KURIER kritik:
AUSBRÜCHE EINES WUTBERATERS
Das politische Kabarett Österreichs hat Zuwachs erhalten. Rudi Fußi, mit seiner Agentur mindworker in der Politik- und PR-Beratung tätig, gilt schon in der Szene als "bunter Hund". Nun hat er ein Kabarettprogramm geschrieben, als würde er seit Jahren nichts anderes tun. Fußi ist einer, der einer "Wuchtel" nicht gerne aus dem Weg geht, ein Schmäh ist ein Schmäh - und der hat mit politischer Korrektheit eben wenig zu tun.
Fußi bleibt bei seinen Leisten, er legt sein Programm in den fiktiven Rahmen eines AMS-Kurses für Arbeitslose, die zu Politikern umgeschult werden sollen - weil dort eben was zu verdienen ist. "Kursleiter" Fußi, der das Soloprogramm souverän durchspielt, weiß, wovon er spricht. Bekannt wurde er mit dem Eurofighter-Volksbegehren, das er ganz allein aus dem Boden stampfte - und 600.000 Unterschriften brachte. Seine politischen Ambitionen danach brachten eher wenig ein, bisher. Die Erfahrungen daraus verarbeitet er wirklich witzig zu seinen kabarettistischen "Vorträgen". Mit dem ihm eigenen Temperament rennt er dabei gegen Populisten jeglicher Herkunft an, jede Partei bekommt ihr Fett ab.
Dass es dem früheren SPÖ-Linken (er ist längst ausgetreten) vor allem gegen den rechten Rand geht, ist klar. Blaue Politiker lieferten allerdings in den Regierungsjahren 2000 bis 2006 etliche Vorlagen für den Fußi’schen AMS-Kurs, bei dem natürlich auch um Möglichkeiten persönlicher Bereicherung geht. Mit bissiger Ironie zerlegt er die politischen Plattitüden, nimmt aber auch den innenpolitischen Journalismus aufs Korn, wenn etwa genüsslich zelebriert, dass alle dem neuen SPÖ-Vorsitzenden Christian Kern applaudieren, weil der simple Wahrheiten wie 2 + 2 = 4 ausspricht. Mit dem ihm eigenen Temperament redet er sich richtiggehend in Rage, ein Wutbürger mit viel Witz und Selbstironie. Immerhin hatte er ja auch früher Frank Stronach beraten ("Ich brauchte das Geld..."). Rudi Fußis Programm "Jetzt rede ich", aus dem auch ein erfolgreicher Hashtag auf Twitter wurde (#jetztredeich) ist politisches Kabarett der überaus vergnüglichen Art.
Dem Berater Fußi tut übrigens seine neue Bestimmung als Kleinkünstler sehr gut.
Dieser Bogen zwischen Witz und Entspanntheit tut in der aufgeheizten politischen Stimmung allen gut.
DIE PRESSE über RUDI FUSSI 2015
Ein Linkssozialist, der für den ÖVP-Wirtschaftsbund wirbt
Er ist der wahrscheinlich bunteste Hund im polit-medial-kommerziellen Zirkus: Rudolf Fußi. Politisch war er schon (fast) überall. Heute macht er Geschäfte mit (fast) allen. Das war dann doch eher ungewöhnlich: Rudolf Fußis Agentur Mindworker betreute die Kampagne des ÖVP-Wirtschaftsbunds im jüngsten Wirtschaftskammerwahlkampf in Wien. Fußis Kompagnon, der Mindworker-Mitbegründer Hans Arsenovic, wiederum war Spitzenkandidat der Grünen Wirtschaft in Wien. Am Ende feierten dann beide – auch gemeinsam, wie einem von Fußi vertwitterten Foto zu entnehmen war. „Arsenovic habe ich mittlerweile ausgekauft. Die Firma gehört nun mir allein“, sagt Fußi. „Aber der Hans ist weiterhin mein bester Freund.“
Rudolf Fußi (38) ist einer der schillerndsten, auch umstrittensten Figuren im polit-medial-kommerziellen Zirkus. Politisch war er schon fast überall. Der Fohnsdorfer begann in der Jungen ÖVP. „Weil ich Schulsprecher war und es außer der Schülerunion nichts gab.“ Dann organisierte er im Alleingang das Anti-Abfangjäger-Volksbegehren. „Weil ich in der Einflugschneise der Abfangjäger aufgewachsen bin und als Kind deswegen oft nicht draußen spielen durfte.“ Am Tag des Eurofighter-Kauf-Beschlusses trat er – nach einem Intermezzo bei den Demokraten, einer liberalen Kleinpartei – der SPÖ bei. „Angeworben von Wolfgang Schüssel und Jörg Haider“ schrieb er auf das Beitrittsformular. Anfangs beeindruckt von Alfred Gusenbauer und dessen „solidarischer Hochleistungsgesellschaft“ driftete er jedoch immer weiter nach links, spielte mit dem Gedanken, eine Linkspartei zu gründen, half dann aber mit seiner Agentur mit, das Team Stronach in Österreich aufzubauen.
Wo steht Fußi nun also politisch? Es gebe für ihn nur zwei Gruppen: jene, die von der Arbeit leben müssen, das reiche von 800-Euro-Job-Arbeitnehmern bis zu Unternehmern. Und jene, die von Kapitalerträgen leben können. Keine Frage, wem seine Sympathien gehören. Deswegen sei er auch ein großer Fan von Erbschaftssteuern.
Und da ist es nicht minder ungewöhnlich, dass Rudolf Fußi mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“) einen weiteren namhaften Kunden hat, dessen Blattlinie nicht gerade seinem Weltbild entspricht. Bislang wurde auch strikt getrennt: Fußi sei bei NZZ.at lediglich für PR, Social Media etc. zuständig. Doch jüngst schrieb Fußi dort auch – im Stil durchaus an NZZ.at-Chefredakteur Michael Fleischhacker angelehnt: Es ging gegen Werner Faymann. „Wobei ich da schon mehr den Bi-Hander auspacke“, sagt Fußi. Vor allem auf Twitter sorgt Fußi mit deftiger Wortwahl und Rundumschlägen immer wieder für Aufregung. „Ich kann das, was sich andere nur denken, eben auch schreiben“, meint er selbst. Kritik lasse ihn kalt. „Das ist mir völlig wurscht. Es bereitet mir sogar diebische Freude, das zu lesen.Doch wie kommt der – vorsichtig formuliert – unkonventionelle Fußi eigentlich zu Aufträgen à la „NZZ“ oder Wirtschaftsbund (neben diversen Unternehmen arbeitet er auch noch für SPÖ und Grüne)? „Weil ich gut bin“, sagt er selbstbewusst. Und die „Wirrungen seines Lebens“ eben auch zu seiner Marke beigetragen hätten.
to be continued....