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Mangelndes Selbstbewusstsein? Nicht die Tasse Tee des Herrn Robert Pešut aka Magnifico. In seiner Heimat Slowenien zieht der Universalkünstler schon einige Jahre sein Programm der Provokation durch, und dafür lieben ihn seine Landsleute. 
Geboren am 1. Dezember 1965 in Ljubljana ist für klein Roberto glasklar, dass er irgendwann einmal eine ganz große Nummer werden würde, nur in welcher Profession, das weiß er damals noch nicht ganz genau. Zwei Alternativen stehen zur Auswahl, Profifußballer oder Musiker. Die Vorlieben für Musik und Sport halten sich die Waage, bis sein Vater ihm statt der Schuhe, nach der sie eigentlich suchen, eine Gitarre kauft. Bevor es jedoch zu einer Karriere als Musiker kommt, studiert Pešut (gesprochen: Peschut) Wirtschaftswissenschaften, wirft das Studium hin und schlägt sich in der Folgezeit mit Gelegenheitsjobs als Bankangestellter, Billardspieler, Klavierstimmer, Musiklehrer und Imbissbudenbesitzer durch.
1988 gründet er die Band U Redu, mit der er zwei Alben aufnimmt, bevor er beschließt, sich auf Solo-Pfade zu begeben. Die beiden Scheiben "Od Srca Do Srca" ("Von Herz Zu Herz") und "Kdo Je Èefur" avancieren zu Bestsellern im ehemaligen Jugoslawien. Mit seiner Begleitband, den Pismejkers schreibt er den Soundtrack zum Film "Stereotip", in dem er selbst die Hauptrolle eines freakigen Malers spielt. Die Schauspielerei avanciert zu Robertos zweitem Standbein. Im Laufe der Jahre ist er in weiteren Streifen zu sehen. In "Porno Film" mimt er einen serbischen Mafiaboss, in "Poker" stilecht einen Spieler.
Das Durchgedrehte ist ein prägendes Element seiner Aktionen. So gräbt er bereits vor dem weltweiten Siebziger-Revival Anfang der Neunziger Jahre Schlaghosen und bunte Hemden aus, um in diesem geschmacklosen Outfit sein Publikum vor den Kopf zu stoßen. Den Comedy-Aspekt seiner Mucke sowie sein Auftreten bleiben bei Magnifico jedoch nicht nur bloßer Selbstzweck. Um seine Landsleute aus der Reserve zu locken, lässt er sich zum Beispiel als slawischer Fruchtbarkeitsgott oder in Leopardenshorts ablichten.
So richtig auf den Schlips tritt er den Slowenen mit dem Refrain zu "Sexy Boy", in dem er froh und wohlgemut anstimmt "Magnifico is a faggot". Sympathien für Homosexuelle sind im Land unter dem Triglav kaum zu finden. Magnifico legt eben gerne den Finger in offene Wunden. So auch beim Verhältnis zu den südlichen Nachbarn. Dieses Heikle Thema behandelt er mit "Who Is A Cefur". Cefur ist ein Schimpfwort für Leute aus dem Süden. PC sein und Konventionen sind ihm schlichtweg egal. So ist er stolz auf seine Porno-Sammlung und scheut sich nicht, seine Bewunderung für Stars der Extrem-Gymnastik wie Cicciolina und Sylvia Kristel (Emanuelle) kund zu tun. Mit einer Hommage an Letztgenannte startet er seine Karriere beim Grand Prix. Mit dem Titel "Sylvia" nimmt er 2001 an der nationalen Vorausscheidung teil, wo er sich aber letztendlich nicht durchsetzen kann.
Das gelingt ihm jedoch ein Jahr später, als er drei schwule Transen unter dem Bandnamen Sestre (Schwestern) ins Rennen schickt und damit in Slowenien ein mittelschweres Erdbeben verursacht. Das Unglaubliche gelingt tatsächlich.
 Der Song "Samo Ljubezen" ("Nur Liebe") geht in einer kuriosen Abstimmung als Sieger durchs Ziel. Das Telefon-Voting für den Beitrag der Schwestern wird nur zu zwei Drittel gezählt. Nach dieser Abstimmung landen die Transen auf Platz fünf. Nach langen Beratungen entschließen sich die Verantwortlichen jedoch dazu, Sestre zum Sieger zu küren. Die Tatsache, dass drei Homosexuelle in Stewardessen-Uniformen ihr Land in Europa repräsentieren sollen, gerät zum Politikum. Sogar das Parlament schaltet sich ein und debattiert über das Thema. Derweil kommt es im ganzen Land zu Protesten gegen diese Entscheidung, und das Trio sieht sich offenen homophoben Anfeindungen gegenüber. Die Vernunft obsiegt jedoch über die Vorurteile, die Schwestern sind in Tallinn am Start und können Sympathiepunkte beim Publikum verbuchen.
Von der Presse über seine Provokationen befragt, diktiert er den Schreiberling in den Block "die wirklich ernsthaften Provokateure sitzen im Parlament, ich bin lediglich ein Entertainer. Ich bin hier, um Entspannung zu bringen und um Erleuchtung zu spenden". So lässt er denn weiter sein Licht leuchten und setzt 2003 zum ersten Mal an, sein Evangelium auch international zu predigen. Mit der Single "Hir Ai Kam Hir Ai Go" und dem dazu passenden Video, das sich stark an Beastie Boys' "Sabotage" anlehnt, stürmt er die italienischen Charts. Erst Ende August 2004 erscheint die Nummer auch in Deutschland, gefolgt vom Album "Export Import", das sich wahrlich seinen Titel verdient. Balkan-Melodien und Rhythmen treffen auf mexikanische Mariachi-Anleihen. Magnifico präsentiert das alles in einem so herrlich relaxten Pop-Kontext, dass die Begeisterung der Slowenen für diese Type nur allzu verständlich erscheint.