sein Vater: JOHN COLTRANE. die Mutter: ALICE COLTRANE.
Der Name Coltrane klingt in jedem Jazz-Liebhaber-Ohr einfach wunderbar. Als Sohn des legendären Saxophonisten John Coltrane und der Pianistin Alice Coltrane stieg der New Yorker Saxophonist Ravi Coltrane gleich in eine Liga ein, deren Namen beeindruckend zu lesen sind. Er spielte mit Herbie Hancock, McCoy Tyner, Steve Coleman, Stanley Clarke, Branford Marsalis, Jeff Tain Watts, Al Jarreau, Drew Gress und vielen mehr. Der Journalist Richard Cook meinte zu Ravi Coltrane: „Trotz seines Coltrane-Erbes klingt er stilistisch doch mehr nach Joe Henderson oder Dextor Gordon“.
Ravi Coltrane sax,
David Virelles p,
Dezron Douglas b,
Johnathan Blake dr
Ravi Coltrane, 1965 geboren, Sohn von Jazzlegende John and Alice Coltrane und nach dem indischen Sitar-Virtuosen Ravi Shankar benannt, hat sich aus dem übergroßen Schatten seines Vaters freispielen können. Inzwischen trägt Ravi Coltrane seine Bürde mit Würde: "Es ist ein Fluch und ein Segen zugleich", stöhnt der smarte Mann aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn. Frisch und lebendig, swingend und forsch improvisierend spielt sich das Quartet durch ein stimmungsvolles Repertoire aus Originals, gelegentlich mit Standards aus dem Great American Songbook durchsetzt. Der modernisierte Hardbop atmet den Geist des legendären Vaters, doch Ravi Coltrane verarbeitet das Erbe zu einem eigenständigen Personalstil. Ravi Coltrane bevorzugt gemäßigte Tempi. Seine Soli schwingen in langen sonoren und hymnischen Bögen; in schnellen Läufen perlen die ornamentalen Verzierungen fast nebenbei aus dem Instrument. Virtuos münden diese Alleingänge hin und wieder sogar in sakrale Sounds und kinderliedhaft schlichte Melodiosität. Dann aber bricht die Jugend durch und Ravi Coltrane wechselt zu freien und pulsierenden Passagen, mit rasanten Stakkati, bei denen er in dem Schlagzeuger E.J. Strickland und dem Bassisten Drew Gress treibende, kongeniale Begleiter findet. Pianist Luis Perdomo ist eher lyrisch orientiert, verfällt aber immer wieder auch in rasende Bebop-Läufe mit angedeuteten Clustern.
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MARKUS STEGMAYR
MUSIC in THE CITY
auf www.provinnsbruck at
Alle reden von Flying Lotus und über dessen Verwandschaft mit Alice und John Coltrane. Doch kaum jemand spricht, abseits der "Jazz-Presse", von Ravi Coltrane, der sogar noch näher verwandt mit den musikalischen Größen John und Alice Coltrane ist: Er ist deren Sohn. Am 21.11. gastiert Ravi Coltrane in Innsbruck. Seine Musik ist definitiv nicht nur was für "Jazzer".
Wenn die eigenen Eltern John und Alice Coltrane heißen, dann ist es vielleicht gar nicht so leicht, seine eigene musikalische "Stimme", den eigenen Ton zu finden und überhaupt erst musikalisch tätig zu werden. Wer die musikalischen Revolutionen kennt, die John Coltrane losgetreten hat, wer seine Fähigkeit zur Improvisiation ebenso kennt wie seine melodischen Kompetenzen, der wird diese erstmals respektieren müssen, egal ob Jazz-HörerIn oder nicht. Wer ein Saxophon in die Hand nimmt, muss sich auch dem Vermächtnis von John Coltrane stellen. Und Ravi spielt, wie sein Vater, dieses Instrument und bewerkstelligt diese Aufgabe so gut wie wenig andere.
Wie groß der persönliche Einfluss von John Coltrane auf seinen Sohn Ravi ist, ist zweifelhaft, starb John doch als Ravi noch keine zwei Jahre alt war. Aufgezogen wurde er also von seiner Mutter, Alica Coltrane, ebenfalls eine begnadete Musikerin, die zu Unrecht noch ein wenig im Schatten ihres Mannes John Coltrane steht.
Doch eigentlich kann man sich Ravi Coltrane kaum über Verwandtschaftsverhältnisse annähern, deutlich ist aber, dass er die Jazzgeschichte im Schlaf nachspielen und runterbeten könnte. Nur: Auf seinem wunderbaren neuen Album "Spirit Fiction" macht er nicht den Fehler, das Spätwerk seines Vaters in Sachen Radikalität übertrumpfen zu wollen, sondern vielmehr ist auf dieser Platte, neben spielerischer Raffinesse, die sozusagen "alle Stückeln" spielt, auch eine Lässigkeit zu hören, die man bei diesen übergroßen Fußstapfen nicht unbedingt vermuten würde.
Ravi versucht erst gar nicht, sich noch weiter in die Offenheit und Freiheit des "Free-Jazz" hineinzubegeben, sondern er spielt auf den ersten Blick eine relativ gut hörbare Form von Jazz, der zwar um die Möglichkeiten der Improvisation weiß, der aber immer auch nach guten Melodien und Emotionen trachtet. Man merkt es sofort: Auch Ravi ist ein großartiger Melodiker, der es zugleich auch versteht, seine Band mit traumwandlerischer Sicherheit an den Rande des (musikalischen) Abgrunds zu führen.
Diese musikalischen Grenzgänge darf man am 21.11. im Treibhaus bewundern - und natürlich wird über das Konzert auf ausführlich berichtet werden!