treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

BLUSHING MELONS

Soul City – Concrete/Bittersweet:  CONTINENTAL DOOM - FOLK

Das siebenköpfige Kollektiv steht für ausdruckstarken Folkrock mit Songwriter-Qualitäten, düsteren Einschlägen, balladesken Epen, ausgefeilten Kompositionen, poetischen Texten und verträumten Melodien. Ein einzigartiger Sound, dennoch bodenständig, originell aber erfrischend ungekünstelt und zwanglos. Die Blushing Melons verbinden vielfältige musikalische Einflüsse und Stilmittel zu einem sinnvollen Ganzen, aufwendig instrumentiert und immer herzergreifend.

SOULCITY: CONCRETE - BITTERSWEET

Die Blushing Melons sind ein Folkrock-Kollektiv aus Innsbruck (Österreich), das seit über einem Jahrzehnt mit ungebrochener Begeisterung und Hingabe eigenes Liedgut produziert.  Auf verschlungenen Pfaden hat sich die Gruppe um Song-Reiterin Linja Meller formiert und mehrere Metamorphosen durchlaufen bis, sie in ihrer heutigen Gestalt als professionelle  6-Köpfige-Band ihr bislang reifstes Album und damit ihre bisher umfassendste künstlerische Programmatik vorlegt: Soul City - eine Utopie, die manchmal dystopisch wirkt, eine Reise durch menschliche Ober- und Unterwelten, Traumlandschaften und Liebesleiden. Für die Band stand immer schon das Lied im Zentrum, dessen Essenz Melodien sind, die durch vielschichtige und starke Stimmen getragen und durch aufwendige Instrumentierung entsprechend in Szene gesetzt werden. Linjas Texte schweben über allem, schaffen aber nicht nur Atmosphäre, sondern erzählen Geschichten, die oft die Unterschiedlichkeit der Bandmitglieder selbst zum Thema machen. Daraus entstehen im wahrsten Sinne des Wortes fabelhafte Figuren und Wesen, die nicht nur lyrischen, sondern - mit Blick auf das gesamte Artwork der Band - immer wieder auch eigenständigen bildnerischen Ausdruck fanden. 2012 haben die Melons ihren Wirkungskreis erweitert und sind nicht zuletzt durch Kontakte zum Folk On The Lawn Festival in Tintern zu mehrfachen Auftritten in England, Wales und Schottland gekommen und mit ihrer Musik auf hohe Resonanz gestoßen.

Linja Meller - vox, guit, trumpet, mandoline
Gianluca Crepaldi - vox
Claudia Neudecker - guit, mandoline
Valerie Meller - violin, vox
Vinc Obwegeser - bass
Wolfgang Kurz - drums.

TT - ZUR SOULCITY:

Efeu rankt auf der Bühne im Treibhaus-Turm – echter wohlgemerkt, kein Requisit aus Plastik. Dazu ein Skischuh, ein Stahlhelm samt Spaten, ein Tisch gedeckt mit Weinflasche und Gläsern. Wozu das Ganze, wird sich im Laufe des Abends weisen, vielleicht aber auch nicht.

Willkommen, bienvenue, welcome! Treten Sie ein in die fantastische Welt der Blushing Melons, Königin und König geleiten sie durch ihr Reich, „Soul City“ genannt. Eine ferne Utopie, in der Männer schon mal einbetoniert werden und kleine Schwestern sich im Traum zu Raupen verpuppen. Hier passieren allerhand Metamorphosen, es gibt Meerjungfrauen und Baumwesen. Fragen wie: Könnte der Mensch von Photosynthese leben oder wäre die Erde ein besserer Ort, wenn er gar nicht erst da wäre, werden auf dem Doppelalbum verhandelt. „Wir sind aber nur ansatzweise Hippies“, lacht Linja Meller, die Strippenzieherin der Blushing Melons. Ihre Eltern seien definitiv Hippies gewesen, die hätten sich auch den Namen „Linja“ ausgedacht und hatten viele Siebzigerjahre-Platten etwa von der britischen Folk-Rock-Band Fairport Convention, aber auch Alte Musik zuhause. Einflüsse, die man dem mehrstimmigen, melodieverliebten Folk-Rock-Pop der Blushing Melons anhört, der mal countryesk, mal funkig daherkommt, meist mitreißend tönt oder als softe Ballade betört. Als „Funeral Folk Rock“ kategorisiert die Truppe ihre Musik selbst: „Die Leute sagen oft, dass unsere Lieder traurig sind, das finde ich aber gar nicht. Drum haben wir unseren Sound ein bisschen ironisch ‚Doom Folk’ oder ‚Funeral Folk’ genannt“, erzählt Meller.

