Rocko Schamonis Wohnung ist 180 Quadratmeter groß, die Räume sind vier Meter hoch und aus der riesigen Fensterfront blicken Gäste auf einen der schönsten Fleete der Hamburger Innenstadt. Viele seiner Freunde beneiden Schamoni um diese Wohnung. Er selbst findet es ganz normal, so zu wohnen. Sein Musikstudio hat Schamoni im Schlafzimmer untergebracht. In eine Ecke baute er ein Doppelbett für sich und seine Freundin Dorle mit sehr hohen Stelzen. So hoch, dass die beiden beim Aufwachen immer wieder mit den Köpfen an die Decke stossen. Unterm Bett - das ist eine Idee von Schamoni - befindet sich das Schlagzeug. In der gegenüberliegenden Ecke stehen die anderen Instrumente: Laptop, andere Computer, Synthesizer, Plattensammlung, Gitarre, Orgel und jede Menge Bildschirme. Hier hat Schamoni auch "Rocko Schamoni" aufgenommen.
Seit beinahe 20 Jahren ist er jetzt schon im Showgeschäft und der Titel seines neuen Werkes sagt es schon: Es ist wieder mal die Zeit gekommen, um darüber nachzudenken, was dieses Leben eigentlich gebracht hat. Wo steht dieser Mann? Schamoni erfüllt sich mit dem vielen Geld der Virgin auch einen alten Traum: Er kann seine besten Kompositionen im großen Stil instrumentieren. Er kann sich jetzt echte Bläser und Streicher leisten um tatsächlich so zu klingen wie Frank Sinatra - wenn man von den leichten Simmunterschieden mal absieht. Viele, die Schamoni kennen, die seine Musik lieben, die über seine Gags lachen, die seinen Tanzstil nachahmen, die seinen Goldzahn ablecken wollen, können nicht verstehen, warum dieser Kerl nie ein Superstar geworden ist.
Um das Wesen Schamonis und seine Kunst zu verstehen, muss man ein paar Geschichten aus seiner Kindheit kennen. Mit zwölf Jahren war Rocko Schamoni, Jahrgang 1966, einer der ersten Punks in Lütjenburg und die verlogene Bürgerlichkeit in dem Ostseedorf kotzte ihn an. Dennoch gefielen ihm die hübschen Töchter der wohlhabenden Familien sehr. Rocko zertrampelte die Beete der Nachbarn und rupfte die Blumen aus dem Boden um sie den knackigen Girls auf dem Schulhof zu schenken. Später tätowierte er sich dann mit einer Stricknadel das Wort "Punk" auf die Wade, ging nach Hamburg in die Hausbesetzerszene, weil dort der Wohnraum am billigsten war und machte sich viele Freunde mit seinem unverbrauchten Charme. Die imperialen, reaktionären Mächte zu zerstören, und dabei stets zärtlich und einfühlsam zu agieren, war immer schon Schamonis Auftrag an sich selbst. Die Philosophie vom liebenden Protest ist in seinem gesamten Werk zu erkennen. Vom Debut "Liebe kann man sich nicht kaufen" über den Roman "Risiko des Ruhms" bis zur aktuellen LP.
Die erste Single-Auskopplung von "Rocko Schamoni" heisst "Geld ist eine Droge" und damit variiert Schamoni eines seiner zentralen Themen: Die Gier nach Geld in der Gesellschaft, die dazu führt, dass einige sehr reich werden und viele arm bleiben. Keine Hitgarantie hat auch "Berlin Woman", ein älterer Song, den Schamoni mit Hilfe von Carsten ?Aerobic" Meyer auf eine elegant übertriebene Art neu aufnahm. Klingt jetzt wie ein Duett von Harald Juhnke und Manfred Krug.Und natürlich spielt auch die Sexualität wieder eine große Rolle. In drei Hörspielen erleben exotische Frauen sexuelle Abenteuer.
Wer nach 20 Jahren in diesem Geschäft eine CD aufnimmt, die klingt wie "Rocko Schamoni", der muss ein ziemlich guter Musiker sein.
Group Elite - Rocko Schamoni