Egon A. Prantl
AN RUDI
Wenn wir jetzt in einem Western wären – nun
Dann stünden wir am boot hill in irgend einem so verkommenen kaff
Und ein mit Sicherheit schwer betrunkener Padre
Würde „Und wandere ich auch im tiefen Tale..“ sagen
Und wir würden herumstehen in unseren Sonntags-Klamotten
Still und verlegen ungeduldig schon sehnsüchtig auf die Eröffnung des Saloons warten
(schweigt)
Wie aber könnte ich es wagen
Hier im sogenannten realem Leben vor dir zu stehen
Und das zu sagen was man eben im realem Leben sagt
Du wirst mir unvergessen bleiben
Nein
Unvergesslich :ein Buch :ein Song :eine Inszenierung :ein Bild
Was ich sagen will Rudi ist einfach das du weiter lebst
Wenngleich die Art wie du dein leben lebst im Aussterben begriffen ist
Du lebst weiter und eben in dieser deiner unnachahmlichen Art
(schweigt)
Es ist jetzt gute oder nahe 30 Jahre her seit ich dich kennen lernte
Noch in dem Laden in der Straße wo das Gebäude steht
In welchem die Zivilisten unsereins in den Knast schicken
Und wenn ich mich recht entsinne war die erste Platte die ich bei dir kaufte
Son Live Ding von Frumpy denke ich es kann auch Bitches Brew gewesen sein
Ja ich hatte meinen Selbstmord Trip gerade hinter mir
Und haben dann Stunde um Stunde in dem Laden mit den Barhockern verbracht
Die Idee mit „Kämpfer des Friedens“ bequatscht – die Koffergeschichte
Die mit der blutigen Hand. Ja. Und dann die erste Lesung im underground
Bei dir Rudi im Musikladen, im alten ,noch
DIE WELT IST EIN QUADER
Also wer auch immer sagt du seist unvergesslich ist ein Lügner
Denn du bist noch da und grade jetzt wo ich diese Zeilen schreibe
Sitzt du neben mir und wir besprechen die MADAGASKAR Lesung
In Anlehnung an jene Lesung „Für 9 Mentschen und 1 Hundt“
(schweigt)
Seltsam Rudi, grade als mich die Verena anruft
Um mir zu sagen du seist tot höre ich die DOORS und „The end“
(schweigt)
Sollte Jim Morrison wirklich recht haben wenn er meint
Das der einzige Freund den wir haben das Ende ist
Ich denke er hat nicht recht – nicht ganz recht zumindest denn steht eins fest
Er ist auch einer unserer Art
Unbeugsam Gerade Nicht brechbar
Und sogar er der Tod , von dem Paul Celan sagt ,er sei ein Meister aus Deutschland
Vermag es nicht dass wir vor ihm in die Knie gehen. Unbeugsam. Alle mal
(schweigt)
Exkurs:
Wir werden in diese Welt geworfen und sind zum Tod verurteilt
Der erste Schrei den wir ausstoßen ist jener des Schreckens
In der Erkenntnis des Urteils dass wir da sind um zu sterben
Solange zu sterben bis eben jener ominöse Meister kommt den man Tod nennt
Und der diesem Sterben ein Ende macht.
(Und wenn ich die letzten Zeilen überlese könnte Jim doch recht haben mit dem Freund
Dem einzigen dem Ende)
(schweigt)
Und weißt du Rudi, i Zuge eines Lebens trifft man eine Handvoll Menschen villeicht
Von denen man sagt oder sich denkt
Nein, diesen Menschen möchte ich nicht missen
Und so nun ists für mich Rudi einfach eine Geschichte einer Reise einer Entfernung
O nein ich weine keine Träne um dich
Denn du bist ja da – wo ich gerade bin weiß ich nicht
Und seis drum mein Freund
Als ich zuletzt bei dir im Laden war vorige Woche denke ich
Wir sehen uns wieder sagten wir einander und umarmten uns
Und das tun wir Mann das tun wir
Früher oder später
26. Mär. 2008 Zoe Alcatraz
(eap)