Die Kernbesetzung der Band mit den beiden Frontleuten Linja Meller und dem Sänger Gianluca Crepaldi, der Donnerstagabend den Conférencier – und in manchen Songs auch den Tom Waits – gibt, formierte sich 2004. Damals stieß auch Valerie Meller, Linjas jüngere Schwester, die Violine spielt, dazu. Gitarristin Claudia Neudecker, die an diesem Abend zudem die Mandoline rockt, ist indes Ur-Gründungsmitglied. „Wir haben bereits mit 13 Jahren in der Schule gemeinsam Lieder geschrieben.“ Sieben Bandmitglieder zählt das Kollektiv, bei dem Linja Meller die Songs schreibt und „das letzte Wort hat“, derzeit insgesamt. Die ansteckende Spielfreude, mit der Sänger Crepaldi mit Helm und Spaten den Eröffnungstakt vorgibt oder Valerie Meller mit einem Fuß im Schischuh mitstampft, zieht das Publikum in den Bann. Mitsamt der Art Work auf Album und Band-T-shirts – Tiere, Menschen und allerlei wunderliche Kreaturen, die ebenfalls von Linja Meller stammen – stecken die Blushing Melons ihren eigenen künstlerisch versponnenen Kosmos ab. „Für mich ist ein Lied eine eigene Welt, wir haben stets Figuren dazu erfunden und ganze Geschichten erzählt. Oft habe ich auch Bandmitglieder zu den Protagonisten der Lieder gemacht“, sagt „Königin“ Linja, die, wenn sie statt Gitarre nicht eben Trompete spielt, bestrickende Zwiegespräche mit „König“ Gianluca Crepaldi intoniert. Das Weltenbauen liegt Meller indes im Blut, im „Brotjob“ ist sie Architektin, eine befruchtende Wesensverwandtschaft zur Musik sieht sie da: „Beim einen stapelt man Melodien, beim anderen Schichten übereinander.“

Musiklehrer, Lektorin und Ergotherapeutin, das sind die restlichen Bandmitglieder von Beruf. „Neben dem Traum Musik haben wir alle unsere anderen Karrieren sehr bemüht verfolgt.“ Diese Unabhängigkeit drückt sich in musikalischer Kompromisslosigkeit aus. Weltfremd sind die Blushing Melons bestimmt nicht, sie haben sich einfach ihre eigene Stadt gebaut.

 



MUSIC AUSTRIA ZU SOULCITY:

Alle Achtung, das, was das Tiroler Folkrock-Kollektiv BLUSHING MELONS auf ihrem eben erschienenen Doppelalbum „Soul City – Concrete/Bittersweet“ musikalisch abliefert, fällt schon unter die Kategorie „sehr, sehr fein“.

Eines kann man nach dem Durchhören von „Soul City“ auf jeden Fall sagen: Der musikalischen Vielfalt setzt die Innsbrucker Band Blushing Melons keinerlei Schranken. Linja Meller (Gesang, Gitarre, Trompete, Banjo), Gianluca Crepaldi (Gitarre, Gesang), Claudia Neudecker (Gitarre), Valerie Meller (Violine), Marina Schneeberger (Percussion), Vincent Obwegeser (Bass, Banjo, Melodica) und Wolfgang Kurz (Schlagzeug), die sieben Köpfe hinter dieser Truppe, spielen sich mit einer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit durch die unterschiedlichsten Klanglandschaften, dass es eine wahre Freude ist. An einer Stelle gibt man sich mal eher rockiger und lässt die Gitarre etwas lauter werden, dann wiederum stimmt man den Blues an, um sich im nächsten Moment auch schon dem akustischen Folk oder Country zuzuwenden. Stilistisch wirklich eindeutig benennbar ist das von Blushing Melons zu Gehör Gebrachte also nicht.

Die Suche nach einem eigenständigen und zeitlosen Sound

Was aber keinesfalls stört, denn genau aus dieser musikalischen Unschärfe gewinnt dieses Album auch seinen besonderen Reiz. Hauptsongwriterin Linja Meller und ihre KollegInnen kümmern sich recht wenig um irgendwelche angesagten musikalischen Trends. Haben sie auch nicht notwendig, immerhin gibt es die Band mittlerweile ja schon über zehn Jahre und man weiß inzwischen genau, wie man spannende, eigenständige und vor allem zeitlos klingende Songs auf den Weg bringt. Und solche sind auf „Soul City – Concrete/Bittersweet“ zuhauf vertreten.

Die verträumten Melodien, die durchdachten Arrangements, die zwischen den Bandmitgliedern aufgeteilte Gesangsarbeit, die poetischen Texte, die erfrischend ungekünstelte Art der Beteiligten, die erfreulicherweise nicht glattpolierte Produktion, alles fügt sich fern jeder Oberflächlichkeit zu einem sehr stimmungsvollen und facettenreichen Gesamtbild zusammen. Es macht schlicht und einfach Spaß, den Songs von Blushing Melons zu lauschen, sie wissen zu berühren und zu unterhalten, und das nicht auf eine banale, sondern auf eine tiefgründige Weise. Und genau dieser Aspekt macht letztlich den entscheidenden Unterschied zu vielen anderen uninspirierten schablonenhaften Pop/Rockversuchen aus.