Fausto Paradivino: Peanuts
Die schauspielschule. sachers wird von Walter Sachers & Lore Mühlburger mit viel Idealismus geleitet. Sie erstellen den Lehrplan, treffen die Auswahl der Lehrer und sorgen für einen reibungslosen Ablauf im künstlerischen und organisatorischen Bereich.
Walter Sachers: Der gebürtige Innsbrucker erhielt seine Schauspielausbildung bei Lee Strasberg in New York. Seine Engagements führten ihn an das Stadttheater Würzburg, die Städtischen Bühnen Regensburg, zu den Wiener Festwochen etc. Er wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, u.a. Verkaufte Heimat, Zug um Zug, Tatort. Ensemblemitglied am TLT und seit 1994 in der Leitung der Schauspielschule.
Lore Mühlburger: Die gebürtige Osttirolerin ist ausgebildete Fotografin und studierte nach mehrjährigen Auslandsaufenthalten Übersetzer/Dolmetsch für Französisch und Englisch an der Uni Innsbruck. Seit 2001 in der Leitung der Schauspielschule.
Wichtig sind dem Team die regionale und internationale Zusammenarbeit, sowie das junge und experimentelle Theater in Tirol.
PEANUTS
EIN STÜCK VON
FAUSTO PARAVIDINO
REGIE: SUSI WEBER
Es spielen SchülerInnen im 3. & 4. Ausbildungsjahr:
Spearmint Sandy: Caroline Hochfelner
Buddy: Stefan Reiter
Cindy: Lisa Hörtnagl
Mädchen: Verena Neher
Piggy: Thomas Rizzoli
Minus: Roland Niederhuber
Silly: Kathrin Weber
Party: Tamara Burghart
Magda: Ines Rettenberger
Snappy: Markus Oberrauch
Woodschlock: Marco Schaaf
Schkreker: Peter Mair
Gipfel der Moral:
„Peanuts“ von Fausto Paravidino
Eine Luxuswohnung in einer Großstadt in den neunziger Jahren: Buddy erhält von Bekannten den Auftrag, während deren Abwesenheit auf ihre nobel eingerichtete Wohnung aufzupassen. Schnell finden sich dessen Schwester und immer mehr angebliche Freunde ein, die nach und nach die Wohnung in Besitz nehmen und sich auch das Recht nehmen allerlei Zerstörungen anzurichten. Die Party findet ein Ende, als Schkrecker, der Sohn der Hausherren, auftaucht und alle herauswirft. In den alltäglichen Ereignissen spiegeln sich letztlich auch Probleme der globalisierten Welt. Im zweiten Teil treffen die mittlerweile zehn Jahre älteren Jugendlichen erneut aufeinander, ohne dass sie sich an das Sit-In erinnerten, diesmal jedoch in der beklemmenden Atmosphäre eines Gefängnisses. Zwar wird hier viel von Freiheit und Demokratie gesprochen, doch foltern die Täter ihre Opfer ohne Sinn und Verstand. Erst als Buddy seinen ehemaligen Freund Minus töten soll, spielt er das Gedankenexperiment durch, wie alles doch ganz anders hätte laufen können.
Der dreißigjährige italienische Autor Fausto Paravidino ist einer der gefragtesten New-Comer im Theatergeschäft. Er schrieb mit „Peanuts“ ein ironischbeklemmendes Stück mit Zeitbezug zu den Ausschreitungen um den G8-Gipfel in Genua 2001, das von der Zeitschrift „Theater heute“ zum besten ausländischen Stück des Jahres 2003 gewählt wurde.
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Wie funktioniert Macht? Welche Werte zählen in einer Gesellschaft, in der ein autoritäres System unter dem Deckmantel der Demokratie fungiert? Was bringt Menschen ein und derselben Generation dazu am Ende auf zwei völlig verschiedenen Seiten zu stehen? Die Politparabel ist eine Abrechnung mit unserer heutigen jungen Generation und zeigt auf wie Macht in verschiedenen beruflichen Positionen missbraucht wird. Trostlos ist das Bild, das Paravidino dabei von deren gegenwärtigen und zukünftigen Situation zeichnet und dennoch nicht hoffnungslos. In dem Stück, dem eine zweiteilige Szenenfolge zu Grunde liegt, geht es um Machtmissbrauch und die Frage nach dem Besitzrecht in einer gespaltenen Gesellschaft und es geht darin auch um Charakterschwäche, die, in der Jugend nicht ernst genommen, schweren Folgen im Erwachsenenalter haben können. Sprache und Akteure des Stücks erinnern an die Peanuts-Charaktere von Charles M. Schulz.
Buddy soll auf die Wohnung von reichen Bekannten aufpassen. Er lädt seinen Schwarm in die Wohnung ein, um mit dem fremden Luxus zu beeindrucken und ahnt noch nicht welche Auswirkungen dies haben wird. Das Mädchen bringt ihre Freundin mit, die wiederum ihren Bruder mitbringt, der einen anderen Freund anruft – bis Buddy sich schließlich in Mitten einer Horde Jugendlicher wieder findet, die nach und nach die Wohnung in Besitz nimmt. Buddy schafft es nicht die Vereinnahmung aufzuhalten – ihm gleiten die Zügel aus der Hand und er kann nicht verhindern, dass Teile der Wohnung der Partywut zum Opfer fallen.
Als plötzlich Schkreker, der Sohn der Besitzer, auftaucht, verleugnet Buddy seine Freunde, die sich, um sich vor der Verantwortung zu drücken, schnell aus dem Staub machen.
Vor einem sozialpolitischen Hintergrund steht auch der zweite Teil des Stücks, der zehn Jahre später spielt. Die Clique aus der Wohnung trifft in einer Polizeiwache aufeinander. Die ehemals Jugendlichen sind nun aufgespaltet in Opfer und Täter. Opfer sind die Demonstranten, die körperliche Gewalt über sich ergehen lassen müssen und einem enormen psychischen Druck ausgesetzt werden – bis plötzlich einer von ihnen tot ist. Ein Demonstrant wird Augenzeuge des Vorfalls und soll auf Befehl von Schkreker – inzwischen aufgestiegen zum Polizeichef – von Buddy umgebracht werden. Gerade im Begriff Schkrekers Befehl auszuführen, kommen Buddy plötzlich die Bilder der Vergangenheit in den Kopf und er beginnt sich zu fragen, ob sich die Dinge nicht ganz anders entwickelt hätten, hätte er damals seine Freunde nicht verleugnet.