – meiner zweiten Familie. Ich werde die vielen aufmunternden Briefe und E-Mails, die ich zu jener Zeit von Freunden und Fans bekam, immer wie einen Schatz hüten. Ich begann dann meine neue Karriere als Vollzeit-Komponistin und schrieb einen Choral für 100 Stimmen, drei Konzerte für Solisten mit Streicherensembles, für ein Kammerorchester, und drei Saxophon-Quartette. Momentan bin ich im Begriff, mein erstes sinfonisches Werk, „The Crossing“, zu vollenden.Die Parkinson´sche Krankheit veränderte meine Lebenseinstellung völlig; ich nahm die Dinge nicht mehr so selbstverständlich. Währenddessen entwickelt sich die Stammzellen-Forschung rasant weiter, und es gibt neue Hoffnung, dass Parkinson, Diabetis und andere neurologische Störungen geheilt werden können. Stammzellen sind bereits als das Penicillin des 21. Jahrhunderts bezeichnet worden. Also, liebe Leidensgenossinnen und Leidensgenossen – haltet durch!
Übrigens sollte mein Abschied vom Spielen nur von kurzer Dauer sein. Das United Jazz & Rock Orchestra, zu dessen Gründungsmitgliedern Jon Hiseman und ich vor 30 Jahren gehörten, ging 2002 auf Abschiedstournee, und da musste ich einfach mitmachen. Den Sommer des Jahres 2003 hindurch hatte Jon am neuen Colosseum-Album „Tomorrow´s Blues“ gearbeitet. Es stellte sich heraus, dass es Dick Heckstall-Smith, dem Colosseum-Saxophonisten, sehr schlecht ging. Im Anschluss an unseren Urlaub in Frankreich kehrte Jon nach London zurück, um sich auf die Europatour der Band vorzubereiten, während ich da blieb, um mit einigen meiner alten Schulfreunde zu feiern. Was für ein Urlaub! Jon rief mich bereits am zweiten Tag an und sagte „Komm sofort zurück, Du bist die einzig mögliche Wahl, und Dir bleiben zwei Tage Zeit um die Parts zu lernen, denn Ende der Woche werden wir für eine wichtige Fernsehsendung in Deutschland gefilmt!“ So wurde ich ins kalte Wasser geworfen und war 18 Monate lang der Ersatz für Dick. Als Dick dann traurigerweise im Dezember 2004 starb, wurde ich offizielles Band-Mitglied.
Es schien, als ob das Schicksal sich dagegen verschworen hatte, dass ich das Spielen aufgab. Mittlerweile waren die Parkinson-Symptome schlimmer geworden, und im Mai 2004 verschrieb mir mein Neurologe Stalevo, ein Arzneimittel, das Dopamin enthält: jenes chemikalische Element im Gehirn, das die Muskelbewegungen koordiniert. Stalevo wirkte wunderbar, und ich spürte, das ich besser spielte als jemals zuvor. Natürlich ist das eine Art Pakt mit dem Teufel, denn es war nie meine Art, derart harte Medikamente einzunehmen, und am Ende könnten sich die Nebenwirkungen womöglich als ebenso schwierig für mein Leben erweisen wie die Parkinson´sche Krankheit selbst. Aber dieses Mittel hat mich in die Lage versetzt, im Herbst 2005 wieder mit Paraphernalia auf Tournee zu gehen. Dies könnte die letzte Tour sein – wer weiß – aber für mich ist jeder Tag ein Geschenk, und deshalb ´sage ich niemals Lebewohl´: I ´Never say goodbye´.
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Die englische Saxophonistin Barbara Thompson gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen ihres Instruments. Zu ihren musikalischen Anfangszeiten war es noch ein Novum, dass eine Frau, das mit männlicher Symbolik belegte Saxophon spielte.
Im weiten Feld zwischen Jazz und Rock hat sich Barbara Thompson inzwischen mit ihrer Formation Paraphernalia (gegründet 1973) eine international anerkannte musikalische Spitzen-Position erspielt. Musikkritiker beschreiben Barbara Thompsons Paraphernalia als „Jazz-Rock-Formation von Weltklasseformat... geprägt durch ihren unverkennbaren Sound".
Barbara Thompson überzeugte auch als Mitglied des weltbekannten United Rock & Jazz Ensembles. Ehemann Jon Hiseman war ebenfalls Mitglied des United Rock & Jazz Ensembles und gehört auch zur Besetzung von Paraphernalia. Jon Hiseman ist einer der weltbesten Schlagzeuger. Für Furore sorgte er als treibende Kraft der Jazz-Blues-Rock-Band Colosseum,
Barbara Thompson mit Colosseum
Barbara Thompsons Musik überzeugt mit raffinierter Einfachheit und publikumswirksamer Melodiosität. Jazz-Rock-Kompositionen kombiniert sie mit Einflüssen aus Folk, Ethno, Klassik, Avantgarde und Pop. Kraftvoll, lyrisch, virtuos und technisch perfekt ist ihr unverwechselbarer Saxofon-Sound.
Von Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien wurde Barbara Thompson als "Member of the British Empire" ausgezeichnet und nannte in Anlehnung daran ihr Album "Lady Saxophone"- eine Sammlung ihrer Lieblingsballaden u.a. von Duke Ellington, Stevie Wonder und Paul Simon.
In bewährter Besetzung mit Jon Hiseman (dr, perc.), Paul Westwod am Bass und Peter Lemer (keyb.), der schon erfolgreich mit Top-Stars wie Mike Oldfield oder Charles Aznavour spielte, gibt die an Multiples Sklerose erkrankte Musikerin in Mainz ein Konzert im Rahmen ihrer Abschieds-Tournee "Never say Goodbye"